Angel Fall von Susan Ee

[Letanna]

Klapptext:
Die Engel sind auf die Erde gekommen, doch sie haben nicht Frieden und Freude, sondern Elend und Zerstörung mit sich gebracht: Weltweit liegen die Städte in Trümmern, und die Menschen trauen sich vor Angst kaum noch auf die Straße. Als eine Gruppe Engel die kleine Schwester von Penryn entführt, haben sie sich jedoch mit der Falschen angelegt. Die Siebzehnjährige zieht los zum Hauptquartier der Engel, um ihre Schwester zu befreien. Aber dafür braucht sie Hilfe – und die kommt ausgerechnet von Raffe, einem flügellosen Engel.
Quelle: Heyen fliegt

Meine Meinung:
In Penryns Welt herrscht Chaos und Zerstörung. Engel haben die Macht übernommen und haben die Städte in Schutt und Asche gelegt. Nirgendwo ist es noch sicher. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Paige und ihrer Mutter ist sie ständig auf der Flucht und bangt um ihr Leben und das ihrer Familie.
Bei einem ihrer Streifzüge durch die Stadt beobachtet sie, wie eine Gruppe Engel einen anderen Engel attackieren und ihm die Flügel abtrennen. Aus einem Impuls heraus kommt sie ihm zu Hilfe, was schwerwiegende Folgen für sie und ihre Familie hat. Nachdem der Kampf vorbei ist und die anderen Engel den verwundeten Engel einfach liegen lassen, entführen sie ihre kleine Schwester Paige. Penryn ist verzweifelt. Ihre einzige Chance sieht sie darin, den verwundeten Engel Raffe um Hilfe zu bitten. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in den Horst der Engel, um nach Paige zu suchen und um zu versuchen, jemanden zu finden, der die Flügel des Engels wieder annäht.

Das ist eine Geschichte, die mich mit einem Wow zurück lässt. Obwohl die Handlung wirklich extrem brutal und blutig ist, konnte mich das Hörbuch vollendest begeistern, hier hat für mich alles gepasst. Ich würde bei diesem Buch die Altersempfehlung auf jeden Fall bei mindestens 16 Jahren festlegen und jedem, der etwas zartbesaiteter ist, von diesem Buch abraten, den hier fliegen Körperteile in der Gegend herum oder Menschen werden angefressen.
Aber das ist natürlich nicht alles. Das Buch hat vor allem durch seine wirklich interessante Geschichte und seinen unglaublich trockenen Humor überzeugt. Die beiden Hauptfiguren geben ein interessantes Team ab. Anfangs ist die Stimmung zwischen den beiden natürlich sehr feindlich, aber aus der Situation heraus müssen sie ein Bündnis schließen. Raffe gibt erst einmal so gut wie nichts preis, erst nach und nach erfahren wir mehr über ihn. Penryn ist ein starker Charakter. Sie kümmert sich um ihre Schwester Paige und ihre etwas verrückte Mutter. Zwischen Penryn und Raffe entwickelt sich eine zarte Freundschaft, aus der sich in den nächsten Teilen bestimmt noch mehr entwickeln wird.
Die Engel sind hier die brutalen Kriegstreiber, wobei man ihre Beweggründe für ihr Verhalten nicht wirklich durchschaut. Zwar erfahren wir am Ende etwas mehr über sie, was sie aber eher wie eine Horde durchgeknallter Psychopathen erscheinen lässt. Das Ende ist wirklich so gemein, man wird mit tausend Fragen zurückgelassen und einem echt fiesen Cliffhanger.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung mit 10 von 10 Punkten.

[Anke]

Ankes Bewertung

Ich bin wegen meiner Vorliebe für den Hörbuch-Thread "Welches Hörbuch hört ihr gerade?" hier im Liebesromanforum.com auf Susan Ees 1. Teil ihrer "Penryn & the End of Days"-Serie aufmerksam geworden und habe erst später von dem Hype um das Buch gelesen.
Das ist auch kein Wunder, denn eigentlich sind Engelsgeschichten (mal JR Wards "Fallen Angels" ausgenommen) so überhaupt nicht mein Ding und schrecken mich eher ab, als dass sie mich anziehen. Doch Stichworte wie z.B. "Apokalypse" und die Tatsache, dass diesmal die Engel, ihr (für mein Verständnis durchaus) wahres Gesicht zeigen dürfen, haben mich dann doch aufhorchen lassen.

Die Apokalypse ist gerade mal ein paar Wochen her. Weltweit zerstörte Städte, unzählige Tote, Angst, Gewalt und zunehmende Knappheit der noch greifbaren Lebensmittel, dazu bekannte und unbekannte Gefahren und eine kompromisslose Übermacht von Engeln die diese neue Welt beherrschen, sind die Gefahren, denen sich Penryn, die Ich-Erzählerin der Geschichte stellen muss.

Penryn ist eine starke Figur, die ein, für den Durchschnitt der Teenager, wohl eher ungewöhnliches Leben geführt hat. Mit einer unberechenbar, schizophrenen, alleinerziehenden Mutter und einer im Rollstuhl sitzenden jüngeren Schwester hat sie früh lernen müssen, ihre Familie und vor allem sich selber zu schützen.
Doch sie ist eben auch ein 17-jähriges Mädchen - eine "Schwäche", die sie so real, so greifbar, so liebenswert und nachvollziehbar macht.

Auf der Flucht aus der zunehmend unsicherer werdenden Stadt, wird Penryns Schwester Paige von Engeln entführt. Doch im Gegenzug fällt Penryn ein scheinbar sterbender, seinen Flügeln beraubter Engel, in die Hände. Sie hofft, dass dieser solange am Leben bleibt, bis sie mehr über einen möglichen Aufenthaltsort ihrer Schwester erfahren hat und ihn dann vielleicht sogar noch als Engels-Trophäe stückweise gegen Überlebenswichtiges einzutauschen zu können.
Doch der Engel lebt und stellt sich als stärker raus, als Penryn je erwartet hätte.

Raffe, den besagten Engel, lernt man nur sehr langsam kennen. In diesem 1. Teil sind es eher Engelseigenschaften und einige angedeutete grundlegende Informationen über die Engelsgemeinschaft und ihre Politik, die man als Hörer erfährt, als persönliche Informationen über Raffe.

Romantiker sollten in diesem Teil jedoch noch auf keine ausgeprägte Liebesgeschichte hoffen. Wobei es durchaus nicht an Anziehung zwischen Penryn und Raffe mangelt und dieser Aspekt, im Fortgang der Geschichte, bestimmt noch eine große Rolle spielen wird.

Die Geschichte ist nicht perfekt, hakt hier und da ein wenig und scheint auf den ersten Blick ziemlich abgedreht. Doch der Autorin Susan Ee gelingt das Kunststück, das "Abgedrehte" und Übernatürliche als nachvollziehbare und real wirkende Geschichte zu verkaufen.

Ich denke, das liegt vor allem an dem atmosphärisch dichten, höchst packenden und anschaulichen (schaurigen) Erzählstil. Dieser hat mich von Anfang an für sich gefangen genommen. Dabei spielte es auch überhaupt keine Rolle, dass dieser recht einfach gehalten ist und mitunter ein wenig unpassend "klein-mädchenhaft" von Camilla Renschke im ungekürzten Hörbuchformat vorgetragen wird.

Oh nicht, dass ich viel Kritik an der Sprecherin üben könnte; ganz im Gegenteil, ich finde sogar, dass Camilla Renschke ihre Sache richtig gut macht.
Und zugegeben, ich bin mir auch nicht völlig sicher, ob nicht das "klein-mädchenhafte" in der Sprecherstimme, angesichts einer in den Bereich Fantasy-Horror tendierenden Geschichte, das Gruselhafte sogar noch verstärkt.

Kurz gefasst: "Engel der Apokalypse" - ein YA-Fantasy-Horror vom Feinsten.

Bewertung 5 von 5 Hörbuchpunkte