Weißer Schrecken: RomanThomas Finn
Serie Piper 2010-11 Taschenbuch 496 Seiten
Inhalt: Das kleine Dorf Perchtal im Berchtesgadener Land wird wenige Tage vor dem 06. Dezember eingeschneit. Für eine kleine Gruppe von Freunden beginnt damit ein ungeahntes Grauen. Andreas, der als Außenseiter gilt, weil sich seine Mutter vor einigen Jahren umgebracht hat, der Punker Robert, dessen Mutter Alkoholikerin ist, der dicke Niklas und die Zwillinge Elke und Miriam, deren Eltern zusehends einem religiösen Wahn verfallen, haben unerklärliche, unheimliche Erlebnisse, die schließlich vorerst in einem grauenhaften Schneesturm gipfeln, der nicht von dieser Welt ist. Sie finden heraus, dass seit Jahrhunderten alle 16 Jahre in Perchtal ein Kind verschwindet und dann entdeckt Elke unter dem Eis des Sees die Leiche eines Mädchens, das ihr und ihrer Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Hatten sie eine Schwester? Und warum verhalten sich die Erwachsenen immer seltsamer?
Mit der Zeit kommen die Freunde einem übernatürlichen Grauen auf die Spur, das tief im Berg unter Perchtal existiert. Doch zu dieser Zeit scheint es schon zu spät, denn sie sind bereits als Opfer ausersehen!
Meine Meinung: Die Grundidee erinnert stark an Stephen Kings ES. Fünf Freunde, Außenseiter durch familiäre Umstände oder körperliche Besonderheiten, entdecken, dass in regelmäßigen Abständen das Grauen in ihrem Heimatort ausbricht und Opfer verlangt. Sie bekämpfen das Monster und zerstreuen sich danach in alle Welt, doch einer bleibt zurück und ruft nach Ablauf der Zeit seine Freunde wieder zusammen.
Doch wo King mit brachialen Horroreffekten arbeitet und am Schluss eine eher metaphysische Lösung der Geschichte aufweist (die mir damals nicht wirklich gefallen hat) lässt es Finn langsamer und realistischer angehen. Wirklich gruselig ist das Buch in den Momenten, in denen Alltagsgegenstände zum Leben erwachen und sich gegen die Naturgesetze verhalten. Ein Fernseher, der Stimmen und Bilder zeigt, obwohl er gar nicht eingeschaltet ist, Spuren im Schnee, die mitten im Hof anfangen, ein verstecktes Zimmer, mitten in der Wohnung und nur durch Zufall gefunden...
Ich brauchte eine Weile bis ich mich an Finns Schreibstil gewöhnt hatte. Habe ich sonst schon mit deutschsprachigen Autoren und ihre Satzmelodie so meine Schwierigkeiten, da mein Hirn einfach an amerikanische und englische Sprachmelodien gewöhnt ist, so war es bei "Weisser Schrecken" besonders schwer. Ich hatte den Eindruck, als müsste das Buch in Hörbuchform mit bayrischem Akzent gelesen werden. Der Autor schreibt zwar Schriftdeutsch, doch die Sätze sind...
ich weiß nicht, wie ich sie beschreiben soll.
So wurde ich auch nicht, wie in anderen Rezis beschrieben, sofort von der Spannung gepackt.
Vorallem fängt das Buch mit einem Radiointerview im Jahr 2010 an und blendet dann zur eigentlichen Handlung im Jahr 1994 zurück.
Dort angekommen hat es allerdings nicht lange gedauert, bis die Handlung mich über den Sprachrhythmus hinweglesen ließ, da die Erlebnisse der fünf Jugendlichen zusehends gruseliger wurden. Und im letzten Teil der Handlung in 1994 wird es dann richtig spannend und actionreich und ich dachte wirklich, ich müsste den Teenagern gegen die Erwachsenen helfen.
"Weisser Schrecken" ist ein Buch, das etwas langsam in die Gänge kommt, zwischendurch auch mal ein wenig zu viel über alpenländische Gebräuche und ihre Geschichte erzählt, aber alles in allem recht spannend und zum Teil wirklich gänsehautgruslig daher kommt. Kein Stephen King, aber auf seine Weise wirklich gut!
Meine Wertung:
4,5 von 5