von World of Armitage » 02.10.2009, 21:36
Wie bei allen Titeln dieser Serie war es mir unmöglich, das Buch vor dem Ende der ersten Hälfte aus der Hand zu legen. Fast auf magische Weise schafft es Christine Feehan, die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln indem sie die beiden Hauptpersonen das gute alte Katz- und Mausspiel spielen lässt. Und je mehr sie sich Colby gegen Rafael wehrt, desto interessanter wird es. Nebenhandlung? Andere Personen? Egal. Also ist genau das eingetreten, was bei mir bei allen Karpathianer-Romane passiert: bis die beiden sich kriegen klebe ich an dem Buch, danach wird quergelesen bis zur letzten Seite. Die Randhandlung über den bösen, bösen Vampir Kirja und die Machenschaften der anderen, korrupten Farmer habe ich komplett überblättert.
In gewohnt langatmigem, schwülstigem und altmodischem Schreibstil watet der Leser die erste Hälfte des Buches über in einer exzessiven Darstellung eines teils unfassbaren, überwältigenden und beschämenden Machogehabe, das nicht selten in Sexismus übergeht. Rafael ist bislang der unerbittlichste, dominanteste und rücksichtsloseste Vertreter seiner Spezies, schlimmer noch als Gregori und Jacques. Sein Verhalten gegenüber Colby ist oft herrisch und grob. Er lässt überhaupt keine Gegenwehr zu und nachdem er sich am Anfang entschlossen hat, Colby mitzunehmen, lässt er keinerlei Widerrede zu. Er versucht mit allen Mitteln, sie ihm hörig zu machen und erzwingt förmlich ihre Liebe. Auch wenn ich es wirklich sehr gern mag, wenn der männlich Hauptcharakter eine selbstbewusste, dominante Persönlichkeit ist, kam mir Rafael an manchen Stellen sehr ungerecht und uneinsichtig vor. Immer alles gegen den Willen seiner Gefährtin zu entscheiden mit der Entschuldigung, sie beschützen zu wollen, kann nicht richtig sein. Und Colby wehrt sich zum Glück auch heftig, doch gegen Ende musste die Autorin ja irgendwann alles in Wohlgefallen auflösen und Colbys plötzliche Meinungsänderung ist sehr aufgesetzt.
Sonstige Spannung ist so gut wie nicht vorhanden und seitenfüllende, blutige Kampfszenen mit Rafael, Nicolas, dem Vampir etc. reißen es auch nicht raus. Einziges interessantes Detail ist die Anspielung auf die nächste "Paarung" zwischen Vikirnoff und Natalya.
Die minderwertige Nebenhandlung, die überzogenen Rollenklischees und die sich ständig wiederholenden Liebesszenen sind es auch, die C. Feehans Romane nie über das Mittelmaß hinauswachsen lassen. Trotz der seltsamen Sucht, die beim Lesen der ersten Worte entfesselt wird, entsteht kein bleibender Eindruck.
Ab diesem Band erscheinen die Bücher auch mit neuem Cover in etwas modernerem Stil. Das passt dann zwar im Regal nicht mehr zu den Vorgängern, doch immerhin kann man in der Öffentlichkeit das Buch aufschlagen ohne gleich abschätzend-wissende Blicke zugeworfen zu kriegen.
Fazit
Typischer Karpathianer-Roman mit altmodischem Flair und krasser Rollenverteilung.