Katryn Berlinger- Die Muschelsammlerin

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Katryn Berlinger- Die Muschelsammlerin

Beitragvon Lesefratz » 21.07.2010, 14:32

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Die Muschelsammlerin
Katryn Berlinger
Droemer/Knaur 2010-06-10 Broschiert 426 Seiten
Genre: historischer Roman

Klappentext: (quelle:droemer/knaur)
Sommer 1885: Lilly, Süßspeisenköchin in Heiligendamm, Deutschlands erstem Seebad, sitzt verzweifelt am Strand. Neben ihr liegt ein Kochbuch mit dem Titel Cuisine d amour. Ihm verdankt sie ihre gute Stellung in einem Luxushotel. Doch sie hat einen folgenschweren Fehler gemacht, der nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihre Liebe in Gefahr bringen kann

Meine Zusammenfassung:
Nachdem Lilys Mutter nach dem frühen Tod ihres Mannes schwer erkrankt, rät ihr deren Arzt, Meernähe, um sich wieder erholen zu können. So ziehen Lily und ihre Mutter Hedwig von Berlin zurück in die Heimat ihrer Mutter, nach Doberan. Doch Onkel und Cousin sind nicht glücklich über die Rückkehr ihrer Familienmitglieder. Der Gesundheitszustand von Hedwig verschlechtert sich zusehends und als Lily zu allem Überfluss ihre gutbezahlte Stellung als Süßspeisenköchin verliert, scheint Lilys Lage aussichtslos.

Vielleicht ist das der Grund, wieso sie, in einer Art Kurzschlussreaktion, beschließt sich das Leben zu nehmen. Doch als sie sich in die kalten Fluten der Ostsee stürzen will, wird Lily von einem reichen Herrn mit Hund zurückgehalten. Franz Xaver von Maichenbach befindet sich zur Kur in Heiligendamm und ist bewegt, als Lily sich ihm anvertraut und erzählt, warum sie ihre Arbeit verloren hat. Bei einem weiteren Treffen bietet er ihr eine Stellung als Hundeausführerin an. Obwohl Hedwig erzürnt ist, über diesen ihrer Meinung nach anstößigen Vorschlag, nimmt Lily das Angebot dankbar an und schnell spricht sich herum, dass sie zuverlässig arbeitet, was ihr weitere Aufträge einbringt. Doch am liebsten wäre es ihr, wenn sie wieder als Süßspeisenköchin arbeiten dürfte, da ihre alte Stellung nicht nur eine gutbezahlte Arbeit für sie bedeutete, sondern eine echte Berufung für Lily darstellte.

Währenddessen kehrt Clemens von Rastrow, ein Freund Lilys seit Kindertagen zurück aus Afrika nach Heiligendamm und noch immer hegt Lily starke Gefühle für ihn. Doch Clemens kommt aus gut situiertem Haus und so gilt sie nicht wirklich eine gute Partie. Zudem hat er bei seiner sehr resolut auftreten Mutter einen schweren Stand was seine Zuneigung für Lily angeht, denn diese hasst die junge Bürgerliche. Eines Tages spitzt sich die Situation zu, als Joachim, ebenfalls ein sehr guter Freund Lilys, sich ihr offenbart: Auch er liebt sie und ist fassungslos, als sie ihn abweist. Zudem wird Lily ausdrücklich gewarnt, sich auf Clemens einzulassen. Wie soll sie sich nur verhalten?

Meine Einschätzung:
"Die Muschelsammlerin" führt die Leser in die Zeit um 1885 nach Deutschland und erzählt die Geschichte der jungen Lily, die nicht nur ihre Stellung verliert, sondern auch um ihre große Liebe kämpfen muss.

Zu den positiven Aspekten des Romans gehört die gut recherchierte und wunderbar bildhafte Beschreibung des Seebades zu Zeiten Otto von Bismarcks. Während die Autorin hier mit sehr viel Liebe zum Detail herangegangen ist, hat die eigentliche Geschichte leider einige Schwächen. Meiner Meinung nach ist es Katryn Berlinger diesmal nicht gelungen, ihren Charakteren ausreichend Tiefe und Leben einzuhauchen. Sowohl Lily als auch sämtliche andere Figuren bleiben blass und ich hätte mir einfach mehr Dialoge gewünscht, wobei selbst die vorhandenen meines Erachtens leider zu ausdrucksschwach geraten sind. Es ist ein wenig schwer zu erklären, aber ich habe es so empfunden, als ob die Autorin einige ihrer Nebenfiguren nur benutzt, um historische Details über die Gegend von Heiligendamm oder andere geschichtliche Ereignisse, vermitteln zu können. Natürlich sind historische Hintergründe und Details in einem solchen Roman sehr wichtig, doch es wäre schöner gewesen, wenn diese vielleicht auf eine andere Art vermittelt worden wären, da es nun stellenweise so wirkt, als ob der Heldin (und somit auch dem Leser) nüchterne Unterrichtsstunden in Geschichte, natürlich in gemäßigten Dosen verabreicht würden. Während Nebensächliches recht ausführlich behandelt wird, tritt die Handlung leider zeitweilig auf der Stelle und es kommt zu leichten Längen.
Dennoch fand ich die Idee des Romans und auch das Setting sehr gut. Besonders begeistert war ich von den Passagen, in denen die Autorin die Landschaft und das Meer beschreibt- sie sind so bildgewaltig geraten, dass man in diesen Momenten fast glaubt, man würde sich selbst an diesem Ort befinden und die Gischt auf der Haut spüren.
Während ich von den beiden Vorgängerromanen der Autorin überzeugt war, empfand ich diesen aktuellen Roman leider als nicht ganz so gelungen. Es ist eine nette Strandlektüre, leider aber nicht mehr als das.

Meine Bewertung:
:) :) :) von 5 Punkten

:stern
Lesefratz
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