Michael Northrop - Kälte (YA)

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Michael Northrop - Kälte (YA)

Beitragvon mallory » 29.08.2012, 19:42

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Kälte
Michael Northrop
Loewe Verlag 2012-08-15 Broschiert 256 Seiten

Zum Autor: Michael Northrop wuchs in einer kleinen Stadt in den Berkshire Mountains auf, wo er seine Zeit damit verbrachte, in Bäume zu klettern, von Bäumen zu fallen und Fußball zu spielen. Viele Jahre späer zog er nach New York, dem er seitdem treu geblieben ist. Dort arbeitete er als Stand-up-Comedian und Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften, bis er 2009 seinen ersten Jugendroman veröffentlichte, der auf der Stelle zum Erfolg wurde. Seither heimst er eine Auszeichnung nach der anderen ein und hat das Schreiben zum Beruf gemacht.

Klappentext: Als der Schneesturm anfing, wusste noch keiner, dass es eine ganze Weile lang nicht mehr aufhören sollte zu schneien. Keiner ahnte, dass es nicht nur ein Problem werden würde, sich warmzuhalten, sondern überhaupt am Leben zu bleiben... Quelle: Loewe Verlag

Scotty Weems ist ein Überlebender. Einer von acht Leuten, die während des schwersten Schneesturms seit Jahrzehnten in einer Highschool am „A... der Welt“ eingeschneit werden. Mit immer wieder aufblitzendem schwarzen Humor berichtet er in ansonsten recht nüchternen Worten davon, wie seine Mitschüler und er die Tage und Nächte erleben, in denen sie von jeglicher Zivilisation abgeschnitten in einer Schule kampieren, die nach und nach unter mehr als fünf Metern Schnee versinkt. Der einzige Lehrer, der mit ihnen da blieb, verschwand schon nach wenigen Stunden um Hilfe zu holen – und ward’ nicht mehr gesehen. Die Eltern, die die Teenager abholen wollten sind nie angekommen. Was mit ihnen passiert ist finden die fünf Jungs und zwei Mädchen nicht heraus, da sämtliche Telefonleitungen tot sind. Die Stromversorgung ist ausgefallen, die Heizung sowieso und es hört nicht auf zu schneien...

Meine Meinung: Ich bin unentschlossen. Einerseits wirkt der Roman eher wie ein sehr realistischer Tatsachenbericht eines Überlebenden, andererseits ist der nüchterne Erzählstil nicht gerade dazu angetan Spannung aufkommen zu lassen. Man fühlt sich etwas als hätte Scotty Weems eine Gruppe Zuhörer um sich geschart denen er nun die Geschichte erzählt. Und man selbst sitzt mit in der Gruppe und wird immer wieder direkt angesprochen.

Der Plot bietet viel Potential: Fünf Jungs, die scheinbar jedes Klischee erfüllen. Da sind der Sportler (Weems), der Militarist, der Psychopath, der Freak und der Normalo. Dazu kommen zwei hübsche Mädchen, alle in einer psychischen Ausnahmesituation. Man hätte daraus eine unglaublich spannende Actiongeschichte machen können, mit Aggression und Gewalt und sexuellen Übergriffen. Das wäre mit Sicherheit auch jugendfrei gegangen.
Doch Michael Northrop entschied sich dafür den Roman eher wie ein Psychogramm zu schreiben. Er beobachtet seine Protagonisten über die Tage hinweg, führt vor, dass Klischees eben doch nicht immer das wahre Ich zeigen und er schafft durchaus auch beklemmende Momente, wenn z.B. die Schneelast auf dem Schulgebäude immer schwerer wird. Außerdem musste ich immer mal wieder überraschend lachen, wenn der Ich-Erzähler trockene bis sarkastische Bemerkungen an den Leser richtet.
Trotzdem hat der Autor es nicht geschafft, mir die Personen wirklich näher zu bringen. Zu ruhig, zu nüchtern ist sein Erzählstil. Selbst wenn Katastrophen passieren wird darüber nur berichtet und nicht mitreissend erzählt.

Vielleicht bin ich einfach zu alt für die Geschichte und habe schon zu viele Bücher gelesen, in denen aus den hier gegebenen Vorlagen ein wirklich, wirklich spannender Roman gemacht worden wäre. Und sicher ist es für Teenager im gleichen Alter auch authentischer zu erfahren, dass Scotty Weems im Laufe der Woche ein Pickel auf der Wange wächst und schließlich „live und in Farbe“ zu erfahren, wie er ihn ausdrückt. Für mich war dieses Erlebnis eher unnötig und ich hätte gerne darauf verzichtet. *würg* Aber ich bin aus dem Pickelalter natürlich auch schon länger heraus. Zum Realismus der Story hat es auf jeden Fall beigetragen, das muss ich zugeben.

Fazit: Ein sehr realistischer, sehr glaubwürdiger Roman, doch ein wenig wurde ich dabei an einen Katastrophenfilm ohne Musik und Nebengeräusche erinnert. Es hat einfach das gewisse Etwas gefehlt, dass mich mitgerissen hätte.

Meine Wertung:

3,5 von 5 :lesen

:stern
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Re: Michael Northrop - Kälte

Beitragvon monalisa » 30.08.2012, 17:51

hört sich nicht wirklich spannend an...und Pickelgeschichten brauche ich auch nicht :???:
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Re: Michael Northrop - Kälte

Beitragvon mallory » 30.08.2012, 19:23

Naja, die Pickelgeschichte bestimmt nicht gerade das Buch und solange er nur nebenher berichtete wie der Pickel sich entwickelt hat war es auch nicht schlimm. Er wollte damit wohl eher zeigen dass er ein normaler 15jähriger Teenager ist. Aber ich hätte nicht erleben müssen wie er ihn ausdrückt! :roll:
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