Erica James - Verborgene Talente

Liebesromane unserer Zeit ala Sparks, Ahern, Patterson und Co

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Erica James - Verborgene Talente

Beitragvon patwelli » 14.08.2011, 09:35

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Verborgene Talente: Roman
Erica James
Ullstein Taschenbuch 2004-07-01 Taschenbuch 685 Seiten

OT: Hidden talents

Klappentext:

Dulcie Ballantyne ruft einen Autorenzirkel für Amateure ins Leben: die „Verborgenen Talente“. Die vier, die sich schließlich bei ihr einfinden, haben mit Dulcie jedoch nur eines gemeinsam: den Wunsch, ihrer Lebenssituation mit Hilfe des Schreibens zu entfliehen. Bald schon werden aus Fremden Freunde und ausweglos erscheinende Umstände erfahren eine überraschende Wendung... Quelle: Ullstein

Meine Meinung:

Wie werden Helden erschaffen? Woher nehmen Autoren ihre Inspiration? Ist Schreiben eine Kunst oder wird man mit der Anlage dazu geboren? Kann man Schreiben erlernen? Leser, die ja lediglich die Früchte der Arbeit der Autoren ernten, sie entweder lieben oder gnadenlos verreißen, werden hinter die Kulissen gelassen und dürfen Amateure auf dem langen, steinigen Weg zum eigenen Werk begleiten. Allerdings ist das Entstehen eines Werkes nur der Zuckerguss auf dem ganzen Kuchen, in dem eine komplexe Geschichte mit vielen Einzelschicksalen enthalten ist. Zu viele mag man auf den ersten Blick meinen, aber sie sind alle miteinander verwoben und man hat nie das Gefühl, dass irgendjemand von der Autorin vernachlässigt wird. Deswegen wird es auch nie langweilig und von Anfang an wird man hineingezogen, lebt und leidet mit den Charakteren und ist einfach nur mächtig gespannt, auf welche Weise die vielfältigen Probleme behandelt werden.

Dulcie Ballantyne, eine mäßig erfolgreiche Schriftstellerin, ruft eine wöchentliche Schriftstellergruppe ins Leben, bei der sich Amateure über ihr Werk austauschen können und durch Übungen ihren Stil finden und verbessern können. Außerdem ist sie Witwe, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und die Geliebte eines verheirateten Mannes, der in ihrem Beisein einen Herzinfarkt bekam und seitdem im Krankenhaus liegt. Als Nichtangehörige bekommt sie keine Auskunft und als geheime Geliebte weiß auch keiner und darf auch keiner erfahren, dass sie sich Sorgen macht. Seine Frau darf nichts von der Affäre erfahren, Dulcie hatte das Paar einst kennengelernt, als sie ihnen ein Haus vermittelt hat. Die beiden haben vier Kinder, von denen zwei schon erwachsen und aus dem Haus sind.

Jaz Rafferty ist das Küken der Gruppe. Als das mittlere von fünf Kindern fühlt sie sich unwohl in ihrer eigenen Familie, ein Fremdkörper unter Menschen, die laut, ungehobelt und nur dazu da sind, sie zu ärgern. Einzig ihre Mutter versteht ihre Introvertiertheit, ist aber mit einer schwierigen Schwangerschaft ans Bett gefesselt und braucht Ruhe. Beim Schreiben kann sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen und hemmungslos ihre Familie so schildern, wie sie sie sieht. Aber auch ihr Mitschüler Nathan King lenkt sie ab, der als einziger mit ihr auf einer Wellenlänge schwimmt. Seine Mutter Beth hat sich auch dieser Gruppe angeschlossen, seit ihr Mann gestorben ist, sucht sie nach neuen Herausforderungen. Sie und Nathan haben zwar ein sehr gutes Verhältnis, aber sie findet sich schon langsam mit der Tatsache ab, dass er bald sein eigenes Leben führen wird.

Jack Solomon ist Immobilienmakler und wurde von seiner Frau wegen seines ehemals besten Freundes verlassen. Zynisch und verbittert kämpft er um seine beiden Töchter, denen er lange nicht so viel bieten kann wie sein reicher Exfreund. Er fühlt sich von beiden verraten und steigert sich in eine depressive Stimmung hinein, die er durch das Schreiben zu kanalisieren versucht. Seine neue Freundin Claire vereinnahmt ihn total und Jack wird immer klarer, dass er diese Beziehung aus völlig falschen Motiven eingegangen ist. Aber Claire hat noch so manche Überraschung für ihn in petto. Ein weiterer Mann, der die Runde vervollständigt, ist Victor Blackmore, selbsternannter Bestsellerautor. Wieso er eigentlich bei diesen Amateuren dabei ist, weiß er selber nicht so genau, er fühlt sich ihnen hoch überlegen. Das lässt er die anderen von Anfang an spüren, ist hochnäsig, überheblich und völlig von seinem Talent überzeugt. Als einziger hat er schon ein Mammutwerk verfasst, was in seinen Augen natürlich genial ist, weshalb er Kritik weder annehmen noch akzeptieren kann.

Der Leser wird unvermittelt in das Leben dieser Hauptpersonen katapultiert, er ist direkt mittendrin, lebt, liebt und leidet mit ihnen – auf eine unnachahmlich fesselnde Art und Weise. Erica James schafft es mit ihrem lockeren Stil, die Umwelt verschwinden zu lassen und in eine neue Welt hineinzutauchen. Ständige Perspektivwechsel halten die Spannung sehr hoch, Identifikationsmerkmale für Jedermann sind vorhanden. Die kleinen Probleme des Alltags mögen für andere Einblicke vielleicht banal wirken, aber für die Betroffenen bauen sie sich zu unendlichen Mauern auf. Ein anderer Blickwinkel hilft, oder auch nur eine tröstende Umarmung, das Wissen, da ist jemand, der einem zur Seite steht. So vielfältig wie die Menschen sind auch ihre Probleme und ihre Geschichten, was die Faszination dieses Zusammentreffens ausmacht. Hier ist keine Seite zuviel, es gibt keine Längen dafür aber immer neue Begebenheiten und unerwartete Wendungen. Die machen den Charme und den Reiz der Geschichte aus, dazu die realistischen und liebenswerten Charaktere, die jeder für sich eine ungeheure Entwicklung durchmachen. Dazu kommt dann noch der Reiz des Schreibens, für jeden Leser unwiderstehlich zu erfahren, wie ein Buch entsteht, woher die Ideen kommen und worüber man schreiben kann und worüber besser nicht. Kleine Anleitungen sind im Text versteckt, die Übungen, die Dulcie mit ihrer Gruppe durchführt, stoßen bei manchen anfangs auf Unverständnis, sie enthüllen aber viel mehr, als mancher glaubt. In der Taschenbuchausgabe hat Ullstein ein stimmungsvolles Cover gewählt, aus den Wiesen steigender Nebel, der so vieles verhüllt und erst einmal undurchdringlich wirken lässt.

Fazit

Leben, pures, unverfälschtes Leben tischt uns die Autorin in ihrem umfangreichen Werk auf, vielfältige Probleme, bunt gemischt wie ihre Charaktere. Abwechslungsreich durch die ständigen Perspektivwechsel gibt es viele einzelne Geschichten, die durch die Schriftstellerei lose verbunden werden. Probleme für Jedermann, die durch ungewöhnliche Lösungen bestechen. Nicht nur Happy Ends werden verteilt, das Ende ist genauso unberechenbar wie das Leben selbst.

Ich habe mich mit diesem Buch soo wohl gefühlt und weil sich eben nicht alles easypeasy gelöst hat gibt es von mir 5 von 5 Punkten

LG
Patty


:stern
Meine verwendeten Bilder habe ich entweder selbst erstellt oder sie kommen von dieser Seite

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