Nora Roberts - Nachtgeflüster 2. Der geheimnisvolle Fremde

Liebesromane mit phantastischen und/oder mystischen Elementen

Moderatoren: mallory, Mondfrau

Nora Roberts - Nachtgeflüster 2. Der geheimnisvolle Fremde

Beitragvon mallory » 29.11.2011, 22:13

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Nachtgeflüster 2 - Der geheimnisvolle Fremde
Nora Roberts
Mira 2005-05 Taschenbuch 304 Seiten

Klappentext: Dunkle Gerüchte ranken sich um den geheimnisvollen Mann, der unerkannt Nacht für Nacht Verbrechern das Handwerk legt. Nur die aufstrebende junge Staatsanwältin Deborah O’Roarke kennt nach einer leidenschaftlichen Begegnung das Gesicht hinter der Maske...
Und wieder ein Flüstern in der Nacht ... In dieser spannenden Romanze begegnet die aufstrebende Staatsanwältin Deborah O’Roarke einem maskierten Fremden: Zweimal rettet er ihr das Leben. Auf unerklärliche Weise fühlt sie sich zu ihm genauso erotisch hingezogen wie zu dem charmanten Gage Guthrie, dem sie auf einer VIP-Party begegnet ist. Und während Gage ihr helfen will, die Hintermänner eines gefährlichen Verbrecherrings zu entlarven – es ist der wichtigste Fall ihrer Karriere -, kommt Deborah in einer leidenschaftlichen Nacht hinter das Geheimnis ihres rätselhaften Retters...

bacherl hat geschrieben:
Ein ansprechender Plot mit einer netten Superhelden-Idee. Obwohl es Batman-mäßig anfängt geht die Idee leider in der Romantik-Komponente total unter. Was anfangs noch sehr romantisch und viel versprechend anfängt, endet leider in handlungserdrückendem Liebesgedusel mit leichtem Kitschfaktor. Die Helden bekommen gleichsam einen leichten Nervfaktor und verlieren die anfängliche Coolness.

Ich kenne die Romanvorlage zwar nicht aber gehe mal stark davon aus, dass die Kürzungen hauptsächlich auf Kosten der nicht-romantischen Handlung gegangen sind und kann mir vorstellen, dass die broschierte Vorlage ganz gut ist.



Meine Meinung: Im Gegensatz zum von bacherl rezensierten Hörbuch ist im Roman tatsächlich der Krimianteil deutlich höher, was auch sehr angenehm ist. Hier halten sich Thriller und Liebesgeschichte einigermaßen die Waage. Zum Glück, muss ich sagen, denn der Teil in dem Gage und Deborah ermitteln und vorallem der Teil, in dem Gage als Nemesis auftritt, mit einer praktischen übersinnlichen Fähigkeit, die er plötzlich nach mehrmonatigem Koma hatte, ist recht gut gelungen.

Aber....

Leider ist die Liebesgeschichte für mich ziemlich unglaubwürdig. Deborah trifft Gage, der in seinem Selbstbewusstsein nahezu aufdringlich ist und sie förmlich mit Verabredungen verfolgt. Sie setzt dem absolut nichts entgegen und obwohl sie immer wieder betont, sie wisse noch nicht ob sie sich noch mal mit ihm treffen wolle, stimmt sie jeder weiteren Verabredung zu und jede Diskussion wird von ihm erfolgreich mit einem Kuss erstickt. Nach wenigen Treffen ist sie sich schon ziemlich sicher ihn zu lieben.

Gleichzeitig glaubt sie aber auch, sie liebe „Nemesis“, den Rächer, der im Dunkel der Nacht Gangster überwältigt und der ihr schon drei Mal das Leben gerettet hat. Diese Treffen liefen immer nach demselben Schema ab: Sie bringt sich in ihrer maßlosen Selbstüberschätzung in Gefahr, er rettet sie und befiehlt ihr, in Zukunft nicht mehr in diesem Fall zu ermitteln. Sie wird wütend und behauptet, sie hätte sich auch selbst retten können – obwohl ganz klar ist dass sie in zwei der drei Fälle ohne ihn keine Chance gehabt hätte! Es knistert zwar zwischen den beiden, aber jedes Zwischenspiel dauert nur wenige Minuten, sie hat keine Ahnung wie er aussieht – und trotzdem behauptet sie ihn zu lieben. Sie merkt aber auch nach leidenschaftlichen Küssen erst mal nicht, dass sie beide Male denselben Mann geküsst hat!

Das Problem in dieser „Liebes“beziehung bringt die Autorin in einem Satz auf den Punkt:
Das war Liebe: ein Verlangen, das grundlegender war als Hunger und Durst.
NR kann mir zwar glaubwürdig vermitteln dass die beiden Verlangen nacheinander empfinden, warum sie sich aber lieben das wird nicht klar. Vielleicht wäre es überzeugender, wenn sie nicht nach wenigen Tagen und Treffen schon von ewiger Liebe, Heiraten und Kinderkriegen reden würden.

Dazu kommt, dass ich die Heldin nur schwer verkraftet habe. Sie bringt sich immer wieder in untragbare, gefährliche Situationen, vergisst scheinbar, dass sie Staatsanwältin und kein Cop und keine Detektivin ist und ist beleidigt, wenn man sich Sorgen um sie macht.
Diese Frauen, die durch ihre eigene Dummheit oder Selbstüberschätzung ständig in Gefahr sind und der Held muss sie dann retten, die kann ich schon in Regencies schwer ertragen.
Aber hier ist es einfach zu viel. Eine Szene hat mich, von den Gefahrenszenen abgesehen, besonders gestört: Sie haben gerade eine leidenschaftliche Nacht hinter sich gebracht, er glaubt sie schlafe noch ein paar Stunden und verschwindet in seinem unterirdischen Reich, in dem seine Schaltzentrale untergebracht ist. Sie sieht ihn gerade noch im Geheimgang verschwinden, ist stinksauer, dass er ihr nicht vertraut und befindet dann „wenn er mir sein Vertrauen nicht schenkt muss ich es mir eben nehmen“ und schnüffelt ihm nach. Wo sie ihn dann nach Auffinden beschimpft weil er ihr sein Reich nicht gleich bei der Wohnungsführung gezeigt hat.
Die Person der Deborah finde ich nicht sonderlich sympathisch, ihr stures Beharren darauf, was "Nemesis" mache, sei illegal - nur weil er nachts auf Verbrecherjagd geht und die gestellten Verbrecher dann der Polizei übergibt und so Leben rettet. Die moralische Empörung von Deborah erschien mir sehr selbstgerecht und fragwürdig. :roll:

Im letzten Viertel, nachdem Gage und Deborah endlich angefangen haben sich aus- und abzusprechen, wird nicht nur die Thrillerhandlung deutlich spannender, auch die Lovestory wird glaubwürdiger. Denn nun unterhalten sie sich endlich und man kann vermutlich wirklich von Liebe reden und nicht nur von Verlangen.

Meine Wertung:

Die Heldin versaut vieles, daher vergebe ich nur:

3 von 5 :lesen

:stern
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Re: Nora Roberts - Nachtgeflüster 2. Der geheimnisvolle Frem

Beitragvon Marina G. » 01.12.2011, 19:47

Gehört das Buch nicht eher in die Sparte "Romantic Thrill" :grübel Ich habe es vor langer Zeit gelesen, kann mich auch irren...
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Re: Nora Roberts - Nachtgeflüster 2. Der geheimnisvolle Frem

Beitragvon mallory » 01.12.2011, 22:44

Ich war unentschlossen. Aber da der Held übersinnliche Fähigkeiten hat und diese auch im Kampf gegen die Verbrecher einsetzt habe ich mich schließlich für diese Sparte entschieden. Dazu kommt dass mich die ganze Story um den Helden, seine doppelte Identität und seinen magischen Kampf gegen das Verbrechen anfangs doch stark an "The Shadow" erinnert hat - auch wenn der Held vor seinem Koma ein anständiger, ehrlicher Cop war und kein Schlächter wie "The Shadow".
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Re: Nora Roberts - Nachtgeflüster 2. Der geheimnisvolle Frem

Beitragvon Lenya » 02.12.2011, 18:29

@Marina:
Also sagen wir mal, wenn dann ist es sehr weichgespülter Romantic Thrill :lol:

Ich fand das Buch ganz nett. Mehr auch nicht, aber kurzweilige Unterhaltung schon.
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