Georgette Heyer: Instead of the Thorn

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Georgette Heyer: Instead of the Thorn

Beitragvon Gipsy » 16.04.2007, 10:50

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Instead of the Thorn
Georgette Heyer
Amereon Ltd 1971-07 Gebundene Ausgabe 354 Seiten

Hinweis: bei diesem Roman handelt es sich um keinen Regency, sondern um einen von Heyers seltenen zeitgenössischen Romanen (England in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts)

Inhalt:

Elizabeth Arden wird von ihrer viktorianischen Tante zu einer jungen Dame erzogen, die nie widerspricht, immer Rücksicht auf andere nimmt und nie etwas tun würde, was gegen die herrschende Moral verstößt. Daher nimmt sie auch pflichtbewusst den Heiratsantrag des berühmten Schriftstellers Stephen Ramsay an, obwohl sie ihn nicht liebt. Stattdessen versucht sie sich selbst davon zu überzeugen, dass er der Richtige für sie ist. Bei dieser Ausgangssituation ist es nicht schwer zu glauben, dass die Ehe nicht lange gut gehen kann, noch dazu, wo Elizabeth gewisse Aspekte ihrer ehelichen Pflichten, über die ihre Tante sie im Dunkeln gelassen hat, zuwider sind. Auch Stephen kann nicht damit umgehen, dass Elizabeth nie sagt, was sie denkt und ihn immer auf Abstand hält - seelisch ebenso sehr wie körperlich. Eines Tages eskaliert die Situation und Elizabeth beschließt, allein fortzugehen. Auf sich selbst gestellt lernt sie langsam, sich von ihrer Tante zu befreien, eine eigene Meinung zu haben, für sich selbst zu sorgen und erkennt schließlich auch, wieviel Stephen ihr tatsächlich bedeutet ...

Meine Meinung:

Ich war sehr überrascht von dem Buch, da ich keine Ahnung von seinem Inhalt hatte und einen Roman erwartete, der zwar zu einer anderen Zeit spielt, aber von Stil und Inhalt her einem von Heyers Regencies entspricht. Doch auch wenn es sehr viele Dialoge gibt, hatte das Buch einen ersten Unterton und auch die Geschichte war weniger Liebesroman als vielmehr ein Entwicklungsroman Elizabeths, die von einem hypokratischen Ja-Sager-Püppchen zu einer zwar immer noch schüchternen, aber selbständigen, fröhlichen jungen Frau wird. Stephen ist ein sehr sympathischer Held, der aber am Anfang blass bleibt und erst später Konturen erhält. Der Leser erfährt die Geschichte fast ausschließlich über Elizabeth, auch wenn es kurze Passagen aus der Sicht von einigen Nebenfiguren gibt. Das Ende erinnert dann wieder stärker an Heyers Regencies und hat mich sehr berührt.

Die Figuren sind wie immer sehr fein gezeichnet, oft auch überspitzt dargestellt und werden ironisiert und ridikülisiert, aber nie wirklich bösartig, sondern mit dem für Heyer typischen Augenzwinkern. Interessant fand ich die Sitten in den 20ern. Über diese Zeit findet man ja relativ wenig zu lesen, obgleich sie derart faszinierend ist, da sich die gesellschaftlichen Normen in dieser Epoche so stark verändert haben.

Es passiert nicht viel in dem Buch, dennoch wurde es nicht langweilig. Ich persönlich konnte mit Elizabeths Charakter nicht sehr viel anfangen und mir war auch nicht klar, wieso sich Stephen in sie verliebt hat, aber ich konnte nachvollziehen, warum sie so ist. Was ich besonders gut fand, war, dass Heyer keine 180°-Wendung ihre Heldin betreffend gemacht hat, sondern sie auch am Schluss noch etwas schüchtern und prüde dargestellt hat, wenn auch deutlich auf dem WEge der Besserung, so dass ihre Veränderung durch und durch glaubhaft und angemessen erscheint. Die Autorin ist in diesem Werk übrigens allgemein mit sehr viel Fingerspitzengefühl an ihre Personen herangegangen. Auch wenn mir ihre Regencies mehr liegen, kann ich auch diese Buch sehr empfehlen.
Man sollte aber eben beachten, dass das Hauptaugenmerk nicht auf der Liebesgeschichte liegt, sondern auf der Entwicklung der weiblichen Hauptperson.

EDIT: Mich hat dieses Buch sehr an Elizabeth von Arnim, insbesondere "Sallys Glück" erinnert. Auch entdeckte ich öfter Ähnlichkeiten mit Jane Austen als in Heyers Regencies, auch wenn die zur gleichen Zeit spielten. Das mag auch an der verstärkten Ironisierung der eigenen Gesellschaft liegen.

9 von 10 Punkte

:stern
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Beitragvon Eve » 17.04.2007, 17:22

Hallo Gipsy,

kenn ich gar nicht den Titel, aber werde danach Ausschau halten. Kling ja sehr vielversprechend.

Eve
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Beitragvon Gipsy » 18.04.2007, 10:57

Hallo Eve,

es ist auch recht schwer, an ihre zeitgenössischen Romane ranzukommen (und vor allen Dingen teuer :???:)

Sie hat insgesamt vier zeitgenössische Romane und ein paar Kurzgeschichten geschrieben.

Die Romane sind:

The Barren Corn
Helen
Instead of the Thorn
Pastel

Hier findest du Leseproben zu allen vier Romanen ;)

Lg,

KErstin
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