Susanne Goga- Die Sprache der Schatten

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Susanne Goga- Die Sprache der Schatten

Beitragvon Lesefratz » 06.07.2011, 13:32

Susanne Goga- Die Sprache der Schatten
Verlag: Diana/TB
Erscheinungsdatum: 06/11
ISBN: 978-3-453-35468-5
Genre: historischer Roman

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Die Sprache der Schatten: Roman
Susanne Goga
Diana Verlag 2011-05-09 Taschenbuch 448 Seiten

Klappentext: (quelle: diana)

Schwarze Schatten, schemenhafte Züge, abgewandte Gestalten. Eine eindringliche Szenerie und kein einziges Gesicht. Als Rika das namenlose Bild geschenkt bekommt, ist sie so fasziniert, dass sie beschließt, den Maler ausfindig zu machen. Ihre Suche führt sie in die Spandauer Vorstadt zu Anthonis, einem Außenseiter, talentiert und rätselhaft, der sich von der Welt zurückgezogen hat und meist nur noch eine Sache auf die Leinwand bringt: Menschen ohne Gesichter. Instinktiv weiß Rika, dass mehr dahintersteckt, als Anthonis sie glauben lassen will — und sie ist entschlossen, sein Geheimnis zu enthüllen …

Meine Zusammenfassung:

Rika hat zwar nicht das Talent ihrer Mutter geerbt, als Damenschneiderin Furore machen zu können, doch sie liebt das Zeichnen und Lesen über alles. Nach dem Tod ihres Vaters, begibt sich Rikas Mutter mit einem angefertigten Kleid zu Conrad Hesse, einem angesehenen Händler für Damenkonfektion und der ist so begeistert vom Talent der Mutter, dass er diese kurzerhand einstellt.
Auch Rika bietet er, als sie herangewachsen ist, eine Anstellung als Modezeichnerin an und aus geschaffener, beruflicher Nähe zwischen den beiden entsteht bald Zuneigung. Als der viel ältere Conrad Rika bittet seine Frau zu werden, nimmt diese glücklich den Heiratsantrag an und ist von nun an Teil einer reichen Familie.
Conrad hat noch zwei Kinder aus erster Ehe- Tochter Anna und seinen Sohn Alexander.
Während sich das Verhältnis zu Anna problemlos und freundschaftlich gestaltet, hat es Rika mit Alexander zunächst schwer. Doch nach dem plötzlichen Tod von Conrad bemüht dieser sich mehr um seine Stiefmutter, was Rika zunächst äußerst verwirrend findet.
Eines Tages schenkt ihr Alexander ein Bild, möchte ihr jedoch nicht den Namen des Künstlers verraten. Und Rika, ganz neugierig geworden, möchte es nicht auf sich beruhen lassen und forscht nach dem unbekannten Künstler.
Dabei stößt sie auf ein besonderes Schicksal und einen außergewöhnlichen Mann.

Währenddessen soll Anna, wenn es nach Alexander geht, den Sohn einer befreundeten Familie heiraten, um die Position des Konfektionshauses Hesses noch mehr zu stärken. Doch stattdessen verliebt sich Anna in einen in Alexanders Augen völlig ungeeigneten Kandidaten, der zudem auch noch eine völlig andere Glaubensrichtung besitzt. Und so beginnt Alexander systematisch damit Anna und auch Rika das Leben schwer zu machen…

Meine Einschätzung:

Es ist sehr schwer, allein in der Zusammenfassung des Inhaltes nicht gleich zuviel zu verraten, denn Susanne Goga hat in ihrem neuen Roman gleich einige brisante Zutaten zu einem spannenden historischen Romancocktail zusammengemixt.
Ich war bereits von ihrem Erstlingswerk „Das Leonoardo-Papier“ sehr angetan, doch diesmal gelingt es der Autorin sogar noch sich einen kleinen Tick zu steigern. Der Roman ist wie immer atmosphärisch dicht geschrieben, wartet mit einem interessanten Setting auf und versprüht viel Zeit und Lokalkolorit, doch diesmal fällt dazu der Spannungsbogen noch ein wenig höher aus .

Diesmal führt die Autorin ihre Leser ins Berlin um 1876 in die Welt der Modebranche bzw. zu den Anfängen der Damenkonfektionsfertigung und gibt literarische Einblicke in damalige Stoffmanufakturen.
Es ist eine Art Familiengeschichte, die sie hier erzählt, in deren Mittelpunkt sowohl Rika als Witwe Conrad Hesses steht, als auch ihre Stieftochter Anna, die sich beide in Alexanders Augen unpassende Männer verlieben.
Neben diesem erwähnten Hauptplot greift Susanne Goga aber zudem noch ein weiteres, zur damaligen Zeit recht „heißes Eisen“ auf. Eine der Nebenfiguren in dieser Story ist homosexuell. Dieser Handlungsstrang ist jedoch nicht reißerisch inszeniert, sondern fügt sich informativ und spannend in den weiteren dramatischen Verlauf der Hauptstory mit ein, wodurch man als Leser ein sehr gutes Bild des historischen Berlins/ Deutschlands, bzw. des Verhaltenskodexes der damaligen Menschen vermittelt bekommt.
Außerdem erfährt man Wissenswertes über die seltene Krankheit Prosopagnosie (Gesichtsblindheit) und über den schleichenden Verlauf des Antisemetismus.

Trotz aller Zutaten ist es dennoch kein „schwerer Stoff“ sondern durchaus ein unterhaltsamer historischer Roman mit viel Tiefgang geworden.
Kleine Romantiker wie ich, werden sicherlich mit Interesse die Liebesgeschichten innerhalb der Geschichte verfolgen, doch sollten sie im Vorfeld wissen, dass diese jedoch eher eine untergeordnete Rolle spielen. Hauptsächlich steht die Selbstfindung der agierenden Personen im Vordergrund der Story.
Die farbige Ausdrucksweise und der gelungene Schreibstil der Autorin sind dabei ein weiteres Bonbon für mich gewesen.

Meine Bewertung: :) :) :) :) :) von 5 Punkten

:stern
Lesefratz
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