So, nun also nochmal von vorn:
Die Autorin hat es wieder geschafft, dass ich nicht so recht weiß wie ich ihre Geschichte beurteilen soll.
Die Rahmenstory ist sehr spannend und ich möchte unbedingt wissen wie sie weitergeht, wie sich der dritte Buchanan, der Sheriff Ryley entwickelt und welches seine Geschichte sein wird. Wie geht es mit den Casus, dem Kollektiv, den Merricks, dem Konsortium und den Watchmen weiter? In der Entwicklung dieser Geschichte liegen klar die Stärken der Autorin.
Ihre Schwächen zeigen sich bei der Beschreibung der Liebesbeziehung und der Protas. Saige ist eine sehr selbstständige, zum Teil sture Person, die es auch mal fertigbringt, auf der Flucht vor grauenhaften Monstern - den Casus - vom Helden jetzt sofort und auf der Stelle eine Erklärung für irgendwas zu fordern.
Das ist schon recht kleinkindhaftes Verhalten. Zum Glück hat sie solche Aussetzer nicht so oft.
Quinn ist ein richtiger tortured hero, der in seiner Vergangenheit etwas Grauenhaftes erleben musste und dadurch das Vertrauen in die Frauen verloren hat. Es dauert lange, bis beide so weit Vertrauen zueinander fassen dass eine Beziehung überhaupt möglich wäre. Ab diesem Zeitpunkt fragte ich mich dann nur noch "Wo ist Quinns Problem? Warum geht er nicht endlich mit Saige ins Bett?" Ständig ist die Rede davon, dass seine Gattung beim Sex zu exzessiv, zu brutal sei, doch bis zum Schluss ergeht sich die Autorin nur in vagen Andeutungen. Hat sie kein Problem damit ausführlich über die Gewaltphantasien des Casus zu schreiben, die der dann auch umsetzt, so ist ihr vermutlich dann doch nicht eingefallen was beim Sex mit einem Raptor so brutal sein kann.
So bleibt unklar, warum sich Quinn bis kurz vor Schluss der Geschichte so ziert mit Saige ins Bett zu gehen.
Außerdem störte mich, dass die Autorin in ihren Beschreibungen recht unklar bleibt. Wird der Casus in seiner dämonischen Form noch einigermaßen anschaulich beschrieben, so erfährt man von Quinn in seiner Gestaltwandlerform nur, dass er Krallen und schwarze Flügel bekommt. Bleibt er sonst ein Mensch? Verändert sich seine Physiognomie irgendwie? Man weiß es nicht. Der Tigerwandler wird ein Tiger, der Werwolf ein Wolf. Aber was wird der Raptor? Was ist ein Raptor überhaupt? Das musste ich mir selbst ergoogeln und übersetzen und bin mit der Beschreibung "Raubvogel" immer noch nicht glücklich.
Denn so wurde mir seiner Erscheinung noch unklarer.
Woran ich mich im 2. Band schon fast gewöhnt habe, das sind die überschwänglichen Adjektive, die die Autorin zu lieben scheint. Gleich auf der zweiten Seite erfährt man das Saige eine Wasserflasche in ihrer "entzückenden Hand" hält.
Und so geht es gerade weiter. Ständig ist etwas an ihr entzückend oder an ihm atemberaubend stark/schön/sinnlich. Etwas weniger hätte auch gereicht.
Fazit: Eine eigentlich spannende Geschichte, die durch die Helden etwas verliert. Trotzdem hoffe ich, dass der 3. Teil noch übersetzt werden wird.
Meine Wertung:
4 von 5