Patience (Berkley Sensation)
Lisa Valdez
Berkley 2010-04-06 Taschenbuch 368 Seiten
„Patience“. Bei diesem Buch war der Titel nun wirklich Programm. Fünf Jahre nach ihrem einschlägigen, wenn auch umstrittenen Debut „Passion“ erscheint nun der Folgeroman der „Dare Serie“ von Lisa Valdez. Wiederholte Verschiebung des Veröffentlichungstermins, Zurückhaltung der Autorin über die Gründe und Schweigen von Seiten des Verlags haben das Interesse an „Patience“ einerseits vielleicht erlahmen lassen, andererseits aber auch die Erwartungen in die Höhe geschraubt. Wenn ich von mir selbst ausgehe, hatte der Roman kaum eine realistische Chance die Erwartungen zu erfüllen. Jedoch wie der Roman dann letztendlich geworden ist, - das hatte ich nun keinesfalls erwartet.
Zum Inhalt: Patience Emmaline Passion, die kleine Schwester der Heldin des Vorgängerromans Passion, gilt als vielumworbene Schönheit, deren Verehrer aber bisher in keinem Fall ihr Herz erreichen können. Patience hat ein Geheimnis, nach einer unglücklichen Liebesgeschichte im Alter von 15, ist Patience ein gebranntes Kind und hat entschieden dass Liebe nichts für sie ist.
Matthew Hawkmore, hat wie auch Patience schon im Vorgängerroman eine Rolle gespielt. Als „Bastard“ öffentlich geoutet, ist er seinen guten Ruf, seine Position in der Gesellschaft und damit auch seine Verlobte los. Verletzt und verärgert ist auch er nicht auf der Suche nach Liebe als er eines Abends seine Schwägerin Patience küsst.
Damit beginnt eine Beziehung, die mich persönlich völlig überrascht hat und den eigentlichen Plot des Romans ziemlich in den Hintergrund drängt. Stark voneinander angezogen, beginnen beide Charaktere eine Art sexuelle Entdeckungs- bzw. Erziehungsreise, die den Roman inhaltlich dominieren.
„Dominieren“ ist hier das Schlüsselwort. Es ist kein Spoiler, oder zumindest einer, der es meiner Meinung nach Wert ist, an die Leserschaft weitergegeben zu werden, wenn ich sage, dass Dominanz und Unterwerfung die Thematik des Romans ausmachen. Die sexuellen Begegnungen von Patience und Matt sind nicht nur von Anfang an ziemlich heiß, sie gehören auch in die BDSM Kategorie. Das heißt Dominanz und Unterwerfung, Fesselspielchen, Bestrafungen sexueller Natur gehören zum Romankern und sind der Schlüssel um die Charaktere zu verstehen. Damit ist der Roman sicher nicht für jederfrau (oder jedermann). Da ich mich im BDSM Bereich weder im realen Leben noch in fiktionaler Weise auskenne (ich hab noch nie einen solchen Roman gelesen) hat mich diese Vorliebe der Charaktere ziemlich überrascht. Schlimmer noch, ich war anfangs ziemlich von Matts dominanter Art und Patience´ Bereitwilligkeit sich ihm zu unterwerfen verwirrt. Anfangs hatte ich noch das Gefühl es handele sich hier um einen altmodischen Historical in dem die Helden sich den Heldinnen aufdrängen und als Superalphas und „doormats“ (Fußabtreter) bezeichnet werden können. Und das kann ich nun so gar nicht leiden.
So ist es aber nicht. Klar ist Matt überdominant und Patience unterwürfig, jedoch hat Lisa Valdez das in einen anderen Kontext gestellt. Durch ihre jeweiligen sexuellen Vorlieben passen beide zueinander wie Topf und Deckel, außerdem wird die sexuelle Entdeckungsreise, auf die Matt Patience führt, als Selbstfindung zu ihrem wahren Ich und letztendlich zur Überwindung ihres alten Traumas dargestellt. Ob das letztendlich überzeugend ist, kann ich nur schwer beurteilen. Ich bin mir da nicht sicher.
Als nicht versierte BDSM-Leserin gab es Szenen in dem Buch, die mich mit den Zähnen haben knirschen lassen und mehr als einmal wünschte ich, Patience hätte Matt mit einem Feuerharken eins übergezogen. Ganz zu schweigen davon, dass ich meine feministische Sichtweise häufiger als sonst in Liebesromanen üblich unterdrücken musste.
Warum habe ich den Roman also zu Ende gelesen? Weil er mich trotz allem und gegen meinen Willen gefesselt hat. Und weil ich mich irgendwann entschlossen habe, die BDSM Beziehung von Matt und Patience einfach zu akzeptieren und mich nicht (oder nicht immer) moralisch dazu positionieren. Anders gesagt, hab ich gedacht, wem´s gefällt- bitte sehr.
Dennoch gibt es einiges was mich an dem Roman wirklich abgestoßen hat und das war vor allem die religiöse Tönung. Da ich nicht sehr versiert bin, was die Bibel angeht, kann ich das nicht näher analysieren. Ich empfehle hier aber die sehr kritische Rezension auf der Dear-Author Seite zu lesen
Dear Author Rezension
Die Verbindung sexueller Selbstfindung mit weiblicher Unterwerfung und männlicher Dominanz als gottgewollte, natürliche Ordnung der Dinge, ist jedoch keine Weltsicht, der ich mich auch nur annähernd anschließen möchte. Gegen derartige sexuelle Vorlieben hab ich nix, jedem das seine (oder das ihre), aber diesen Lebens- und Liebesstil mit dem wahren Wesen von Mann und Frau zu begründen, da schwillt mir der Kamm. Sorry nee.
Dennoch bin ich Lisa Valdez als Autorin zugeneigt. Ich bewundere sie sogar dafür, dass sie trotz enger Genregrenzen ihr eigenes Buch mit ihrer eigenen Thematik schreibt. Und ich finde auch, dass –abgesehen von diesem Männer-Frauen-Unsinn- es ihr gelingt eine gefühlvolle und im letzten Viertel auch romantische Geschichte zu schreiben. Dennoch kommt das Buch nicht an „Passion“ heran. Passion war auch für meinen Geschmack etwas zu sexuell, mit etwas merkwürdigen Beschreibungen und seltsamen sexuellen Vorgängen, aber in diesem Roman hat Lisa Valdez es vor allem geschafft, die Liebesgeschichte in den Vordergrund zu stellen. Mark und Passion waren wundervolle Charaktere und ihre Geschichte hat mich sehr berührt. Mit Patience und Matt ging es mir anders. Manchmal mochte ich sie nicht und zum Teil hab ich sie nicht verstanden, dennoch wollte ich ihre Geschichte kennenlernen und wissen wie sie ausgeht.
Ich würde auch das nächste Lisa Valdez Buch kaufen, wäre jetzt aber etwas vorsichtiger mit dem Sofortkauf und würde erst mal abwarten.
Ich möchte für dieses Buch keine Punkte vergeben, da weder eine volle Punktzahl noch die Mindestpunktzahl meiner Meinung entspricht. Und so ein halbgares mittelmäßig trifft es auch nicht, da der Roman alles andere als mittelmäßig ist.
Vielleicht ändere ich meine Meinung noch, aber ich würde ihn schon empfehlen, allerdings sollte man wissen, worauf man sich einlässt.