Susan Wiggs - Weihnachtsengel gibt es doch

Liebesromane unserer Zeit ala Sparks, Ahern, Patterson und Co

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Susan Wiggs - Weihnachtsengel gibt es doch

Beitragvon Ellynyn » 28.11.2011, 08:52

Mit Maureen Davenport und Eddie Haven hat Susan Wiggs zwei wunderbar Protas geschaffen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Auf den ersten Blick passen diese beiden Menschen überhaupt nicht zusammen. Maureen, die ein wenig prüde und altbackene Bibliothekarin und Eddie, ein gescheiterter Kinderstar. Gemeinsam sollen sie in Avalon, der Heimat von Maureen, ein Krippenspiel auf die Beine stellen. Eddie, der eigentlich wo anders lebt, wurde vor Jahren von einem Richter zu Sozialstunden verdonnert. Und bei dem jährlichen Krippenspiel in Avalon arbeitet er diese ab.

Schnell wird klar, dass hier Welten aufeinander prallen. Maureen wirkt am Beginn des Buches ein wenig hölzern und kratzbürstig. Doch Eddie gelingt es die Mauer, die Maureen im Laufe der Jahre errichtet hat, Stück für Stück einzureissen. Eddie selbst hat ebenfalls mit seiner Vergangenheit, Fehlern und Enttäuschungen zu kämpfen. Doch er öffnet sich schneller und erleichtert es Maureen ihm Vertrauen entgegenzubringen. Und am Ende des Buches ist nichts mehr so, wie es sich zu Beginn abgezeichnet hat. Beide Protas gewinnen an Tiefe, ohne dass ihre Lebensgeschichten ins Dramatische abgleiten.

Die wirklich schöne Weihnachtsgeschichte kommt ohne große Theatralik aus. Schmuddelszenen gibt es ebenfalls nicht. Stattdessen beschreibt Susan Wiggs auf wunderbare Art und Weise wie zwei Menschen, die sich sonst wohl nie begegnet wären, sich näher kommen. Einige Nebenhandlungen runden das Bild ab. Neben dem Krippenspiel, das am Ende so ganz anders aussieht, als Maureen sich das vorgestellt hat, gilt es noch die Bibliothek von Avalon zu retten und Eddie mit seinen Eltern auszusöhnen. Und da gibt es noch den mysteriösen Jabez Cantor …..

Erschienen ist das Buch bei Weltbild und Teil der Lakeshore Chronicles. Allerdings wurden hierbei Teil 1 und 2 bereits von Mira veröffentlicht. Weitere Bände sollen im Laufe des Jahres 2012 folgen!

5 von 5 Punkten

:stern
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Re: Susan Wiggs - Weihnachtsengel gibt es doch

Beitragvon corwer » 28.11.2011, 11:16

Kann man das Buch einzeln lesen?
Jeder Tag ist ein Geschenk! - Bei mir ist eher jeder Tag wie Schrottwichteln.
corwers booklooker seite
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Re: Susan Wiggs - Weihnachtsengel gibt es doch

Beitragvon Ellynyn » 28.11.2011, 11:30

Jo durchaus. Für mich war es halt ein AHA-Erlebnis, weil vom ersten Teil Personen vorkommen. Da bin ich erst draufgekommen: Hey, die kenn ich doch alles schon. :mrgreen: Aber du brauchst kein Vorwissen zu dem Buch.
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Re: Susan Wiggs - Weihnachtsengel gibt es doch

Beitragvon patwelli » 18.12.2012, 18:21

Mich hat Jabez schon ganz schön gestört - ich finde, das hatte das Buch nicht nötig *g*

Maureen las immer. Seitdem sie klein war, hatte sie Freude und Trost in Büchern gefunden. Eine Geschichte war für sie so viel mehr als nur Wörter auf einer Seite. Ein Buch aufzuschlagen war, wie die Tür zu einer anderen Welt zu öffnen, und sobald sie einmal die Schwelle übertreten hatte, gab es kein Zurück mehr. Wenn sie eine Geschichte las, lebte sie in einer anderen Haut. (Seite 18)

Eine Bibliothekarin wie aus dem Bilderbuch, das ist Maureen Davenport. Bieder gekleidet, pingelig korrekt und immer allem ein Buch vorziehend, so leitet sie die öffentliche Bücherei in Avalon, dem malerischen Städtchen am Willow Lake gelegen. Aber nun soll ihr Lebensmittelpunkt geschlossen werden, da die Mittel zur Weiterführung nicht mehr ausreichen. Ausgerechnet an Weihnachten, dem Fest der Liebe und der Wunder. Zu nüchtern, um auf ein Weihnachtswunder zu hoffen, stürzt sich Maureen ins Unvermeidbare, allerdings mobilisiert sie noch einmal alle ihr zur Verfügung stehende Mittel. Dazu gehört auch die Überlegung, wem sie die Hauptrolle in ihrem weihnachtlichen Krippenspiel geben wird, dem Neffen des kauzigen, Mr. Scrooge ähnlichen Inhabers des Bibliotheksgebäudes oder einem plötzlich aufgetauchten Jugendlichen, der allerdings wie ein Engel singen kann und alleine durch seine ausstrahlende Aura alle verzaubert. Ihr zur Seite steht der ehemalige Kinderstar Eddie Haven, der, durch einen Gerichtsbeschluss dazu verdonnert, alle Jahre bei der Aufführung hilft. Ausgerechnet er, der Weihnachten so überhaupt nichts abgewinnen kann.

Maureen liebte alles an Weihnachten – die beißende Kälte und das Knirschen von Schnee unter ihren Füßen. Den Duft von gebackenen Keksen und das Funkeln der Lichter in den Schaufenstern und an den Hausdächern. Die alten Lieder, die aus dem Radio schwebten, die sentimentalen Filme im Fernsehen, Stapel von Weihnachtsbüchern auf den Tischen der Bücherei, die von Kindern gemalten Bilder, die sie ausstellte. Das fröhliche Klimpern der Münzen in den Blecheimern der Heilsarmee und die Gemeinschaft von Menschen, die zusammen an Projekten für die Feiertage arbeiteten. All das gab ihr das Gefühl, Teil von etwas zu sein. All das ließ sie sich sicher fühlen. Ja, sie liebte Weihnachten. (Seite 72)

Eddie Haven hasst Weihnachten. Als sechsjähriger Junge bekam er eine Rolle in einem Weihnachtsfilm, der danach zu einem Klassiker wurde. Seine so salbungsvoll gesprochenen Sätze wurden zu Mythen der Weihnacht – und zum Fluch des Eddie Haven. Selbst heute noch wird er an seiner damaligen Leistung gemessen und nie vergessen, immerhin hilft es ihm, dass er auch wie ein Rockstar aussieht und die Damenwelt in schiere Verzückung alleine durch seine Anwesenheit bringen kann. Hinter der Fassade sieht es dann ganz anders aus, geprägt durch seine nicht grade unbeschwerte Kindheit hatte es Eddie nicht immer einfach im Leben, der Alkohol war einmal zu häufig sein bester Freund. Seine Charakterstärke ermöglicht es ihm, sich selbstständig aus dem Sumpf herauszuziehen und wieder ein wertvolles, charismatisches Mitglied der Gesellschaft zu werden, was er allerdings erst einmal hinter der Fassade eines sorglosen Rockstars perfekt versteckt. Diese Ausstrahlung verübt auch auf Maureen einen gewissen Reiz, aber was will wohl ein weltgewandter Star mit einer so farb- und reizlosen Kreatur wie ihr? Was hätte sie ihm zu bieten? Normalerweise trifft er sich mit gutaussehenden Starlets, sie sich in seiner Welt zu bewegen wissen und bestimmt mehr gemeinsame Themen haben, über die sie sich unterhalten können. Ihre eigenen Reize verkennt Maureen total, ihrer Meinung und einer früheren unglücklichen Liebesgeschichte nach hat sie der Männerwelt so überhaupt nichts zu bieten. Immerhin sind Männer Menschen, sie riechen, sind körperlich präsent und verlangen Aufmerksamkeit. Nicht so wie ein Buch, was man nach seinem Genuss zuklappen und ins Regal zurückstellen kann.

Es wäre schön gewesen, wenn der Verlag die Bücher in der richtigen Reihenfolge herausgebracht hätte. Eine Nebenhandlung in diesem Buch ist auch das Leben der Daisy Bellamy, sie nimmt ein wenig mehr Platz ein als andere Nebenpersonen. Und endlich erfährt man auch ein wichtiges Ereignis ihrer Geschichte, über das in Zerrissenes Herz zwar oft geredet wird, was aber vor dem Zeitpunkt des Buches spielt – nämlich in diesem. Bei einer so aufeinander aufbauenden Serie sollte eine viel größere Sorgfalt auf die Veröffentlichung gelegt werden, immerhin hat die Autorin ihre Bücher ja auch nicht durcheinander geschrieben. Diese Details sind aber nebensächlich, man kann diese Geschichte auch ganz gut ohne Vorkenntnisse lesen. Die Charaktere erfüllen zwar erst einmal eine Menge Klischees, aber wenn man nun mal bestimmte Vorlieben hat, richtet man sich sein Leben auch danach ein – und erfüllt so oft die allgemeinen Vorgaben, da es einfach leichter ist, als sich dagegen aufzulehnen. Außerdem ist das Buch auch eine Lektion in Sachen zweiter Chancen – und man sollte nicht alles glauben, was sich angeblich auf den ersten Blick erkennen lässt. Denn in jedem stecken ungeahnte Tiefen, die Susan Wiggs hier herrlich herausgearbeitet hat. Maureen und Eddie, so gegensätzlich sie auch sind, ergänzen sich hervorragend, in ihrem gemeinsamen Leben wird es bestimmt keine Langeweile geben. Nur den Touch des Übersinnlichen hätte sich die Autorin sparen können, das passt einfach nicht in die Serie der Lakeshore Chronicles. Es wirkt aufgesetzt, als ob man zur Weihnachtszeit einfach so etwas erwartet.

Fazit

Der Schöne und die Zicke finden tatsächlich einen Weg, miteinander auszukommen. Heiter und besinnlich hat Susan Wiggs in Weihnachtsengel gibt es doch eine zur Jahreszeit passende Geschichte geschrieben, in der sie aber nicht ihr ganzes Potential ausschöpft. Zwischen Maureen und Eddie hätte es ruhig ein bisschen spritziger zugehen dürfen, so ganz erschließt es sich nicht, warum Eddie von Maureen fasziniert ist. Eine nette Weihnachtsgeschichte ist es allemal, wenn auch auf dem Weg nicht allzu viele Stolpersteine liegen.

LG
Patty
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