Emily Carmichael - Die Goldsucherin

historische Liebesromane deren Geschichte in Amerika spielt

Moderatoren: mallory, Mondfrau, gini

Emily Carmichael - Die Goldsucherin

Beitragvon mallory » 11.05.2011, 21:49

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Die Goldsucherin. Sie sucht das Glück - und findet die Leidenschaft.
Emily Carmichael
Heyne 1998 Broschiert 384 Seiten

Klappentext: Der Goldrausch in Klondike lockt zahllose Abenteurer, Gangster und Glücksritter aus ganz Amerika in den kalten Norden. Auch der Zeitungsmann Jonah Armstrong macht sich auf den Weg - begleitet von einem Führer, der als der sicherste Schütze und beste Reiter von Willow Bend, Montana, gilt. Überraschend stellt Jonah fest, daß sein wilder Begleiter ein Mädchen ist, das er erst einmal zähmen muß, bevor er erkennt, daß unter der rauhen Schale ein zartfühlendes Herz schlägt. Für Jonah beginnt auf dem gefahrvollen Weg zum Yukon das größte Abenteuer seines Lebens - das Abenteuer der wahren Liebe. Quelle: Heyne

Meine Meinung: Wenn man den Klappentext so liest, dann denkt man vermutlich "Hm, auch kein neuer Plot. Mädchen, das sich als Junge verkleidet und den Führer gibt und irgendwann blickt es der Held dann und ist beleidigt...usw". Das ist in diesem Roman nicht wirklich so.
Jonah trifft in einem Saloon auf einen halbwüchsigen Jungen, der, als er hört, dass der Zeitungsschreiber über den Goldrausch am Klondike und den harten Weg dorthin schreiben will, anbietet, ihn dort hinzuführen. Schließlich lässt sich Jonah überreden und verabredet sich mit dem Jungen für den nächsten Morgen im Zug.
Tatsächlich aber handelt es sich bei dem "Jungen" aber um die 20jährige Katy O'Connell, die Tochter des Helden Gabriel Danaher O'Connell aus dem wirklich guten Vorgängerbuch "Die Medizinfrau".
Katy hatte nie die Absicht sich als Junge auszugeben und so trifft sie auch in Frauenkleidern bei Jonah im Zug ein.
Dieser ist entsetzt, ist für ihn als Mann aus Chicago eine Frau bisher immer ein zartes Pflänzchen gewesen, dass es zu beschützen gilt. Auf keinen Fall wird er mit einer jungen Frau als Führerin den Yukon hinabfahren! Dass diese junge Frau reitet und schießt wie der Teufel und ihn vermutlich unter den Tisch trinken kann ist ihm dabei völlig egal. Es ist unschicklich und unmöglich und so kündigt er Katy kurzerhand wieder.
Doch Katy ist nicht so leicht abzuschütteln. Sie fährt als blinder Passagier auf dem Schiff mit auf dem Jonah eine Passage gebucht hat und als man sie erwischt arbeitet sie dort als Kellnerin und Mädchen für alles. Dabei läuft sie mit Absicht immer wieder Jonah über den Weg und macht ihm mächtig zu schaffen.
In Alaska angekommen muss Katy Jonah wieder mal aus einer misslichen Situation retten und schließlich kann sie ihn doch davon überzeugen, dass sie als seine Führerin die richtige Person ist. Und so begeben sich die beiden auf den mörderischen Weg über den Yukontrail.

Ein Großteil des Buches hat mir sehr gefallen! Katy ist ein Teufelsweib. Ein Wildfang, aufgewachsen mit einem Vater, den sie vor dem Lynchmob retten musste, als sie gerade mal 10 war. Sie reitet, schießt, flucht, pokert, trinkt Whisky und versteht es einen ausgewachsenen Mann im Kampf in die Knie zu zwingen. Und sie ist der festen Überzeugung, dass das "Greenhorn" Jonah ohne sie den harten Weg an den Klondike nicht überleben wird. Jonah hingegen sieht nur oberflächlich aus wie ein Ostküsten-Dandy, in Wahrheit ist er wesentlich härter und zäher als er scheint. Er kann zugeben, wenn Katy etwas besser kann als er und er war mir ausgesprochen sympathisch.
Schließlich erliegen die beiden der wachsenden Anziehungskraft zwischen ihnen und von diesem Moment ab hatte ich leider so meine Probleme mit Katy. War die Rahmenstory weiterhin spannend, dramatisch und zum Teil tieftraurig, so ging mir Katy mit ihrem Hang zur Unabhängigkeit und ihrem "Nein, ich will keinen Mann, ich brauche keinen Mann, und schon gar kein solches Greenhorn, denn ich kann eh alles besser!" immer mehr auf die Nerven.
Hier fand ich ihre Wildfang-Allüren und ihren Spott auf Jonahs Kosten irgendwann einfach nur noch nervtötend. :???:

Fazit: Eine spannende, zum Teil amüsante, zum Teil tragische Story mit eigentlich sympathischen Helden. Wenn nur die Heldin früher auch in Gefühlsdingen erwachsen würde.

Meine Wertung: 4 von 5 :lesen

P.S. Noch eine harsche Rüge an den Verlag: Das Cover ist denkbar schlecht gewählt! Weder ist der ängstliche Gesichtsausdruck der Frau auf dem Pferd bei einer so mutigen Heldin wie Katy passend noch spielen in diesem Buch Indianer irgendeine größere Rolle! Warum also wird der Held, schließlich ein Großstädter aus Chicago, als Indianer dargestellt??? Das Cover weckt völlig falsche Erwartungen!
Aber noch schlimmer ist es beim 3. Band der Reihe!! Auch dort ist das männliche Model auf dem Cover eindeutig indianisch, dabei ist der Held ein englischer Lord!! :roll:

:stern
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