Corinna Kastner- Die verborgene Kammer

mörderische Spannung im Buch

Moderatoren: mallory, Mondfrau, gini

Corinna Kastner- Die verborgene Kammer

Beitragvon Lesefratz » 08.06.2009, 10:04

Corinna Kastner- Die verborgene Kammer
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 978-3404162796
Erscheinungsdatum: Mai 2009
Genre: Romantic Suspense

Bild
Die verborgene Kammer
Corinna Kastner
Lübbe 2009-05-12 Broschiert 590 Seiten


Meine Bewertung: :D :D :D :D :D von 5 Punkten. (Keeper!)

Klappentext:

In meiner Erinnerung höre ich ihn noch heute, diesen Schrei, die beiden lang gezogenen Silben, die gequält über meine Lippen drangen. Als könne meine Stimme sie wieder zum Leben erwecken. Als Viktoria überraschend die Hälfte einer Villa an der mecklenburgischen Ostseeküste erbt, ahnt sie nichts von der dunklen Geschichte des Hauses. Auch Roman, der charismatische Fremde, mit dem sie ihr Erbe teilen muss, scheint von der Neuigkeit überrumpelt. Warum hat der Verstorbene, den weder Viktoria noch Roman gekannt haben, sie so großzügig in seinem Testament bedacht? Und was hat es mit dem verschlossenen Zimmer auf sich und den Gerüchten um die seltsame alte Dame, die einst in der Villa lebte? Die Antwort liegt tief in der Vergangenheit des geheimnisvollen Anwesens begraben... (Quelle: Bastei Lübbe)

Meine Zusammenfassung:

Nach einer gescheiterten Liebesbeziehung mit Henrik Gerlach, befindet sich die Schriftstellerin Viktoria auf einer Lesereise ihres aktuellen Buches. Immer wieder sitzt in den Reihen der interessierten Leser ein älterer Mann, der sie eines Tages sogar darum bittet, sein Leseexemplar zu signieren.
„Für Johanna“, soll Viktoria als Widmung in das Buch schreiben.
Obwohl sie eine seltsame Verbindung zu dem Mann spürt, lässt sie den Moment ihn anzusprechen ungenutzt verstreichen; im Nachhinein ist sie jedoch so eingenommen von seinem Erscheinungsbild, dass sie insgeheim beschließt, ihn zum fiktiven Protagonisten in einem ihrer nächsten Bücher zu machen.
Kurz darauf bricht sie zusammen mit ihrer Freundin Melli, der Schwester ihres Ex-Freundes Henrik auf nach Fischland; ans Meer nach Wustrow, einem kleinen Ort an der Ostsee, um dort ein paar Tage auszuspannen.
Dort entdeckt sie beim Stöbern in den vielen kleinen Läden ein altes Gemälde, dass sie anspricht und kurzentschlossen kauft sie es sich auch, ohne überhaupt ahnen zu können, wie wichtig das Bild in naher Zukunft für sie werden wird.

Der gemeinsame Aufenthalt in Wustrow ist leider nur von sehr kurzer Dauer, denn Mellis Chef und guter Freund Martin Niemann stirbt kurz darauf und beide müssen nun umgehend die Heimreise antreten.
Viktoria fällt jedoch aus allen Wolken, als sie bei der Beerdigung ein Bild des Verstorbenen entdeckt- es ist ihr „Patriarch“, der Mann aus der Buchhandlung!
Und mehr noch, Martin Niemann hat ihr und einem ihr unbekannten Mann zudem eine Villa in Wustrow vermacht.

Schon vom ersten Moment an ist Viktoria fasziniert von der „Kranichburg“; genauso wie auch der andere Erbe der Villa, Roman Marendorff, Sohn einer reichen Familie die ein gutgehendes Hotel besitzt.
Da beiden das Haus nur unter der Auflage mindestens zwei Monate gemeinsam darin zu wohnen, zugesprochen werden kann, kommen beide überein, dieser Auflage so schnell wie möglich Folge zu leisten.

Während der Besichtigung des Hauses entdecken Viktoria und Roman einen abgeschlossenen Raum. Die Frage, was sich wohl dahinter verbirgt, lässt ihnen von nun an, keine Ruhe mehr. Es ist letztendlich Viktoria die sich ein Herz fasst und den Raum öffnen lässt.
Dort finden sie und Roman unter anderem Gemälde vor, die dem kürzlich erworbenen Bild von Viktoria unglaublich ähneln. Sie recherchieren, dass es sich bei der Malerin um Marie von Kampen gehandelt haben muss, der ehemaligen Besitzerin der „Kranichburg“ und versuchen von nun an, Maries geheimnisvolles Leben zu ergründen, weil sie ahnen, dass sie beide nur so den Grund dafür erfahren können, wieso sie als Erben der „Kranichburg“ eingesetzt wurden.

Diese Recherche fördert Unglaubliches zu Tage und Viktoria und Roman müssen lernen, dass Dinge die in der Vergangenheit geschehen sind, selbst heute noch die Grundfesten ihrer Familienbande erschüttern dürften...


Meine Einschätzung:

„Die verborgene Kammer“ ist mein erstes Buch der Autorin und hat mich von Beginn an gefesselt. Corinna Kastner hat hier einen atmosphärisch dichten Roman erschaffen, der langsam aber stetig immer mehr Fahrt aufnimmt und den Leser teilhaben lässt an einer spannenden und unterhaltsamen Recherche in die Vergangenheit.
Das Buch spielt auf zwei Ebenen. Zum einen erfährt man als Leser, wie Roman und Viktoria das Rätsel um Marie von Kampen lösen und sich langsam annähern.
Zum anderen wird man an Marie von Kampens Lebensgeschichte durch das vom Heldenpaar aufgefundene Tagebuch der Protagonistin Stück für Stück behutsam herangeführt.
Die Tagebucheinträge von Marie sind wie eine Nacherzählung der Geschehnisse vergangener Zeiten und so gut und packend erzählt, dass man das Buch einfach nicht zur Seite legen kann.
(Ich gebe zu, ich habe es durchaus versucht, bin jedoch kläglich an meiner Neugierde gescheitert ;-) )

Geschickt führt Corinna Kastner die Leser zunächst auf einige falsche Fährten, was die vielen Zusammenhänge und Verwicklungen von Maries und Doros Lebensgeschichte angeht und deren Auflösung am Ende ist für mich sehr überraschend gewesen.
Obwohl Viktoria und Roman zwei interessante Charaktere sind, waren für mich die eigentlichen Heldinnen des Buches Marie und ihre Zwillingsschwester Doro.
Ihre „Story“ lässt vor dem Auge des Lesers die Welt vor den zwei Weltkriegen auferstehen- sehr bildhaft und realistisch sind auch die Handlungsorte und damalige Verhaltensregeln der Etikette beschrieben.
Man leidet und bangt mit Marie und Doro, die beide unglücklich verliebt sind, weil sie sich in einen unstandesgemäßen Mann verliebt haben und hofft obwohl die Situation der beiden Frauen ausweglos ist, auf ein Happy End.

Trotz der „Dicke“ des Romans hat das Buch keinerlei Längen, was sowohl die Recherche in der Gegenwart, als auch die Geschichte von Marie von Kampen angeht. Immer wieder geschieht etwas Unerwartetes; ein Puzzleteil wird gelöst, dafür stellen sich sogleich wieder neue offene Fragen; die Autorin forciert in dieser Weise geschickt die Neugierde ihrer Leserschaft.
Als kleine Romantikerin hätte ich mir vielleicht ein wenig mehr gemeinsame Dialoge zwischen Viktoria und Roman gewünscht; also eine ausführlichere Aussprache zwischen beiden, die plausibler macht, wieso sich beide ineinander verlieben, aber dieser kleine Kritikpunkt fällt nicht wirklich ins Gewicht, da der Roman als Gesamtwerk betrachtet einfach ein unheimlicher Pageturner ist.
Wer Suspenseromane von Autoren wie zum Beispiel Charlotte Link schätzt, dürfte auch mit diesem Roman von Corinna Kastner richtig liegen.
Lobend erwähnen möchte ich zuletzt noch das sehr ansprechende, leicht glänzende Cover, dass wunderbar die düstere Atmosphäre in der Villa „Kranichburg“ widerspiegelt.

:stern
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Beitragvon Loewenzahn » 08.07.2009, 13:38

Kann mich der Meinung von Lesefratz nur anschließen. Ein sehr spannender Pageturner, der seine Spannung aus der Handlung und der Psychologie zieht und im Gegensatz zu manchen heutigen Bestsellern ohne Pathologen und Serienkiller auskommt.

Die Handlungsorte sind sehr ansprechend und bildhaft beschrieben. Für mich ein besonderer Reiz, weil Erinnerungen an einen früheren Urlaub in dieser Landschaft reanimiert wurden :D .

Die Beziehung von Roman und Viktoria war für mich zunächst sehr logisch und ansprechend aufgebaut, allerdings dann ab einem späteren Punkt ein bißchen zu kühl und nüchtern, um die Tiefe der Gefühle nachzuempfinden, die sich am Ende im sicheren und zweifelsfreien Umgang der beiden miteinander zeigt. Durch die Verlagsbezeichnung "Romantic Thrill" waren meine Erwartungen an den romantischen Anteil allerdings (auch aus der Erfahrung mit historischen Liros ;) )ein bißchen höher. Für einen Kriminalroman und dafür, daß im Buch hauptsächlich die Auflösung der Vergangenheitsgeschichte Thema ist, fand ich die Art der Liebesgeschichte passend.

Und da die Autorin nichts für mich in die Irre führende Verlagsbezeichnungen kann, gibt's auch von mir


:D :D :D :D :D von 5 Punkten
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Beitragvon DG7NCA / CAROLA » 11.07.2009, 13:35

Hier meine Meinung zu dem Buch.

Den Prolog fand ich einen sehr guten Einstieg in das Buch, er machte Neugierig was es mit den ganzen Anspielungen auf sich hat.
Die Geschichte war angenehm Detailreich in den Schilderungen der Örtlichkeiten, der Stimmungen und den Gedanken. Oft liefen kleine Kopfkino Szenen von Gebäuden und Landschaft vor den Augen ab.
Der Schreibstil war klar und flüssig, so das ich keine "Holperer" hatte und beim lesen nicht über irgendwelche Wortschöpfungen oder schlechte Sprache gestolpert bin.
Der Spannungsaufbau blieb sehr gut erhalten und die nach und nach auftauchenden Puzzelteilchen legten eine sehr interessante und durchdachte Story dar.
Das Einfügen und Hervorheben des Tagebuches sowie dem privaten Kirchenbuch war eine sehr gelungene Absetzung von dem aktuellen Geschehen. Das Buch im Buch, oder die Vergangenheit somit auch optisch kenntlich.
Das Tagebuch läßt einen sehr tiefen Blick in Maries Denken, ihre Stimmung und Gefühle sowie die zeitlichen Konventionen werfen. Auch ihre innige Verbundenheit zu ihrer Zwillingsschwester Doro.
Spätestens ab hier hatte ich meinen ersten Verdacht was es mit Doro und Marie auf sich hat.

Für mich war aber in diesem Buch die Szenen mit den Bldern sehr intensiv. Ich habe hier sehr viel mit dem Bereich aus der Psychiatrischen Kunst-Therapie gelesen und "gesehen". Das aufschlüsseln und zuordnen
von Viktoria der Bilder brachte schnell zu Tage das die Malerin unter einem Post-Traumatischen Syndrom leidet.

Der Bereich in dem Viktoria spekulativ die weitere Geschichte von Marie als "Roman" ausarbeitet , da war ich sehr zwiegespalten. inerseits finde ich diese Idee gut, aber trotzdem fand ich Viktorias "Gabe" intuitiv die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen zu aufdringlich. Etwas mehr Fehler, Falschinterpretationen wären mir reeller erschienen.
Allerdings war mir Viktoria in ihrer schriftstellerischen Person sehr angenehm. Sie kam als authentisch rüber.

Die zwischenmenschlichen Beziehungen von Viktoria, Roman, Mellie und Henrik hatten teilweise leicht extreme Tendenzen. Auch die romantische beziehung zwischen Viktoria und Roman war mir nicht so angenehm. Das liegt aber sicher auch daran das ich mit Roman als Prota in diesem Buch nicht so warm geworden war.
Und endlich Martin iemann diese Figur die eigentlich alles ins Rollen brachte und auf irgendeine Art und Weise mit jedem Prota oder Figur in der Geschichte verbunden war und den Roten Faden vorgab, er zeigte sich bis zum Ende als geheimnisvoll. Schluss endlich ist seine wahre Motivation nicht hundertprozentig klar.

Die Grundidee , aus kleinen Bruchstücken zu Anfang über Recherche und Zufälle eine brisante und Geheimnisvolle Familien Geschichte zu entwirren ist sehr gut gelungen. Ich habe mich beim lesen nicht ablenken lassen und es mit interesse, Gefühlsauruhr und mitspekulieren durch gelesen.

Nun noch zum Titel "Die verborgene Kammer". Ich beziehe diesen nicht auf reale Räume sondern eher auf Marie/Doro , sie hat ihre eigene Identität in einer "geistigen" Kammer verborgen.

Meine Bewertung 8,5 von 10 Punkten
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DG7NCA / CAROLA
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