Heute Morgen fertig gelesen.
Aber so begeistert bin ich nicht. Es ist ein gutes Buch gewesen, definitiv, und ein schöner Zeitvertreib. Aber volle Punktzahl wird es von mir nicht bekommen.
Es ist absolut in Ich-Form geschrieben. Und hier war es das erste mal für mich, daß es mir so bewusst negativ auffiel. Ich fand es dadurch zu flappsig. Teils war ich etwas genervt von Glorys Gedankengängen. Daß ihr on-off-Lover Jerry besitzergreifend ist steht ausser Frage, aber wäre es nicht in Ich-Form geschrieben, würde man sicherlich besser verstehen können, warum er immer so machohaft beschützend ist. Teils fand ich Glorys Gehabe darum auch zu übertrieben. Man merkt den beiden schon an, daß sie sehr viel füreinander empfinden. Umso erstaunlicher für mich, daß es zwischen den beiden immer wieder Machtkämpfe gibt, die doch immer wieder nur im Bett enden, wo doch durch die Krimigeschichte ernsthafte Bedrohung besteht für Glory. Allerdings finde ich den Krimiaspekt zu flach, für mich zuviel Vorhersehbares und Spannung nur im kleinen Rahmen.
Hier ist es mal so, daß Vampire körperlich weiterhin so bleiben, wie zu dem Zeitpunkt ihrer Wandlung. Das hat mir manchmal wirklich leid getan. Denn aufgeschlossener scheinen Vampire in dieser Geschichte nicht zu sein. zB gibt es ein schwules Vampir-Päärchen, das mit der einen Mutter zusammen lebt. Wie es sich für Mütter so gehört, ist sie älter als ihr Sohn. Sieht also auch älter aus und scheint mir alleine dadurch schon ein Exot in der Geschichte, denn alle anderen beschriebenen Charaktere sind jünger gewandelt worden. Diese Mutter hat im Gegensatz zu allen anderen allerdings ein sehr mangelhaftes bis nicht existentes Sexualleben, wo mehrfach betont wird im Buch, daß Vamps nunmal sehr sexuelle "Menschen" sind. Mir scheint, auch Vampire können nicht weiter denken, als zu ihrer Nasenspitze
eigentlich hätte ich erwartet, daß bei diesen Voraussetzungen nicht so starr gedacht wird, was Optik und Alter angeht.
Das bringt mich zu den Fähigkeiten der Vampire. U.a. können sie Gedanken lesen. Und ihre Gedanken natürlich abblocken. Das tun auch alle fleissig. Alle, ausser Glory. Sie ist ein offenes Buch für jedes mystische Wesen. Und alle lesen auch ohne schlechtes Gewissen permantent in ihrer wirren Gedankenwelt und kommentieren diese. Das bringt Glory allerdings nicht dazu ihre Block-Fähigkeiten trainiert, denn sie bekommt davon durch mangelndes Training eine Art Vampiermigräne
Ja, man muß wohl Prioritäten setzen
Diese Priorität ist irgendwann dann Damien, der sich erst zum Ziel setzte, aus Konkurenzkampf mit seinem Freund Jerry Glory zu erobern, und später dann einfach aus Prinzip, weil Glory ihm widersteht. Wobei es immer wieder Wankelmütigkeiten ihrerseits gibt. Auch nachdem er sich an ihrem Blut bedient hat, womit er ein ungeschriebenes Vampirgesetz übertritt. Trotzdem ist Glory ihm später nicht abgeneigt, sie vergisst durch ihre sex. Triebigkeit einfach, daß er sich so verhalten hat. Weil er so unglaublich attraktiv und charmant ist usw usf. Wobei er seinen "Charme" auch gerne aufdrängt, indem er ihre Gedanken manipuliert. Unglücklicherweise ist er ihr Vermieter und Bruder ihrer WG-Mitbewohnerin, so daß doch immer wieder Berührungspunkte vorhanden sind.
Und mit solchem Verhalten habe ich einfach meine Probleme.
Glory zieht am Anfang der Geschichte nach Austin, Texas. Ich stellte mir das die ganze Zeit vor wie eine Art Kleinstadt und wunderte mich, wieso dort soviele Exoten rumlaufen. Auch fand ich es gewagt von Glory, nach 2 Tagen von einem Erfolg zu sprechen, nachdem sie die relativ spontane Idee hatte, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, indem sie antiquarische Kleidung und Möbel anbietet. Nun habe ich extra geguckt übers Inet, wie groß Austin denn eigentlich ist usw und bin da bei wikipedia auf dieses gestoßen:
"Austin [ˈɔːstɪn] ist die Hauptstadt und die viertgrößte Stadt des US-Bundesstaates Texas. Sie liegt am Colorado River und gilt, für texanische Verhältnisse, als ungewöhnlich liberal und alternativ. Der überall präsente Slogan
"Keep Austin Weird" (Austin soll ungewöhnlich bleiben) gilt als besonders treffendes Motto für die studentisch geprägte Atmosphäre der Stadt."
ok, das erkärt dann, warum soviele mystische Exoten dort rumlaufen und auch der Bedarf nach Retrokleidung und -möbiliar in dem Ausmaß besteht
Trotzdem mir die zeigt die Erfolgsaussage Glorys nach der kurzen Zeit, wie naiv sie ist. Das kann doch auch in Austin nicht so anders sein als anderswo, zumal sie noch nicht genau abschätzen kann/konnte, wieviele Angestellte und Zulieferer usw von Nöten sind.
Naja, nicht zu genau drüber nachdenken, dann ist es definitv ein Lesevergnügen, trotz allem.
Aber ich merke, daß mir diese Ich-Form das Lesevergnügen schmälert, zumal so der Fokus natürlich immer auf Glory lastet, die mir zu wankelmütig, naiv und triebgesteuert ist. Dann die Toleranz den persönlichen Übergriffen (bzgl Gedankenlesens aller mystischen Wesen, insbesondere aber Damiens) gegenüber und die seichte Krimigeschichte, ergibt für mich
3,5 von 5 Punkten
Ich bin einfach nicht ganz warm geworden mit der Geschichte, zuviele Störfaktoren. Trotzdem ist sie gut zu lesen. Mal sehen, was der 2te Teil später bringt, denn es soll ja eine neue Serie werden.