Lea Korte - Die Maurin

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Lea Korte - Die Maurin

Beitragvon Klusi » 15.02.2010, 20:27

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Die Maurin
Lea Korte
Droemer/Knaur 2010-02-01 Broschiert 663 Seiten

Klappentext:
Andalusien im 15. Jahrhundert. Zwischen Mauren und Christen toben erbitterte Kämpfe - Kämpfe, die auch das Leben der jungen Zahra nicht unberührt lassen. . Als Hofdame und enge Vertraute -Aischas, der Hauptfrau des tyrannischen Emirs, gerät sie in ein grausames Spiel dunkler Intrigen und rücksichtsloser Machtkämpfe. Dann verliebt sie sich ausgerechnet in den Kastilier Gonzalo - eine Liebe, die sie in tödliche Gefahr bringt ...

Meine Meinung:
In ihrem neuen Roman erzählt Lea Korte die Geschichte der Maurin Zahra. Die junge Frau wächst in einer Zeit des Umbruchs auf der Iberischen Halbinsel auf. Der Alltag ist von Kämpfen zwischen Mauren und Christen geprägt, denn die kastilischen Könige Isabel und Fernando sind bestrebt, ihr Herrschaftsgebiet immer weiter auszudehnen und gleichzeitig die Mauren aus dem Land zu vertreiben, das sie seit mehr als 800 Jahren bewohnt und bebaut haben. Es sind die letzten Jahre der Reconquista.

In dieser Zeit lebt Zahra mit ihren Eltern und Geschwistern. Sie verbringt viel Zeit am Hof der maurischen Herrscherfamilie, bei Aischa, der ersten Frau des Emirs von Granada. Im muslimischen Glauben und in der alten Tradition ihres Volkes erzogen, kann sie sich nicht mit den Zwängen und Vorschriften abfinden, die sie einengen, sondern möchte gerne ein selbst bestimmtes Leben führen. Mit starkem Willen und viel Courage begibt sie sich immer wieder in gefährliche Situationen und bekommt dafür häufig den Unmut ihrer Familie zu spüren. Und dann geschieht, was eigentlich nicht sein darf: Sie verliebt sich in einen Christen. Ihre spontane Hilfsbereitschaft, ihr Gerechtigkeitssinn und eben ihre Liebe bringen Zahra immer wieder in Schwierigkeiten und in so manche aussichtslose Lage.

Bereits die äußere Aufmachung des Buches ist sehr ansprechend und informativ. Einleitend gibt es ein ausführliches Personenverzeichnis sowie einige Informationen zur Vorgeschichte, was ich sehr hilfreich fand. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass es im Anhang eine Zeittafel, die Stammbäume der Herrscherfamilien und eine umfassende Erklärung der fremden Begriffe gibt. Das alles zeugt von einer ausgezeichneten und gründlichen Recherche.

Mit ihrer lebendigen Schreibweise gelingt es der Autorin, die Farbenpracht der maurischen Kultur, die Schönheit der andalusischen Landschaft, aber auch das Elend der hungernden Menschen während der Belagerungen und das Kampfgetümmel der Schlachten dem Leser sehr plastisch nahe zu bringen. Kurzweilig und so ganz nebenbei erfährt man genau das richtige Maß an historischem Hintergrundwissen. Die Handlung orientiert sich zum größten Teil sehr genau an den wahren und belegten historischen Fakten, welche zusammen mit dem fiktiven Teil der Geschichte eine sehr gelungene Einheit bilden. Schon nach wenigen Seiten ist man mitten im Geschehen, und dabei gibt es immer wieder erstaunliche und unvorhergesehene Wendungen, die neue Spannung erzeugen. Ich habe mit der sympathischen Protagonistin gelacht und geweint, mitgefiebert und gebangt und konnte das Buch bis zum Ende nur schwer wieder aus der Hand legen.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Lea Korte sehr viel Herzblut in diesen Roman gesteckt hat. Mir hat er rundherum sehr gut gefallen, und viele der gewonnenen Eindrücke werden noch länger nachwirken.

Ich vergebe 5 von 5 möglichen :lesen :lesen :lesen :lesen :lesen

:stern
Liebe Grüße Klusi
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Beitragvon Ria » 18.02.2010, 15:31

Vielen Dank für die Rezi. Jetzt freu ich mich noch mehr auf die Leserunde und bin schon sehr gespannt
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Beitragvon Ria » 13.03.2010, 16:42

Ich bin mit dem Buch jetzt auch durch und total begeistert. Toll fand ich auch, dass es sich mal um ein Thema handelt über das noch nicht hundert Romane geschrieben wurden. Daher hab ich wirklich sehr viel neues erfahren. Und durch die Leserunde konnte ich mich damit auch intensiver damit auseinandersetzen als ich es wohl sonst getan hätte.

5 von 5 Punkten
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Beitragvon Wildfee » 15.03.2010, 15:22

Meine Meinung:
Eigentlich bietet dieser Roman alles, was das Leserherz begehrt: Interessante Zusatzinformationen, ungewöhnliches Setting, sympathische Charatere, Liebe zum Detail, flüssiger Stil und historische Genauigkeit.
Es gibt einen Glossar, ein Verzeichnis der handelnden Personen, Stammbäume und sogar ein Literaturverzeichnis für den historisch interessierten Leser. Das ist in meinen Augen ein großer Pluspunkt, den man längst nicht bei jedem historischen Roman findet.
Mit dem Südspanien des späten 15. Jahrhunderts hat man eine Zeit und einen Handlungsort, die in historischen Romanen eher selten als Vorlage dienen, das lässt den Roman in der Fülle der Neuerscheinungen doch herausragen.
Beim Lesen merkt man an den vielen kleinen Details, wie gut recherchiert wurde und ein kleiner Blick in ein Geschichtsbuch bestätigt diesen Eindruck. Das macht den Roman recht farbenfroh und lebendig.
Dennoch hat die Story meiner Ansicht nach ein Manko: Obwohl die Charaktere gut ausgearbeitet sind, sympathisch sind oder einem zumindest bildhaft vor Augen stehen, ist mir die Ausdrucks- und Handlungsweise der Figuren zu modern. Obwohl der Konflikt zwischen den Religionen und den Kulturen der zentrale Handlungspunkt des Romanes ist, hat man nicht immer den Eindruck, das die Figuren auch selbst stark religiös sind. Vielmehr wirken sie teilweise eher pragmatisch und das ist eine Anschauung, die ich nicht unbedingt mit dem späten Mittelalter/frühen Neuzeit in Verbindung bringen würde.
Sicherlich ist das aber reine Geschmackssache und Leser, die gerne über starke Frauenfiguren lesen, werden den Roman verschlingen. Die Erzählweise lässt einen den Roman jedenfalls kaum aus den Händen legen.
Mein Fazit: Solider historischer Roman mit interessanten Setting.

Meine Wertung:
8 von 10
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Hat die Blume einen Knick, war die Hummel wohl zu dick.
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