Amazone.Barbara G. Walker
Fischer (Tb.), Frankfurt 2001-10 Broschiert 184 SeitenInhalt: Antiope, eine Amazone aus vorchristlicher Zeit, findet sich nach einer Zeitreise verwirrt und benommen neben einer Autobahn des 20. Jahrhunderts wieder. Sie stammt aus einer mutterrechtlichen Kultur, in der Frauen die führende gesellschaftliche Kraft sind. Antiope trifft die Journalistin Diana, die sie bei sich aufnimmt, ärztlich versorgt und ihr die Lebensart der modernen Welt vorstellt. Ann, wie sie jetzt genannt wird, ist zwar von den Errungenschaften und dem materiellen Luxus der modernen Zivilisation begeistert, jedoch schockiert von der Gewalt im täglichen Leben und im Speziellen gegen Frauen und Kinder.
Als Diana ein Buch über Anns Welt, ihre Religion und ihr Leben schreibt sorgt das für einigen Wirbel. Für die einen ist das Buch eine „feministische Fantasie“ für die anderen ein „gelungener Scherz“. Als die ersten Frauen beginnen, ihre gewalttätigen Männer nach „Amazonenrecht“ zu richten schlägt die erste Begeisterung in religiösen Eifer um und Diana und Ann werden nicht nur von Männern bedroht und angefeindet.
Quelle: Fischer Meine Meinung: Es ist erschreckend, in welcher Weise die Erzählung – denn einen Roman möchte ich die Geschichte, die von Antiope selbst erzählt wird nicht nennen – der heutigen Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Das Bild, das von unserer Zivilisation geschaffen wird entspricht zwar meinem Vorurteil der heutigen USA – wo das Buch auch spielt – aber ich habe vieles wieder erkannt, das heutzutage als selbstverständlich und unabänderbar gesehen wird. Gewalt in jeder Form, sei es in der Ehe, gegen Kinder, gegen andere Länder. Gewalt im Fernsehen, selbst in Form von Cartoons und natürlich in Unmengen von Filmen. Die Vergiftung und Zerstörung der Natur, die Entfremdung voneinander, die zweifelhafte Doppelmoral der Menschen, die Selbstverständlichkeit, mit der im Namen eines (Vater-)Gottes andere Menschen verurteilt und auch getötet werden…
Für Antiope ist vieles unverständlich und sie erklärt es damit, dass die Menschen aufgehört haben an die Große Mutter zu glauben und das Göttliche im Mütterlichen zu sehen. Zum Beispiel kann sie nicht verstehen, dass die heutigen Menschen ein total verklemmtes Verhältnis zu ihrer Sexualität und ihrem Körper haben. Durch die Veröffentlichung von Dianas Buch beginnt ein Umdenken in den Köpfen vieler Frauen und auch einiger – von der Veränderung allerdings verängstigter – Männer.
Das Buch hat mich sehr zum Nachdenken über mein eigenes Verhalten in Bezug auf Religion, Erziehung und Umgang mit meinen Mitmenschen angeregt. Die von der Autorin geschilderte Welt ist nicht meine Welt, da ich in meiner Umgebung keine Gewalt im Alltag in Familien sehe. Was natürlich hinter den Türen geschieht weiß ich auch nicht.
Aber wieder ist mir aufgefallen, wie gewalttätig z.B. die Spiele meines Sohnes und seiner Freunde sind. Nur, was dagegen tun?
Das Buch regt auch an darüber nachzudenken, ob man sich vielleicht doch etwas mehr für Andere und für die Umwelt engagieren könnte.
Mein Bild Gottes ist auch nicht das eines feindlichen Vater-Gottes, da ich sehr wohl unterscheide zwischen dem was ich für göttlich halte und dem, was in der – von Männern geschriebenen – Bibel steht.
Dennoch fand ich das Buch sehr interessant und habe es in wenigen Stunden durchgelesen!
Auch wenn ich jetzt nicht loslaufe und beginne, Mutter Erde in diversen Ritualen anzubeten, vor allem, da ich mit religiösen Ritualen nicht wirklich was anfangen kann, so ist dieses Buch doch sehr zu empfehlen.
Meine Wertung:4,5 von 5