Wenn der Hunger erwachtRhyannon Byrd
Mira Taschenbuch im Cora Verlag 2011-03-10 Taschenbuch 320 Seiten
Klappentext: Ian Buchanan hat das Unbekannte immer gefürchtet - die tiefe undurchdringliche Dunkelheit, die in seinem Inneren lebt. Aber er hat beschlossen, ein "normales" Leben zu führen, die beunruhigenden Träume zu ignorieren, in denen er sich seinem wildesten Verlangen hingibt. Bis ihn das Medium Molly Stratton aufspürt und erklärt, seine erotischen Albträume zu teilen - als Beweis zeigt sie ihm die Spuren seiner Zähne an ihrem Hals. Außerdem behauptet sie, Nachrichten von Ians toter Mutter zu empfangen: Ein Feind ist nah. Und die Kreatur in Ians Innerem wird erwachen. Eine Kreatur mit einem unstillbaren Hunger...
Meine Meinung: Das Buch lässt mich zwiespältig zurück. Einerseits ist die Geschichte wirklich toll. Die Autorin hat sich einige sehr interessante Gestalten in einer faszinierenden Geschichte ausgedacht. Faszinierend, spannend, voll Erotik und Action. Dafür kann ich nur 5
geben und habe mir die Fortsetzung über Ians Schwester Saige vorhin auch spontan ertauscht.
Der Schwachpunkt der Geschichte liegt bei den Personen. Da ist zum einen Ian selbst. Trotz seiner "Tünche" des zivilisierten Bauunternehmers ist er in seinem tiefsten Selbst ein total kaputter Typ. Lange war er auf der Flucht vor dem Dunklen in seinem Inneren, hat Drogen genommen und sich beinahe selbst umgebracht, bevor er den Absprung geschafft hat und in die Nähe seines Bruders gezogen ist. Doch immer noch lässt er niemanden an sich heran.
Als dann plötzlich Molly vor ihm steht und ihm eine Warnung von seiner toten Mutter überbringt ist er nicht einfach ungläubig und skeptisch, wie man erwarten sollte. Nein, er ist aggressiv, höhnisch, ablehnend, bei jedem ihrer Erklärungsversuche schnaubt er verächtlich oder herablassend, selten benimmt er sich ihr gegenüber mal normal. Durch fortwährendes Fluchen und derbe, zum Teil obszöne Sprache muss er ständig zeigen dass er ein harter Macho ist. Er benimmt sich wie ein unsympatisches A...loch und das mit voller Absicht. Das macht ihn als Helden nicht gerade zu einem Sympathieträger.
Molly hingegen versucht ständig ihn zu missionieren wie eine süße kleine Kleinstadtgrundschullehrerin, die zwar vor Angst vor der Situation zittert, trotzdem nicht zurückweicht und ihn zu allem Überfluss ständig mit den Augen verschlingt. Selbst wenn er nur ein schwarzes Samtband eines Anhängers in der Hand hat so macht sie der Kontrast des schwarzen Samtes zu seiner goldbraunen Haut schon so scharf, dass sie beinahe zerfließt. Auch sie war mir nicht gerade sympathisch.
Dazu kommt, dass die Autorin in überzogenen Adjektiven schwelgt. Beispiel: Seine Hände fanden die entzückenden Höhlungen ihrer Armbeugen... Wieso sind gerade diese Armbeugen entzückender als bei anderen? Auch bei den Erotikszenen ist die Sprache eher zweifelhaft. Da ist die Rede von ihrer saftigen Spalte, ihrem zuckerrosa Zentrum, seinen festen dicken Fingern... Diese Übertreibungen haben mich einfach immer wieder gestört und irritiert.
Ständig wird betont wie süß und zart und entzückend und unschuldig Molly ist, das war mit Zeit schon nicht mehr schön. Vorallem, weil gleichzeitig ständig Ians Ängste und Selbstzweifel, er könnte Molly verletzen, im Vordergrund stehen. Er versucht sie zu vertreiben, sie drängt sich ihm auf. So könnte man ihr "Balzritual" über eine längere Strecke des Buches beschreiben.
Wäre nur die Liebesgeschichte und nicht die wirklich gute, spannende Rahmenhandlung, so könnte dieses Buch bei mir buchstäblich nicht punkten. Doch da es diese Rahmenhandlung nun mal gibt hat mir das Buch trotz meinen Kritikpunkten die Protas betreffend ausgesprochen gut gefallen, vorallem in der zweiten Hälfte hat es sich sehr zum Positiven geändert.
Deshalb ist meine Wertung:
4 von 5
Und ich bedaure sehr, dass der 3. Teil der Trilogie über Ians Bruder Riley scheinbar nicht übersetzt wurde. Genauso wenig wie die anderen Bücher der Reihe, die zum Teil bisher nur als e-books erschienen sind.