Jan-Philipp Sendker - Das Herzenhören

Liebesromane, die in der Vergangenheit spielen und in keine andere Kategorie passen

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Jan-Philipp Sendker - Das Herzenhören

Beitragvon mallory » 25.11.2010, 21:32

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Das Herzenhören: Roman
Jan-Philipp Sendker
Goldmann Verlag 2004-09-01 Taschenbuch 288 Seiten

Inhalt: Die junge New Yorker Anwältin Julia Win hat sich noch nie so fremd gefühlt wie in Kalaw, einem Dorf in den Bergen Birmas. Hierher hatte sie die Suche nach ihrem Vater geführt, der vor vier Jahren plötzlich verschwunden war. Ein vierzig Jahre alter Liebesbrief von ihm, gerichtet an eine Unbekannte, hatte Julia auf diese Spur gebracht. Aber dann lernt Julia einen alten Mann kennen, der ihr die geheimnisvolle Geschichte ihres Vaters erzählt. Und plötzlich erscheint ihr der fremde Ort auf magische Weise vertraut... Quelle: Goldmann

Meine Meinung: Es ist nicht einfach dieses Buch zu bewerten. Es ist kein klassischer Liebesroman und eigentlich auch kein richtiger historischer Liebesroman, denn es spielt auf zwei Zeitebenen. Aber der Hauptteil der Geschichte, der von Julias Vater Tin Win erzählt, spielt im Birma der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, daher die Einordnung hier.
Julias Vater hat die Familie vier Jahre vorher ohne ein Wort verlassen und seine Spur verlor sich in Bangkok. Nach vier Jahren findet Julia einen Brief, der sie in das Dorf Kalaw in den Bergen Birmas führt. In einem Teehaus wird sie von einem alten Mann angesprochen, der ihr erzählt, er habe auf sie gewartet und er wolle ihr die Geschichte ihres Vaters erzählen.
Bis zu diesem Punkt wird die Story in der Ich-Form aus Julias Sicht erzählt. Man erfährt ihre Unsicherheit, ihre Ablehnung und ihre Verletztheit durch die Situation. Die New Yorker Anwältin und der zahnlose Alte in einem abgewrackten Teehaus - zwei Welten prallen aufeinander.
Zuerst reagiert Julia recht aggressiv und ablehnend auf die Geschichte, die ihr U Ba da erzählt. Das soll ihr Vater gewesen sein? Der blinde, hilflose, verlassene kleine Junge? Ihr Vater, ein in Amerika sehr erfolgreicher Anwalt??
Im Laufe der Tage und der Geschichte verändert sich Julia unmerklich und auch ich als Leserin wurde immer mehr in den Bann von Tin Wins Lebensgeschichte und seiner Liebe zu Mi Mi gezogen.
Das Buch ist nicht einfach zu lesen. Es ist wunderschön, poetisch und philosophisch. Der Autor versteht es, mit seinen Worten Bilder zu malen, Gerüche, Geräusche und Begebenheiten so lebendig werden zu lassen, dass ich das Gefühl hatte dabei zu sein.
Dabei allerdings erzählt er in einer sehr behäbigen Geschwindigkeit und immer wieder ging mir der Titel eines Filmes durch den Kopf, "Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss". Wer sich allerdings auf dieses Erzähltempo einlässt wird mit einer wunderschönen Geschichte über das Leben, die Liebe und den Tod belohnt. Vorallem aber über die Liebe!

Meine Wertung: 4,5 von 5 :lesen

(Ein Tipp: Auf keinen Fall den Schluss zuerst lesen, der wirklich sehr ergreifend ist und mich mit Tränen in den Augen und Gänsehaut am Körper das Buch zuklappen ließ!)

:stern
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
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