Eric T. Hansen - Die Nibelungenreise

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Eric T. Hansen - Die Nibelungenreise

Beitragvon mallory » 13.10.2012, 17:43

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Die Nibelungenreise: Mit dem VW-Bus durchs Mittelalter
Eric T. Hansen
Piper Taschenbuch 2007-04 Taschenbuch 368 Seiten

Zum Autor und Inhalt des Buches: Eric T. Hansen ist auf Hawaii geboren doch bei weitem nicht der typische hawaiianische Beachboy. Viel lieber sitzt er in seiner Jugend auf seinem Zimmer und liest über das Mittelalter, über Ritter und Schlachten und die Hohe Minne. Zu seinen Lieblingen gehört Wolfram von Eschenbachs "Parzival" genauso wie das "Nibelungenlied". Als sich ihm die Chance bietet als Mormonen-Missionar nach Deutschland zu kommen ergreift er die Gelegenheit an die Orte seiner Kindheitsträume zu kommen. Er bekehrt ein nettes deutsches Mädchen zum Mormonentum, heiratet es, trennt sich nach einigen Jahren von seiner Kirche und seiner Frau und zieht nach Berlin. Achtzehn Jahre ist er in Deutschland als in ihm der Wunsch immer stärker wird, auf den Spuren des Mittelalters die Stätten seiner Jugendhelden zu verfolgen. Besucht er zunächst nur die Wartburg, so wächst sich das Projekt zu einer immer größeren Aktion aus, die ihn schließlich in einem von VW gesponserten Van auf den Spuren des Nibelungenliedes durch Deutschland, Ungarn und Österreich führt.

Meine Meinung: Es ist schwer über dieses Buch eine Rezi zu schreiben die ihm gerecht wird. Mit feinem Humor lernt Hansen Land und Leute kennen, interviewt Wissenschaftler und Zufallsbekanntschaften über ihre Beziehung zum Mittelalter, zu den historischen Schauplätzen ihrer Heimat, zu ihrer Liebe zu Land und Leuten und ihrem Verhältnis zur Liebe. Dies tut er etwas unorganisiert, was dazu geführt hat, dass es sich bei diesem Buch nicht um einen trockenen Reisebericht oder ein Geschichtsbuch handelt. Hansen plaudert sozusagen über Geschichte und ihre Helden. Er beginnt mit Störtebeker und seinem Kampf gegen die Hanse (der allerdings zugegebenermaßen nichts mit den Nibelungen zu tun hatte ;) ), er demontiert Legenden und sucht die Wahrheit dahinter, er macht deutlich wo die Geschichte aufhört und die Dichtung anfängt. Das alles schreibt er auf respektvolle Weise, immer wieder durchzogen von feiner Ironie, was ihn von seinem Schriftstellerkollegen Bill Bryson unterscheidet, der in Wo bitte geht's nach Domodossola zwar brüllend komisch über Deutschland zu berichten weiß, dabei aber bitterböse schreibt und sehr vernichtend Schwächen aufzeigt. Das macht seine Bücher für mich sehr anstrengend so dass ich noch keines fertig gelesen habe. Bei Eric T. Hansen dagegen merkt man, dass er seine Wahlheimat liebt. Wenn er sich über die kleinen Schwächen der Menschen auf seinem Weg lustig macht, dann tut er das liebevoll.
Ich habe nie das Nibelungenlied gelesen, nie Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ und nie eines der Liebesgedichte des Walther von der Vogelweide. Trotzdem habe ich nach diesem Buch dank Hansens Tipp ein Hörbuch von "Parzival" auf meinen Wunschzettel genommen. Zusammenfassend könnte man sagen, da kommt ein Amerikaner daher und schafft es, mir auf äußerst unterhaltsame Weise einen Teil deutsch-österreichischer Geschichte nahe zu bringen, der mich davor nie interessiert hatte. Das muss man erst mal schaffen. Und dazu noch auf eine Art und Weise, dass ich keine einzige Seite übersprungen oder auch nur überflogen hätte!

Meine Wertung:
4,5 von 5 :lesen

:stern
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
Else Pannek (1932-2010)
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