Ich hab schon ein paar Inspirationals gelesen, weil sich einfach das Thema gut anhörte oder weil ich die Autorin mochte. In einigen Fällen war das okay, wenn die Protagonisten eben einfach gläubig sind, gerade wenn es sich um einen historischen Roman handelt.
Aber manchmal wird da zu sehr drauf rumgetreten und alles andere verteufelt (wie war das noch mal mit der christlichen Toleranz und Nächstenliebe???) Besonders aufgestoßen hat mich das bei "Wiener Verwicklungen", (das mir an sich eigentlich gut gefallen hat, siehe Rezi unter Zeitgenössische Romances) als die Protagonistin und ein paar andere Leiter einer Pfadfindergruppe zusammensitzen und mit der Gruppe diskutieren was nach dem Tod ist und eine Gruppenleiterin meint, sie wisse es nicht (was ja nachvollziehbar ist, ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht
), aber sie könne sich vorstellen, dass die Reinkarnation möglich sei. Und unsere Protagonistin tickt voll aus (nur in Gedanken, aber immerhin!): wie kann so jemand eine christliche Gruppe leiten, wenn er nicht an den Himmel glaubt. Sie weiß natürlich, was nach dem Tod ist: sie ruft Jesus an und muss dann nicht mal ins Purgatorium, sondern kommt gleich in den Himmel. Dann überlegt sie sich, ob sie dem Pfarrer mal Bescheid geben soll, welche Ketzerin er da in seiner Organisation hat ... Danach wollte ich gar nicht mehr weiterlesen. Diese Selbstbeweihräucherung "Nur-ich-hab-Recht-denn-ich-geh-jeden-Sonntag-in-die-Kirche" ist einfach furchtbar. Auch in diesem Buch gilt strikt: "No Sex before Marriage"
Jetzt noch mal allgemein zu Inspirationals mit der Kein-Sex-vor-der-Ehe-Attitüde: Ich respektiere diese Einstellung, aber ich finde, man muss deshalb die, die nicht so lange warten, nicht als Huren hinstellen. Jesus selbst hat ja auch der Ehebrecherin verziehen ...
Aber ich schaue normalerweise, dass ich um diese Art der Lektüre einen großen Bogen mache. Ich finde es nämlich schade, dass darin Moral und Religion gleichgesetzt werden. Aber zum Glück steht das ja immer groß drauf
Eine Autorin, die ich immer sehr gerne gelesen habe (Louise Bagshawe) und die bei Sexszenen auch nie ein Blatt vor den Mund genommen hat, und in denen Ehebruch keine Seltenheit war, ist jetzt zum Katholizismus konvertiert und schreibt ab sofort keine Sexszenen mehr. Schade eigentlich, dass Sexualität immer noch in der Gesellschaft so sehr tabuisiert ist
Lg,
Kerstin