Inge Löhnig - In weisser Stille

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Inge Löhnig - In weisser Stille

Beitragvon patwelli » 27.01.2010, 10:23

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In weißer Stille
Inge Löhnig
Ullstein Taschenbuch 2010-01-13 Taschenbuch 448 Seiten

Klappentext:

Ein stürmischer Oktoberabend: In seinem Wochenendhaus am Starnberger See wird ein pensionierter Kinderarzt tot aufgefunden. An eine Heizung gefesselt, ist er langsam verdurstet – ein qualvoller Tod, der sofort die Frage nach dem Motiv aufwirft. Erste Spuren deuten auf Raubmord hin. Doch als Kommissar Konstantin Dühnfort nach und nach den dunklen Charakter des Toten enthüllt, stößt er auf ein Drama, das die längst erwachsenen Kinder des Ermordeten bis heute verfolgt. Quelle: Ullstein

Meine Meinung:

Nach ihrem gelungenen Debütroman nun der zweite Fall, in dem Kommissar Dühnfort ermitteln darf. Ein ehemaliger Kinderarzt wird in seinem Wochenendhaus tot aufgefunden, gefesselt an einer Heizung, so dass er langsam und qualvoll verdurstet ist – wie gefühllos muss jemand sein, um einen alten Mann so lange leiden zu lassen. Albert, sein ältester Sohn hat ihn gefunden – scheidet er damit automatisch als Verdächtiger aus? Als noch ein brisantes Fotoalbum in der Wohnung von Wolfram Heckeroth, dem Mordopfer, gefunden wird, erweitert sich der Kreis der Tatverdächtigen und der Mordmotive um einiges. Ist es doch kein Raubmord gewesen? War der Täter auf Rache aus oder brauchte er Geld? In gewohnter spannender Erzählqualität lässt uns Inge Löhnig an den Ermittlungen teilnehmen – und natürlich auch an den Familienschicksalen und den Privatproblemen der Ermittler. Wie schon im ersten Band beinhaltet auch dieses Buch nicht nur den eigentlichen Fall, sondern auch noch vieles darum herum.

Dr. Wolfram Heckeroth hinterlässt drei Kinder. Albert, der älteste, ist in seine Fußstapfen getreten und Kinderarzt geworden. Außerdem galt ihm die ganze Liebe und Anerkennung des Vaters, er war der Thronfolger und hat dieses wirklich ausgekostet. Caroline, die einzige Tochter, kämpft seit ihrer Kindheit um die Aufmerksamkeit des Vaters – leider vergebens. Sie ist knallhart in ihrem Job, Karriere hat die oberste Priorität – wenn es da nicht die ständigen Zweifel gäbe, ob ihr Freund Marc wirklich sie als Person liebt oder mehr die Vorzüge ihres Jobs. Der jüngste Sohn, Bertram, ist ein erfolgloser Architekt, den gehörige Geldsorgen plagen. Der prädestinierte Verdächtige, die Ermittlungen fokussieren sich schnell auf ihn, besonders, da er sich nicht gerade kooperativ gibt. Zusätzlich gibt es dann noch seine ehemaligen Geliebten in dem Fotoalbum, die Wolfram in demütigenden Positionen photographiert hat. Rache als Motiv lässt sich nicht ausschließen, einige Frauen leiden noch heute unter der Erfahrung.

Viele lose Fäden werden zum Ende hin verknüpft, Ereignisse, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, erweisen sich als äußerst aufschlussreich. Nach einem etwas langatmigen Anfang schafft Inge Löhnig es durchaus, die Spannung zu halten, alle Fäden zu verknüpfen und viele Geschichten zu erzählen. Immer wieder bringt sie pikante Details in die Geschichte, sobald man meint, dem Täter auf der Spur zu sein, tauchen neue überraschende Beweise auf, die in eine ganz andere Richtung weisen. Dühnfort ist mittlerweile mit seiner Traumfrau Agnes zusammen, er möchte eine Familie und Kinder, bevor er zu alt dafür ist. Agnes ist sich nicht sicher und so muss Dühnfort eine Entscheidung treffen. Seine Kollegin Gina hat gesundheitliche Probleme, die ziemlich viel Raum beanspruchen. Caroline Heckeroth findet ein Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter und muss sich mit der Wahrheit über die Ehe ihrer Eltern auseinandersetzen. Alberts Frau Babs möchte wieder arbeiten und hat gleichzeitig den Verdacht, dass ihr Mann sie betrügt, Außerdem ist ihr die Erziehung ihrer Kinder, Zwillingssöhne, sehr wichtig, sie möchte, dass sie ordentliche Menschen werden, die moralisch einwandfrei handeln. Dazu gehört auch, sich mit neumodischen Spielkonsolen zu beschäftigen. Alle diese Geschichten sind interessant und meisterhaft erzählt, durch wechselnde Perspektiven erfährt der Leser viel über das Innenleben der einzelnen Personen, er lernt sie zu verstehen und in ihre Ängste zu schauen.

Diese Vielfältigkeit und Abwechslung bietet Spannung und für jeden ein Thema. Unvorhersehbare Konsequenzen eines zufälligen Unfalls, Krankheit, Wiedereinstieg ins Arbeitsleben, Be- und Erziehungsprobleme, Gewalt gegen Frauen und der immerwährende Wunsch nach Freiheit, Glück, Liebe und Anerkennung sind hier vertreten. Sie gehen eine wunderbare Symbiose ein, kein Thema ist langweilig, keine Geschichte zu kurz oder zu lang. Alle haben ihren Raum und ihre Zeit, es passt einfach perfekt. Zusätzlich noch das Rätselraten um den Täter, fast am Schluß fügt Löhnig noch einen weiteren Verdächtigen ein, der auch genau dorthin gehört mit einem schlüssigen Motiv. Ein geschickter Kunstgriff, der auch die Auflösung, die schlüssig ist, nicht beeinträchtigt. Nur der Cliffhanger am Schluß, der ist gemein und erhöht natürlich gleichzeitig die Spannung auf das nächste Buch – sofern es denn noch eines geben wird.


Von mir gibt es 4,5 von 5 Punkten.

:stern
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