In Todesangst - Linwood Barclay

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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In Todesangst - Linwood Barclay

Beitragvon Lenya » 10.11.2009, 18:09

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In Todesangst
Linwood Barclay
List Hardcover 2009-09-01 Gebundene Ausgabe 448 Seiten

Inhalt

Tim Blake macht sich ernsthaft Sorgen, als seine 17-jährige Tochter Sydney nicht von ihrem Ferienjob nach Hause kommt. In diesem Sommer lebt sie bei ihm und nicht bei seiner geschiedenen Frau, die in derselben Stadt lebt.

Tim begibt sich auf die Suche nach seiner Tochter, doch schon bald wird ihm klar, dass etwas nicht stimmen kann. In dem Hotel, in welchem Sydney angeblich arbeitete, scheint man sie gar nicht zu kennen und niemand weiß über ihren Verbleib bescheid, nicht einmal ihre Freunde. Je tiefer Tim gräbt, desto mehr bringt er sich selbst in Gefahr und schon bald wird klar: Sydney muss irgendetwas gewusst haben, das sie nicht wissen durfte.
Tim gibt nicht auf, für ihn zählt nur eins: Seine Tochter finden, und wenn es das Letzte ist, was er tut…

Kritik

Nachdem ich schon „Ohne ein Wort“ mit großer Begeisterung und „Dem Tode nah“ gelesen habe, war ich sehr gespannt auf Linwood Barclays neues Werk.
Wieder geht es hier um Dinge, die nicht so sind wie sie auf den ersten Blick scheinen. Natürlich rührt der Autor mit dieser Geschichte an Urängste, die jeder kennen dürfte. Das eigene Kind verschwindet und niemand weiß, wo sie ist oder warum sie verschwunden sein könnte. Noch dazu scheint Tim seine Tochter gar nicht wirklich gekannt zu haben, denn immer neue Dinge kommen ans Tageslicht, die er sich nicht erklären kann.

Die Story an sich klingt zweifellos spannend. Doch schafft es Barclay auch, diese Spannung bis zum Schluss zu halten? Tatsächlich dreht sich die Geschichte hin und wieder im Kreis und erscheint mehr als diffus. Trotzdem kann man das Buch nur schwer aus der Hand legen. Ein großer Pluspunkt ist hier der Schreibstil des Autors, der sich sehr flüssig und angenehm lesen lässt.
Die Story ist nicht schlecht und man fiebert auf jeden Fall mit Tim mit, aus dessen Sicht die Geschichte in der Ich-Perspektive erzählt wird. Auf jeden Fall möchte man natürlich wissen, ob er seine Tochter am Ende findet oder nicht.

Ein Minuspunkt bei Barclay ist der, dass das Buch doch sehr stark an seine Vorgänger erinnert. Die Story ist zwar eine andere, doch die Mechanismen sind dieselben. Die Auflösung empfand ich dann als etwas unspektakulär, aber mehr will ich nicht vorweg nehmen. Sicher lohnt es sich, gerade für Fans des Autors, zu diesem Buch zu greifen. Barclay ist auf jeden Fall ein großes Talent im Thrillergenre.

Fazit

Solider Thriller. Kein Höhepunkt, aber durchaus lesenswert.

7 von 9 Punkten!
:stern
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Beitragvon patwelli » 03.12.2009, 21:23

„Ohne ein Wort“ und „Dem Tode nah“ verschwindet Sydney „In Todesangst“. Kann Linwood Barclay wohl an seine vorherigen Erfolge anknüpfen? Er kann, und schon nach den ersten Seiten ist man wieder völlig gefesselt.

Wissen Sie, wo ihre Kinder jetzt in diesem Moment sind? Wann haben Sie das letzte Mal ihre Frau / Freundin / Freund oder Mann gesehen? Wie gut meinen Sie, ihre Freunde zu kennen? Wo und wann würden Sie anfangen zu suchen, wenn ein geliebter Mensch einfach nicht mehr nach Hause kommt? Erschreckend, wie schnell und wie gründlich doch ein Mensch verschwinden kann, ohne eine Spur zu hinterlassen, obwohl er intensiv gesucht wird.

Tims Tochter Sydney kommt eines Abends von ihrem Ferienjob in einem nahen Hotel nicht nach Hause. Als Tim sie in dem Hotel sucht, ist sie dort völlig unbekannt und verzweifelt fragt er sich, ob er seine Tochter überhaupt richtig kennt. Da Sydney schon 17 Jahre alt ist, wird sie von der Polizei als Ausreißerin behandelt und erst, als ihr Auto mit Spuren gefunden wird, intensiv gesucht. Doch bis dahin sind ihre Eltern bereits durch die Hölle gegangen, verzweifelt schöpfen sie jede Möglichkeit aus, Sydney zu finden. Natürlich ist Tim dadurch in seiner Arbeit abgelenkt und nach den ersten Tagen der Ungewissheit stößt er nur noch auf Unverständnis bei seiner Chefin. Tim geht jederzeit jedem noch so kleinen Hinweis nach, allerdings stößt er durch sein penetrantes Nachfragen bald in ein Wespennest und er muß erkennen, dass er ins Visier von skrupellosen Verbrechern geraten ist. Ob es dieselben sind, die auch der Grund für Sydneys Verschwinden sind?

Filmreif rast man geradezu durch diesen Thriller, anfangs gibt es überhaupt keine Hinweise, wieso und wohin Sydney verschwunden ist. Eindringlich und berührend beschreibt Barclay Tims Hilflosigkeit, seine verzweifelte Suche und sein ständiges Scheitern an der Bürokratie, an seinem Job und an dem Unverständnis seiner Mitmenschen. Actionreich ist der zweite Teil, als sich ein Geheimnis nach dem anderen löst, die Hinweise sich verdichten und das Puzzle sich zu einem Ganzen zusammenfügt. Besonders zum Schluß hin hat man den Eindruck, dass Barclay schon mal grob ein Drehbuch für die Verfilmung geschrieben hat, manches wirkt dann doch arg übertrieben und an den Haaren herbeigezogen.

Es gibt aber auch leise und feinfühlige Töne in dem Buch. Tim ist zwar ein guter Autoverkäufer, aber als er auf Drängen seiner Frau ein Autohaus aufmacht, scheitert er an der Verwaltung. Daran scheitert auch seine Ehe, aber im Stillen liebt er seine Frau immer noch. Deshalb ignoriert und demütigt er ständig ihren neuen Freund, und es ist ihm mehr als nur unangenehm, als er seine Hilfe bei der Suche annehmen muss. Im Laufe der Geschichte wandeln sich seine Gefühle, er lernt sowohl seine Exfrau als auch deren Freund von einer ganz neuen Seite kennen. In den Zeiten der Not halten sie zusammen und unterstützen sich alle gegenseitig.

Das Perfide an dem Buch sind die ständigen Fragen nach dem Warum. Ist Sydney absichtlich verschwunden oder wurde sie entführt? Oder sogar umgebracht? Wie hat sie es geschafft, so spurlos zu verschwinden? Irgendjemand muss doch etwas wissen! Aber bis dahin ist es ein weiter, steiniger Weg, auf dem viele Mitmenschen nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Es dauert lange, bis das erste Licht am Ende des Tunnels erscheint, aber dann geht es in einer rasanten Achterbahnfahrt auf und ab, höchstgefährliche und tödliche Situationen inklusive.

Der Titel ist absolut treffend, denn nicht nur Tim hat Todesangst. Viele Themen werden angesprochen, neben dem absoluten Verschwinden geht es auch um einen Stalker und was eine Samenspende so alles auslösen kann. Überraschend das Ende, die Auflösung ist gelungen. Man mag zwar einiges vorher ahnen, aber die Gewissheit kommt erst ganz zum Schluß.

Fazit

Linwood Barclay hat wieder einmal bewiesen, dass er es kann und zu Recht zu den Bestsellerautoren gehört. Spannend, actionreich und geheimnisvoll, aber auch feinfühlig und nachdenklich kommt „In Todesangst“ daher. Wer glaubt, seine Mitmenschen zu kennen, wird nach dieser Lektüre von vielen erst einmal das Schlimmste annehmen, denn kaum einer entpuppt sich als das, was er vorgibt zu sein.
Meine verwendeten Bilder habe ich entweder selbst erstellt oder sie kommen von dieser Seite

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