Julia Quinn- Rendezvous im Hyde Park

LIROS, die in der Zeit des Rokoko und Biedermeier in England spielen

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Julia Quinn- Rendezvous im Hyde Park

Beitragvon Lesefratz » 02.02.2012, 15:41

Julia Quinn- Rendezvous im Hyde Park
Originaltitel: Ten Things I Love About You
Verlag: Cora
Band: Historical Gold Band 244
Erscheinungsdatum: Januar 2012
Genre: Historischer Liebesroman

Klappentext: (quelle: cora)

Annabels erste Saison in London! Die betörende Schönheit soll einen vermögenden Ehemann finden, um für ihre verarmte Familie zu sorgen. Aber muss ausgerechnet ein lüsterner Wüstling wie der entsetzlich alte Earl of Newbury sie umwerben? Während einer Abendgesellschaft flieht sie schockiert aus dem Ballsaal – direkt in die Arme des faszinierenden Sebastian Grey. Ein spontaner Kuss des jungen Charmeurs weckt verzehrende Sehnsucht in Annabel, jemanden wie ihn will sie heiraten! Doch als sie ihn verliebten Herzens zu einem offiziellen Rendezvous im Hyde Park trifft, muss sie feststellen: Ihr neuer Verehrer ist leider ein bitterarmer Habenichts …

Meine Zusammenfassung:

Eigentlich sollte sich Annabel glücklich schätzen, denn ihre aristokratischen Großeltern ermöglichen ihr eine Saison in London. Allerdings gibt es auch einen gewaltigen Haken an der Sache. Ihre Großeltern haben sehr schnell einen potentiellen Ehekandidaten für sie ausgesucht, der unpassender nicht sein könnte. Der Earl of Newbury ist bereits im gleichen Alter wie ihre Großeltern und zudem nur aus einem Grund an Annabel interessiert- sie soll ihm als „Zuchtstute“ dienen, denn der Earl braucht händeringend einen Erben und setzt in dieser Hinsicht ganz auf Annabels gebärfreudiges Becken und die Tatsache, dass sie aus einer kinderreichen Familie stammt. Doch Eile tut für den Earl of Newbury Not, denn er hat mit Sebastian Grey einen überaus attraktiven Neffen, der, sollte der Earl keine eigenen Kinder vorweisen können, bei dessen Ableben den Titel und den Besitz erben würde. Eigentlich wäre das eine annehmbare Möglichkeit den Titel in der Familie zu halten, wenn der Earl und Sebastian sich nicht aus tiefster Seele verachten würden.

Und ausgerechnet Sebastian ist es, dem Annabel eines Abends während eines Balles in die Arme läuft, als sie auf der Flucht vor dem grabschigen Earl of Newbury ist. Sebastian hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck bei Annabel, doch als sie einen Tag später erfährt, wer er ist, versucht sie alles Mögliche, um ihm zu verheimlichen, dass sie die Verlobte seines Onkels ist und löst trotzdem einen Skandal aus, der ihren gesellschaftlichen Ruin zur Folge haben könnte. Wird es eine Zukunft für Annabel und Sebastian geben, oder muss Annabel den greisenhaften Earl of Newbury ehelichen?

Meine Einschätzung:

Der abschließende Band der „Bevelstoke“ Trilogie lässt mich trotz typischer Julia Quinn Zutaten (beschwingter Schreibstil, amüsanter Wortgefechte und einer wunderbaren Liebeserklärung am Ende des Bandes) wieder etwas unschlüssig zurück und ich muss ehrlich sagen, dass ich mich bei der Bewertung etwas schwer tue. Auf der einen Seite steht mit Sebastian und Annabel ein sympathisches Heldenpaar im Mittelpunkt der Story, es gibt eine Schurken (wenn dieser auch eher eine traurige Gestalt ist…), jede Menge an schrulligen Nebenfiguren; zudem bindet die Autorin auch noch mal Harry (der allerdings völlig uninteressant beschrieben wird) und Olivia ins Geschehen mit ein und die typische Leichtigkeit der Quinn Romane ist auch zu spüren. Doch es gibt leider auch einige Minuspunkte, die mir eine bessere Bewertung unmöglich gemacht haben. Mein erster Kritikpunkt gebührt der Handlung selbst. Sicher Liebesehen waren zu der Zeitepoche eher eine Seltenheit in Adelskreisen, (ACHTUNG SPOILER!!!)

..... doch dass die eigene (liebende) Großmutter ihrer Enkelin einen Gatten auswählt, der nicht nur so alt ist wie die Greisin, sondern mit dem sie zudem einst selbst eine Affäre hatte aus der ein Sohn hervorging, war mir dann doch ein wenig zu starker Tobak! Außerdem fand ich die Art wie sich die Großeltern und auch der Earl of Newbury auszudrücken belieben einfach zu gewöhnlich für meinen Geschmack und vor allem für ihre Herkunft und „Kinderstube“ unglaubwürdig.

SPOILER ENDE:

Annabels ausweglose Lage kann man sehr gut verstehen; sie ist gezwungen eine gute Partie zu machen um ihre Familie ernähren zu können, doch ehrlich gesagt konnte ich nicht nachvollziehen, wieso ihre Großeltern angeblich nicht in der Lage sind, einen besseren Ehemann für sie an Land zu ziehen. Kommen wir zu Sebastian: Fiel er im Vorgängerband „Fenster zum Herzen“ schon allein durch seinen Witz und seinen Esprit auf, kommt man in seiner Geschichte nicht drum herum festzustellen, dass er trotz eines gewissen „tortured Hero“ Aspektes, stets ein wenig blass und schemenhaft beschrieben bleibt. Erschwerend kommt dazu, dass die Autorin den Grund für sein „Problem“ zwar anschneidet- dieses jedoch nur an der Oberfläche behandelt bleibt und irgendwann ganz vernachlässigt wird.

Und für mich der wichtigste Kritikpunkt: es passiert in der ersten Hälfte des Romans fast gar nichts! Man wird Zeuge, wie Annabel in eine ungeliebte Verlobung gedrängt wird, sie lernt Sebastian kennen, beide führen unzählige Gespräche miteinander die zugegebenermaßen stellenweise sehr amüsant sind, treffen sich zu verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen und außer dem unvermeidbaren Skandal passiert absolut nichts. So kam bei mir doch ein wenig Langeweile auf und ich musste den Impuls den Roman zur Seite zu legen einige Male sehr unterdrücken. In der zweiten Hälfte des Romans wird es dann etwas besser, doch ehrlich gesagt, fand ich den Auftritt des Earl of Newburys am Ende, dann einfach lächerlich- vor allem fragt man sich ständig, warum nur???

Ich würde diesen abschließenden Teil der Bevelstoke Reihe wirklich nur eingefleischten Julia Quinn Fans und denjenigen Lesern empfehlen, die sich von einer etwas abstrusen Story nicht abschrecken lassen. Wer weniger Probleme damit haben sollte, bekommt zumindest einen leichten historischen Liebesroman serviert, der zwar nicht zu Quinns besten Büchern gehört, aber der dank ihres immer noch außergewöhnlich guten Schreibstils besser ist, als so manch andere Lektüre in diesem Genre. Dennoch für mich kommen sowohl „Fenster zum Herzen“ (2. Teil) als auch „Rendezvous im Hyde Park“ (3. Teil) leider zu keinem Zeitpunkt an den überragenden 1. Teil „Für immer und ewig, Viscount“ heran.

Meine Bewertung: 3.5 von 5 Punkten

:stern
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Re: Julia Quinn- Rendezvous im Hyde Park

Beitragvon patwelli » 20.04.2012, 13:37

Welch Seltenheit *g* - ich kann mich deiner Rezi nur voll und ganz anschließen. Ich habe unendlich lange für das Buch gebraucht, mich unendlich gelangweilt und hatte auch gar keine Gelüste, das Buch unbedingt wieder in die Hand zu nehmen, um es zu Ende zu lesen. Es war mein Autobuch - und zum Gähnen.

Die Helden blieben beide blass bis zum Schluß - und den Quinnschen Witz hab ich vergebens gesucht. Total genervt hat mich das Verhalten aller Beteiligten - bis auf Sebastian und Annabelle - die das ja für so eine tolle Ehe hielten, und ständig meinten, wie glücklich sich Annabelle doch schätzen kann. Hatten die allesamt Scheuklappen auf? Wo waren die herrlichen, schrulligen Damen aus den Bridgertons, die so herrlich trockene Wahrheiten ausstießen? Annabells Großmutter hat bei mir auf der ganzen Linie versagt - Liebe zu einem Enkelkind sieht anders aus.

Die Herzlichkeit untereinander, die die Besonderheit bei den Bridgertons sind, fehlte hier fast völlig, einzig Annabells Cousine ließ mal ein Fünkchen Humor oder Brillanz aufblitzen. Annabel selber erinnerte eher an eine Kuh, die teilnahmslos zur Schlachtbank geführt wird. So wirklich hat die Geschichte mein Herz nicht berührt, was ich wirklich schade finde, da Julia Quinn eigentlich immer ein Garant für gute Unterhaltung war. Aber die letzten beiden Bücher waren ja auch schon nicht wirklich toll - hoffentlich kann sie sich wieder steigern.

LG
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Re: Julia Quinn- Rendezvous im Hyde Park

Beitragvon Marina G. » 21.04.2012, 10:41

patwelli hat geschrieben:Die Herzlichkeit untereinander, die die Besonderheit bei den Bridgertons sind, fehlte hier fast völlig, einzig Annabells Cousine ließ mal ein Fünkchen Humor oder Brillanz aufblitzen. Annabel selber erinnerte eher an eine Kuh, die teilnahmslos zur Schlachtbank geführt wird. So wirklich hat die Geschichte mein Herz nicht berührt, was ich wirklich schade finde, da Julia Quinn eigentlich immer ein Garant für gute Unterhaltung war. Aber die letzten beiden Bücher waren ja auch schon nicht wirklich toll - hoffentlich kann sie sich wieder steigern.


Ich liebe die Bridgertons, den gerade die Herzlichkeit war hier so wunderbar unterhaltsam. Nun bin ich froh, dass ich mir den Roman nicht gekauft haben. Ich werde lieber die Bridgertons noch mal lesen :)
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