Sterne über Tauranga - Anne Laureen

Liebesromane, die in der Vergangenheit spielen und in keine andere Kategorie passen

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Sterne über Tauranga - Anne Laureen

Beitragvon patwelli » 16.06.2011, 17:40

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Sterne über Tauranga: Neuseeland-Roman
Anne Laureen
Bastei Lübbe (Bastei Verlag) 2010-08-28 Taschenbuch 416 Seiten

Klappentext:

Zum Missfallen ihrer Eltern bemüht die junge Ricarda Bensdorf sich um einen Anstellung als Ärztin in der Berliner Charité. Aber im Jahr 1893 sind Medizinerinnen in Preußen noch unvorstellbar. Als die Eltern sie zu einer Ehe drängen, beschließt Ricarda, nach Neuseeland auszuwandern, da Frauen dort mehr Rechte besitzen. Heimlich tritt sie die gefährliche Reise an, nicht ahnend, dass sie auch am anderen Ende der Welt auf große Widerstände stoßen wird. Ohne die Hilfe eines mutigen Farmers und die Künste einer Maori Heilerin wäre sie rettungslos verloren... Quelle: Lübbe

Meine Meinung:

Ein Wunder, dass Ricarda überhaupt Medizin studieren durfte. Dass ihr Vater, ebenfalls ein Arzt an der Berliner Charité, ihr erlaubt, in der Schweiz ein umfassendes Studium anzutreten. Glücklich kommt Ricarda mit einem Summa cum laude nach Hause – und alles ist verändert. Vom Verständnis ihres Vaters ist nichts mehr übrig, sein einziges Ziel ist es, sie standesgemäß zu verheiraten. Einen Job bekommt sie auch nicht, da sich keiner traut, eine Frau einzustellen. Um nicht zur Hausfrau und Zuchtstute degradiert zu werden, bleibt ihr nur die Flucht nach Neuseeland, welches sich Frauen gegenüber aufgeschlossener zeigt – so hat sie es zumindest gelesen. Dort will sie als Ärztin praktizieren – aber Männer sind überall gleich. Natürlich wird sie auch dort nicht akzeptiert, denn welcher Mann lässt sich von einer Frau zu dieser Zeit schon etwas sagen. Wäre da nicht Mary, die Frau eines einflussreichen Stadtrates, die ihr unkompliziert so manche Tür öffnet, hätte sich Ricarda doch noch einen Ernährer suchen müssen. So aber kann sie nach kurzer Wartezeit eine Praxis eröffnen, sehr zur Missbilligung des alteingesessenen Arztes, der ihr direkt Hausverbot zu seinem Hospital erteilt. In Gestalt von Jack Manzoni tritt dann auch ein Mann in ihr Leben, der sie so sein lässt, wie sie sein möchte. Jack ist Schafzüchter und ein eingefleischter Junggeselle, seitdem seine Frau vor einigen Jahren gestorben ist. Aufgeschlossen allen Neuheiten gegenüber interessiert er sich für die Maoris und deren Heilkunst, er verehrt ihre Heilerin, die ihm so manches Mal schon aus der Patsche geholfen hat. Keine Scheu zeigt auch Ricarda, schnell ist sie mit den Maoris vertraut und sie bilden eine erfolgreiche Allianz zwischen alter und neuer Medizin.

Unwillkürlich denkt man sofort an Dr. Michaela Quinn, die Hauptfigur einer sehr erfolgreichen Fernsehserie. Die Parallelen drängen sich geradezu auf, eine unabhängige Frau mit eigener Klinik, von der eigenen Familie nicht anerkannt, trifft auf smarten, verständigen Helden, der nichts von ihr verlangt als ihre Liebe und ihr Zugang zu völlig neuen Welten ermöglicht. Einige Handlungsstränge und Charaktereigenschaften sind schon sehr ähnlich, wer Dr. Quinn mag, wird auch Dr. Bensdorf mögen. Ricarda ist eine stolze, selbstbewusste junge Frau, die ihr Dasein und ihre Fähigkeiten nicht nur zur Repräsentation und Kindererziehung vergeuden möchte. Versucht sie anfangs noch, ihren Eltern gerecht zu werden, sieht sie doch schnell ein, dass es in Deutschland nicht funktionieren wird. Sie geht den richtigen Schritt zur Selbstbestimmung, denn zu dieser Zeit durften Frauen oft noch nicht mal eine eigene Meinung haben. Man sollte sich immer mal wieder bewusst werden, was die Suffragetten und Frauen wie Ricarda Bensdorf für unsere heutige Zeit erreicht haben, Anne Laureen hat hier ein realistisches Bild geschaffen. Mit ihren Nebencharakteren deckt sie eine gutgewählte Palette an unterschiedlichen Figuren ab, es gibt die Bösen, die Uneinsichtigen, die Freundinnen, die im Stillen agieren und natürlich die sturen Männer, die Frauen noch lange nicht als gleichberechtigt ansehen und sie zur Ware degradieren. Mit den Maoris hat sie dann noch die Eingeborenen mit hinzugenommen, natürliche Medizin und besonders der Glaube an die Heilung steht bei der Autorin im Vordergrund. Sie schafft ein großes Panorama an verschiedenen Beispielen, wie sich Ricarda und Moana hervorragend ergänzen. Die Liebe zwischen ihr und Jack entwickelt sich langsam, beide müssen erst die Schatten der Vergangenheit bezwingen, bevor sie sich aufeinander einlassen können.

Der Stil ist recht einfach gehalten, dadurch lässt sich die Geschichte aber gut lesen, Es gibt nicht viel Überflüssiges, mit ausschweifenden Landschaftsbeschreibungen hält sich die Autorin nicht auf. Manchmal ist sie nicht gradlinig mit ihren Charakteren, die Wandlung des Vaters ist nicht nachvollziehbar, warum er erst seine Tochter studieren lässt und sie dann nur noch als Ehefrau ohne eigenen Willen sehen möchte. Spätestens als er Ricardas Bewerber zustimmt, der von ihr wie von einer Zuchtkuh redet, ist es mit seiner Sympathie vorüber, man fragt sich, wie ein Vater es sich gefallen lässt, solche Sachen über seine eigentlich geliebte Tochter zu hören. Die Charaktere in Neuseeland bedienen auch jedes Klischee, aber die Mischung ist gelungen, die Geschichte wenn auch einfach, aber trotzdem spannend ist. Wenn sich auch manche Widerstände zu einfach lösen, bekommt man keine Langeweile bei Ricardas Kampf nach Anerkennung und Eigenständigkeit. Das Cover ist sehr stimmungsvoll und weckt ein bisschen die Sehnsucht, Neuseeland doch einmal mit eigenen Augen sehen zu können.

Fazit
Mit dem Mut einer Löwin kämpft Ricarda Bensdorf um Anerkennung und ein selbstbestimmtes Leben, im exotischen Neuseeland schafft sie es im 19. Jahrhundert zu beweisen, dass auch Frauen ihren Mann stehen können. Dr. Quinn ist in Neuseeland angekommen, genauso halsstarrig, selbstbewusst und liebenswert tritt auch Ricarda für ihre Rechte ein, durch ihre Handlungen erobert sie die Einwohner Taurangas, die die Tüchtigkeit der jungen Ärztin schnell zu schätzen lernen.

Von mir gibt es - da ich Dr. Quinn sehr mochte - 3 von 5 Punkten

LG
Patty


:stern
Zuletzt geändert von patwelli am 28.10.2012, 09:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sterne über Tauranga - Anne Laureen

Beitragvon SchneeMcKettrick » 17.06.2011, 11:09

Dr. Quinn :augen Das Buch kommt auf meinen WZ!
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Re: Sterne über Tauranga - Anne Laureen

Beitragvon Marina G. » 27.01.2013, 12:21

Ich werde hier das Hörbuch versuchen! Ich liebe Dr. Quinn :augen
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