Dosenkavalier: RomanHartmut Block
Piper 2010-10-11 Broschiert 235 Seiten
KlappentextMit seiner göttlichen Spitzkohlsuppe wollte er in den kulinarischen Olymp aufgenommen werden. Stattdessen landet Gourmetkoch Jonas Kemp nach einer ganz und gar schäbigen Küchenintrige auf dem Boden der Tatsachen – und sieht sich gezwungen, als Kantinenchef eines katholischen Krankenhauses anzufangen. Unterste Schublade. Zwischen Dosenkost und Kartoffelpüree in Waschbottichen scheint Assistenzärztin Nedda Danilovic der einzige Lichtblick für Jonas’ geschundene Seele …
Quelle: Piper Meine EinschätzungJonas Kemp ist ein egoistischer und von sich zu sehr überzeugter Arsch. (Tut mir wirklich leid, für diesen Ausdruck, aber er ist nicht komplett auf meinem Mist gewachsen, sondern auch eine Stück Selbsterkenntnis der Figur. ;-)).
Okay, er arbeitet hart und er ist wirklich gut in seinem Job, aber um als annähernd menschliches Wesen durchzugehen, müsste er so einiges an sich und seinem Verhalten gegenüber anderen ändern.
Aber auch etliche Verfehlungen und Abstrafungen, die ihn auf die, nach seiner Meinung, unterste Stufe des Kochseins befördert haben, konnten seinem Ego nicht wirklich etwas anhaben. Erst als er dem letzten Wunsch eines sterbenden Patienten des Krankenhauses, in er fortan die Küche "delegiert" - und zwar nur delegiert, den Kochen auf Kantinenniveau kommt für ihn überhaupt nicht infrage - nach Tomatenessenz mit Minze nachgibt, kommt die Selbsterkenntnis.
Auf den ersten paar Seiten erschien es mir nicht so ganz einfach zu werden Hartmut Blocks Erzählstil zu folgen, zumal ich zu diesem Zeitpunkt auch noch mit meiner Abneigung gegen den Hauptprotagonisten Jonas Kemp zu kämpfen hatte.
Schnell konnte ich jedoch erkennen, welche Qualität hinter den plötzliche Denksprüngen und
Richtungswechsel des Ich-Erzählers lag. Denn genau diese überraschenden und unerwarteten kleinen und großen Wendungen, mit denen der Autor die Geschichte gespickt hat, boten großartige und höchst amüsante Unterhaltung.
Und in Verbindung mit den sehr gekonnt fabulierten und bildhaftbeschriebenen Szenen, die lebhaft und zumeist in anmutiger Slowmotion vor meinem inneren Auge abliefen, ließen mich diese "Überraschungen" stets herzlich auflachen.
Ebenfalls überraschend war für mich, dass mir mit jeder weiteren Seite die Figur des arroganten Jonas Kemp Stück für Stück sympathischer wurde und sein Charme mich förmlich einwickelte. Besonders gut hat mir gefallen, wie Hartmut Block die Leuterung seines Helden in Szene gesetzt hat, ohne dabei Jonas am Ende zu einem Held in unrealistischer blendend weißer Rüstung zu machen.
Als Tochter eines Kochs, der lange Jahre in Kantinen gekocht hat, konnte ich mich über Jonas Abneigungen und Ängste gegenüber "Kantinenfrass" besonders gut amüsieren. Natürlich ist es keine Voraussetzung einen Kantinenkoch als Vater zu haben um sich mit "Dosenkavalier" so richtig gut zu unterhalten, doch trägt ein Insider-Wissen rund um "Püreegrundstoff" entschieden zum Amüsement bei. ;-)
"Dosenkavalier" ist amüsante, leicht und lockere Unterhaltung für alle die gerne kochen und gut essen. Empfehlenswert!
Bewertung: 5 von 5 PunkteGruß Anke