Lisa Valdez "Patience"

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Lisa Valdez "Patience"

Beitragvon Liluv » 12.04.2010, 13:20

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Patience (Berkley Sensation)
Lisa Valdez
Berkley 2010-04-06 Taschenbuch 368 Seiten



„Patience“. Bei diesem Buch war der Titel nun wirklich Programm. Fünf Jahre nach ihrem einschlägigen, wenn auch umstrittenen Debut „Passion“ erscheint nun der Folgeroman der „Dare Serie“ von Lisa Valdez. Wiederholte Verschiebung des Veröffentlichungstermins, Zurückhaltung der Autorin über die Gründe und Schweigen von Seiten des Verlags haben das Interesse an „Patience“ einerseits vielleicht erlahmen lassen, andererseits aber auch die Erwartungen in die Höhe geschraubt. Wenn ich von mir selbst ausgehe, hatte der Roman kaum eine realistische Chance die Erwartungen zu erfüllen. Jedoch wie der Roman dann letztendlich geworden ist, - das hatte ich nun keinesfalls erwartet.

Zum Inhalt: Patience Emmaline Passion, die kleine Schwester der Heldin des Vorgängerromans Passion, gilt als vielumworbene Schönheit, deren Verehrer aber bisher in keinem Fall ihr Herz erreichen können. Patience hat ein Geheimnis, nach einer unglücklichen Liebesgeschichte im Alter von 15, ist Patience ein gebranntes Kind und hat entschieden dass Liebe nichts für sie ist.
Matthew Hawkmore, hat wie auch Patience schon im Vorgängerroman eine Rolle gespielt. Als „Bastard“ öffentlich geoutet, ist er seinen guten Ruf, seine Position in der Gesellschaft und damit auch seine Verlobte los. Verletzt und verärgert ist auch er nicht auf der Suche nach Liebe als er eines Abends seine Schwägerin Patience küsst.
Damit beginnt eine Beziehung, die mich persönlich völlig überrascht hat und den eigentlichen Plot des Romans ziemlich in den Hintergrund drängt. Stark voneinander angezogen, beginnen beide Charaktere eine Art sexuelle Entdeckungs- bzw. Erziehungsreise, die den Roman inhaltlich dominieren.

„Dominieren“ ist hier das Schlüsselwort. Es ist kein Spoiler, oder zumindest einer, der es meiner Meinung nach Wert ist, an die Leserschaft weitergegeben zu werden, wenn ich sage, dass Dominanz und Unterwerfung die Thematik des Romans ausmachen. Die sexuellen Begegnungen von Patience und Matt sind nicht nur von Anfang an ziemlich heiß, sie gehören auch in die BDSM Kategorie. Das heißt Dominanz und Unterwerfung, Fesselspielchen, Bestrafungen sexueller Natur gehören zum Romankern und sind der Schlüssel um die Charaktere zu verstehen. Damit ist der Roman sicher nicht für jederfrau (oder jedermann). Da ich mich im BDSM Bereich weder im realen Leben noch in fiktionaler Weise auskenne (ich hab noch nie einen solchen Roman gelesen) hat mich diese Vorliebe der Charaktere ziemlich überrascht. Schlimmer noch, ich war anfangs ziemlich von Matts dominanter Art und Patience´ Bereitwilligkeit sich ihm zu unterwerfen verwirrt. Anfangs hatte ich noch das Gefühl es handele sich hier um einen altmodischen Historical in dem die Helden sich den Heldinnen aufdrängen und als Superalphas und „doormats“ (Fußabtreter) bezeichnet werden können. Und das kann ich nun so gar nicht leiden.

So ist es aber nicht. Klar ist Matt überdominant und Patience unterwürfig, jedoch hat Lisa Valdez das in einen anderen Kontext gestellt. Durch ihre jeweiligen sexuellen Vorlieben passen beide zueinander wie Topf und Deckel, außerdem wird die sexuelle Entdeckungsreise, auf die Matt Patience führt, als Selbstfindung zu ihrem wahren Ich und letztendlich zur Überwindung ihres alten Traumas dargestellt. Ob das letztendlich überzeugend ist, kann ich nur schwer beurteilen. Ich bin mir da nicht sicher.

Als nicht versierte BDSM-Leserin gab es Szenen in dem Buch, die mich mit den Zähnen haben knirschen lassen und mehr als einmal wünschte ich, Patience hätte Matt mit einem Feuerharken eins übergezogen. Ganz zu schweigen davon, dass ich meine feministische Sichtweise häufiger als sonst in Liebesromanen üblich unterdrücken musste.

Warum habe ich den Roman also zu Ende gelesen? Weil er mich trotz allem und gegen meinen Willen gefesselt hat. Und weil ich mich irgendwann entschlossen habe, die BDSM Beziehung von Matt und Patience einfach zu akzeptieren und mich nicht (oder nicht immer) moralisch dazu positionieren. Anders gesagt, hab ich gedacht, wem´s gefällt- bitte sehr.

Dennoch gibt es einiges was mich an dem Roman wirklich abgestoßen hat und das war vor allem die religiöse Tönung. Da ich nicht sehr versiert bin, was die Bibel angeht, kann ich das nicht näher analysieren. Ich empfehle hier aber die sehr kritische Rezension auf der Dear-Author Seite zu lesen Dear Author Rezension

Die Verbindung sexueller Selbstfindung mit weiblicher Unterwerfung und männlicher Dominanz als gottgewollte, natürliche Ordnung der Dinge, ist jedoch keine Weltsicht, der ich mich auch nur annähernd anschließen möchte. Gegen derartige sexuelle Vorlieben hab ich nix, jedem das seine (oder das ihre), aber diesen Lebens- und Liebesstil mit dem wahren Wesen von Mann und Frau zu begründen, da schwillt mir der Kamm. Sorry nee.

Dennoch bin ich Lisa Valdez als Autorin zugeneigt. Ich bewundere sie sogar dafür, dass sie trotz enger Genregrenzen ihr eigenes Buch mit ihrer eigenen Thematik schreibt. Und ich finde auch, dass –abgesehen von diesem Männer-Frauen-Unsinn- es ihr gelingt eine gefühlvolle und im letzten Viertel auch romantische Geschichte zu schreiben. Dennoch kommt das Buch nicht an „Passion“ heran. Passion war auch für meinen Geschmack etwas zu sexuell, mit etwas merkwürdigen Beschreibungen und seltsamen sexuellen Vorgängen, aber in diesem Roman hat Lisa Valdez es vor allem geschafft, die Liebesgeschichte in den Vordergrund zu stellen. Mark und Passion waren wundervolle Charaktere und ihre Geschichte hat mich sehr berührt. Mit Patience und Matt ging es mir anders. Manchmal mochte ich sie nicht und zum Teil hab ich sie nicht verstanden, dennoch wollte ich ihre Geschichte kennenlernen und wissen wie sie ausgeht.

Ich würde auch das nächste Lisa Valdez Buch kaufen, wäre jetzt aber etwas vorsichtiger mit dem Sofortkauf und würde erst mal abwarten.

Ich möchte für dieses Buch keine Punkte vergeben, da weder eine volle Punktzahl noch die Mindestpunktzahl meiner Meinung entspricht. Und so ein halbgares mittelmäßig trifft es auch nicht, da der Roman alles andere als mittelmäßig ist.
Vielleicht ändere ich meine Meinung noch, aber ich würde ihn schon empfehlen, allerdings sollte man wissen, worauf man sich einlässt.

:stern
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Beitragvon Wildfee » 12.04.2010, 14:13

:shock:

Ich storniere sofort meine Bestellung.

BDSM geht gar nicht und der religiöse Touch ist auch ein NO GO!

Wie die amerikanische Rezensentin so treffend sagt: inspirational erotica

Neee...ich steh schon mit beiden Genres für sich genommen auf Kriegsfuß, aber zusammen geht das gar nicht :nein
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Beitragvon Liluv » 12.04.2010, 17:00

Wildfee- so ging es mir auch. Irgendwie hatte ich mich dann eingelesen und deshalb hab ich das Buch bendet, aber ich find´s schon heikel. Ich wollte es aber möglichst neutral und "offen" rezensieren.

Mir ist auch nicht so ganz klar, warum das Buch als normaler historischer Liro vermarktet wird. Ich meine expliziter Sex, nun gut. Das kennen wir alle aus hist. Liros aber BDSM?
Wenn ich´s gewusst hätte, hätte ich das Buch auch nicht gekaut, weil ich mit der Thematik nix anfangen kann. Im nachhinein bin ich aber froh es gelesen zu haben, weil - naja wieder was gelernt. Wenn es auch nicht meinem Geschmack entspricht.

Die Bibelsache... also das ging echt gar nicht. Abgesehen von so einer richtig bescheuerten Weltsicht (es liegt in der Natur der Frauen dominiert zu werden), kam das für mich eher wie ein Plädoyer für Sado-Maso von Seiten der Autorin vor. Und da man eine gute Amerikanerin ist, wird das eben mit der Bibel gerechtfertigt. Vielleicht sind das ja Vorurteile, aber das war schon übel.

Ich glaube immer noch, dass Lisa Valdez schreiben kann und ein Händchen für Charaktere und Drama hat, aber ganz sicher kaufe ich keines ihrer Bücher mehr ohne vorherige Infos...


Übrigens erklärt Lisa Valdez einiges zur Wahl ihres plots und ihrer Version von "romance"
Lisa Valdez blogspot
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Re: Lisa Valdez "Patience"

Beitragvon alekto » 13.04.2010, 10:12

die religiöse komponente würde ich persönlich nicht so hoch hängen; ich fand sie gar nicht so ausgeprägt. diese geschichte mit der gottgewollten ordnung wird doch nur in einem einzigen gespräch erwähnt, oder? (zugegeben, dieses gespräch ist – vor allem aus heutiger sicht – in der tat äußerst befremdlich, aber dem damaligen zeitgeist war es sicher nicht allzu fern.)

unabhängig davon, dass ich dem punkt gar keine besondere beachtung geschenkt habe, fand ich das buch aber trotzdem grauenvoll. die ewig heulende patience war für mich eine extrem unglaubwürdige figur und matt ein fürchterliches arschloch; zudem fehlt dem buch die emotionale ebene. soll heißen: die gefühle/liebe der protagonisten füreinander waren überhaupt nicht nachvollziehbar. und dann auch noch diese bdsm-beziehung. ich hab ja schon diverse bücher zu diesem thema gelesen, "patience" dürfte das am wenigsten erotische gewesen sein. hängt vermutlich mit folgendem zusammen:

Liluv hat geschrieben:Klar ist Matt überdominant und Patience unterwürfig, jedoch hat Lisa Valdez das in einen anderen Kontext gestellt. Durch ihre jeweiligen sexuellen Vorlieben passen beide zueinander wie Topf und Deckel, außerdem wird die sexuelle Entdeckungsreise, auf die Matt Patience führt, als Selbstfindung zu ihrem wahren Ich und letztendlich zur Überwindung ihres alten Traumas dargestellt.

in der grundkonstellation der beziehung lag für mich das wahre problem. patience wird eigentlich als unabhängige, starke frau dargestellt, die sich gegen die konventionen und vorgezeichnete wege auflehnt. von einer unterwürfigen seite ist erst mal nichts zu bemerken – und sie selbst scheint auch keine ahnung davon zu haben, bis matt (der ihre wahre natur erkennt) ihr seine dominanzspiele aufdrängt. er scheint sie an mehreren stellen zu dingen zu zwingen, die sie überhaupt nicht zu wollen scheint und die ihr zu weit gehen. es ist natürlich schwierig zu beurteilen, was zu BDSM gehört und was nicht, m.E. muss man aber auch die unterwerfung wollen und nicht dazu gezwungen werden. valdez konnte mir einfach nicht glaubhaft vermitteln, dass die unterwerfung wirklich in patiences natur liegt.

ehrlich gesagt: ich würde das buch überhaupt nicht empfehlen. dem buch mangelt es m.E. an allem, was "passion" so besonders gemacht hat. zudem ist es meiner meinung nach KEIN echter liebesroman und ein qualitativ nur mäßig guter erotikroman mit einem fetischthema.
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Beitragvon Liluv » 13.04.2010, 20:00

Hmm, also mir ist der religiösse Hintergrund viel mehr auf die Mütze gegangen als die sexuelle Überlast des Buches. Schon allein durch die Bibelsprüche zu Beginn jedes Kapitels, dann aber auch durch einige Andeutungen vor allem die Adam und Eve Geschichte, die Matt immer wieder in die sexuellen Rollenspiele einbringt und dann die eine besagte Unterhaltung. Die fand ich allerdings die Krönung.

In der Amerikanischen Diskussion haben ja mehrere angemerkt, dass Matt plötzlich "merkt", dass Patiene Sub-Tendenzen hat, ohne dass es dafür irgendwelche Anzeichen gibt. Das hat mich ehrlich gesagt zu Anfang des Buches sehr irritiert, da ich diese Thematik zuerst gar nicht so recht erkannt habe - und auch sowas von gar nicht erwartet.

Patience als starke, unabhängige Frau? Hmm, das hab ich wiederum der Figur nicht abgenommen. Ich hab "Passion" jetzt nicht mehr im Kopf und weiß nicht mehr genau, wie viel von Patience´ Charakter da bereits eingeführt wurde, aber allein aus "Patience" hätte ich sie nicht als besonders unabhängig oder stark oder auch nur eigenwillig beschrieben. Genauso wenig konnte ich allerdings erkennen, dass sie nun die geborene Sub zu seinem Dom war.
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Beitragvon alekto » 14.04.2010, 09:29

Patience als starke, unabhängige Frau? Hmm, das hab ich wiederum der Figur nicht abgenommen. Ich hab "Passion" jetzt nicht mehr im Kopf und weiß nicht mehr genau, wie viel von Patience´ Charakter da bereits eingeführt wurde, aber allein aus "Patience" hätte ich sie nicht als besonders unabhängig oder stark oder auch nur eigenwillig beschrieben. Genauso wenig konnte ich allerdings erkennen, dass sie nun die geborene Sub zu seinem Dom war.

na gut, vielleicht ist stark und unabhängig vielleicht ein klein bisschen viel gesagt; für mich ist aber eine frau, die sich gegen gesellschaftliche konventionen auflehnt, schon irgendwie rebellisch. und patience kümmert sich ja wirklich nicht um konventionen, dazu braucht es m.E. schon eine gewisse stärke, gerade in damaliger zeit. sie widerspricht adligen männern, heiratet nicht, beginnt eine affäre, platziert entgegen aller anständigkeit ein instrument zwischen ihre beine und reitet im spreizsitz, und sie fährt nach london, um cello-unterricht zu nehmen (na gut, fast! *g*). [über die vergewaltigung von gurken will ich gar nicht reden! ;) ]
das alles ist mMn nichts, was schwache, anständige frauen damals getan hätten; so kommt meine aussage zu "stark und unabhängig" zustande.
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Beitragvon Liluv » 14.04.2010, 18:51

Ich krieg die Krise! Bereits zwei mal sind meine Posts verschwunden! So eine Nerverei.


Okay, also ich wollte sagen: so gesehen hast Du natürlich Recht. Sie ist als unkonventinelle und insofern unabhängige Heldin geschildet. Mir war das aber zu inkonsistent und unüberzeugend, dass ich das als vorstechendes Charaktermerkmal gar nicht erkannt habe. Ich hab das vor allem der zunehmenden Anachronisierung historischer Liebesromanheldinnen zugeschrieben- was ja an sich auch nicht unbedingt ein Kompliment an die Autorin ist. Andererseits habe ich das irgendwie vor allem in den BDSM Kontext gestellt, der ja eine gewisse Modernisierung bzw. eine "moderne Gesinnung" der Charaktere erfordert.

Aber mal ehrlich, wie wahrscheinlich ist es, dass eine Frau Cello in der Öffentlichkeit vor der guten Gesellschaft und dann auch noch im Duett mit einem Mann spielt? Kann mir kaum vorstellen, dass das akzeptabel ist, wenn es als anrüchig gilt ein Instrument zwischen den Beinen zu halten...
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Beitragvon SchneeMcKettrick » 15.04.2010, 21:28

irgendwiue klingt das buch, als ob es absolut was für mich wäre. ich lege zwar nicht soviel wert auf die erotik in den hist. liros, habe mir aber des öfteren schon gewünscht mal etwas anderes als 0815 Mauerblümchensex zu lesen- scheint hier der Fall zu sein und klingt sehr, sehr gut :cheer
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Beitragvon Liluv » 22.04.2010, 06:07

Schneewittchen ich habe gerade mal auf AAR geguckt und die Meinung über das Buch ist da im Durchschnitt recht positiv- wenn auch gemischt.

Die christlichen Elemente/Zitate sind den meisten Leserinnen nicht so ins Auge gestochen, vielleicht sind die den Umgang mit so christlichem Zeug in ihrem Alltag aber auch eher gewöhnt. Oder sie konnten das besser beiseite schieben als ich. Keine Ahnung. Abschrecken lassen sollte man sich davon vielleicht wirklich nicht.
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