NachtgeborenAlison Sinclair
Lyx 2011-03-11 Broschiert 406 Seiten
Inhalt:Ein geheimnisvoller Fluch spaltet die Stadt Minhorne. Die Nachtgeborenen können nur in der Dunkelheit existieren, während die Lichtgeborenen das Sonnenlicht zum Leben brauchen. Eines Morgens steht eine hochschwangere Frau vor der Tür des nachtgeborenen Arztes Balthasar Hearne. Es ist Tercelle, die Verlobte von Balthasars verschollenem Bruder. Tercelle bringt Zwillinge auf die Welt, die die ungewöhnliche Fähigkeit des Sehens besitzen. Kurz darauf wird Balthasars eigene Tochter entführt. Er ist mit seiner Familie in eine grausame Verschwörung geraten, die das Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit gefährdet.
Meine Meinung:Gleich eines vorneweg: Wer hofft, dass sich hinter den Nachtgeborenen geheimnisvolle und sexy Vampire verbergen und es sich um einen düster-romantischen Roman handelt, sollte das Buch gleich wieder beiseite legen.
"Nachtgeboren" ist einer der ungewöhnlichsten und interessantesten Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Das liegt gar nicht mal so sehr an dem Stil von Alison Sinclair (der flüssig und gradlinig ist, einfach gut, aber auch nicht spektakulär), sondern vielmehr an der Grundidee und dem Setting des Romanes.
Die Nachtgeborenen sind Menschen, die nicht sehen können (ob sie Augen haben, erschließt sich nicht aus der Story) und zu Tode kommen, wenn sie mit Licht im Berührung kommen. Selbst kleinste Lichtstrahlen rufen schon Verbrennungen hervor. In dieser Welt der Dunkelheit haben sie aber die Fähigkeit gewonnen, sich mit Hilfe von Gehör, Gefühl und Sonar durch ihre Welt zu bewegen. Auf der anderen Seite gibt es die Lichtgeborenen, die die Dunkelheit um jeden Preis vermeiden müssen. Ein direkter Kontakt von Angesicht zu Angesicht ist also nicht möglich und dennoch kommunizieren die beiden Rassen miteinander, leben sie doch in ein und derselben Stadt, nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Bei beiden Völkern gibt es allerdings auch Magiebegabte, die Gedankenlesen können oder heilerische Fähigkeiten haben. Bei den Nachtgeborenen sind sie verpönt, stehen in der Gesellschaft weit unten und werden wenn möglich eher verleugnet, während Magier bei den Lichtgeborenen sogar ausgebildet werden.
Dieser Grundidee entsprechend kommt der Roman gänzlich ohne die Erwähnung von Farben aus. Zwar "sehen" die Nachtgeborenen schon, aber eben mit ihrem Sonar und so werden eben nur Strukturen, Formen und Oberflächenbeschaffenheiten geschildert, sowie Geräusche.
Von der Gesellschaftsform und dem Setting fühlt man sich ein wenig an die Epoche des Regencys erinnert, wenngleich die Frauen bei den Nachtgeborenen noch weniger Rechte zu haben scheinen, als in gängigen Historicals. Zwar passt das sehr gut zur Storyline an sich, hat bei mir aber einen kleinen faden Nachgeschmack hinterlassen.
So richtig warm geworden bin ich auch nicht mit der Hauptprotagonistin Telmaine, die streckenweise doch sehr flatterhaft erscheint, was ihre Gefühle gegenüber Ehemann und Fast-Geliebten betrifft. Balthasar, der Ehemann ist dagegen schon fast zu gut für diese Welt, aber leider auch sehr langweilig. Der Fast-Geliebte Ishmael bildet da den willkommen Kontrapunkt mit seiner zwielichtigen Vergangenheit und seinem derben Äußeren.
Wahrscheinlich hat mir aber auch ein wenig die Farbe im Roman gefehlt, weil man sich als Sehender nur schwer in diese Welt hineinversetzen kann. Aber auch grade deswegen übt das Buch eine Faszination aus, der man sich nur schwer entziehen kann.
Fazit: Kaufen und Lesen, wenn man außergewöhnliche Fantasy lesen mag, die ohne Elfen, Orks, Werwölfe, Vampire, Geister und andere Wesenheiten auskommt und ohne Erotik
Meine Wertung: 9 von 10
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Hat die Blume einen Knick, war die Hummel wohl zu dick.