Meine Meinung: Welch eine Überraschung! Welch eine Offenbarung! Eigentlich nur, weil das Gratis-ebook einen interessanten Titel hat habe ich reingeklickt, wurde dann neugierig und habe die Leseprobe angefangen - und kam dann nicht mehr davon weg. In wenigen Stunden war das Buch gelesen, weder Hunger, noch brennende, tränende Augen noch sonstige Bedürfnisse konnten mich von der Geschichte trennen.
Dabei ist sie eigentlich banal. Zwei Menschen, verheiratet, aber nicht miteinander, ihre Ehepartner liebend aber von ihnen vernachlässigt und emotional ausgehungert, treffen sich in einem Pub im irischen Killarney. Die beiden verbindet lediglich ihre gute Freundschaft zu David, obwohl sie sich in all den Jahrzehnten, die sie schon mit ihm befreundet sind, nie kennengelernt haben. Aus dem gegenseitigen Herzausschütten wird schnell mehr und bereits am nächsten Morgen ziehen sie zusammen in das Pensionszimmer, das Marie gemietet hat. Obwohl sie sich lieben und wunderschöne Tage miteinander verbringen, ist von vorneherein klar, dass sie nur diese gemeinsame Woche haben werden, da sie beide wieder zurück zu ihren Familien kehren werden. Der Titel ist also mehr als passend, denn die Grundstory hat durchaus etwas von "Casablanca".
Was die Geschichte jedoch so überaus faszinierend macht ist der Erzählstil. Im ersten Kapitel plaudert David, ein schwuler Wiener Friseur, über das Leben, die Liebe, die Frisuren, die er verschiedenen Leuten verpasst hat - und über seine Freundschaftsanfänge mit Erik und mit Marie. Zuerst dachte ich "Hä?? Was hat das mit Irland zu tun? Wo führt das hin?" Im nächsten Kapitel dann erzählt Winnifred, die Pensionswirtin einer B & B Pension von den beiden Verliebten, die hier nur eine Woche oder 10 Tage ihr gemeinsames Glück mit beiden Händen greifen, bevor sie wieder zu ihrer familiären Pflicht heimkehren werden.
Irgendwann im Laufe der Geschichte, die ich nicht als Roman sondern eher als Erzählung sehen möchte, fing ich an Bilder vor mir zu sehen. Und zwar Bilder von Winnifred, von David, von Kieran, dem Pubbesitzer, wie sie in einem Raum sitzen, ihr Blick in die Ferne schweift und sie wie bei einem Interview anfangen zu erzählen bevor ihre erzählten Bilder dann tatsächlich in den Film übergehen, so dass man selbst miterleben kann wie sie diese Geschichte wahrgenommen haben. Dabei schafft es die Autorin so eine Sogwirkung zu erzielen, dass ich am liebsten selbst in Kierans Pub gesessen hätte, das Ceilidh miterlebt, mit den Leuten plaudern und mir ihre Geschichten erzählen lassen wollte.
Nach und nach fügen sich auch die einzelnen Erzählungen zusammen. David, der nie den Mann fürs Leben gefunden hat und den einzigen, der es hätte sein können, gehen ließ, weil er damals noch zu sehr Paradiesvogel war und ihm ein Leben mit dem biederen Jonathan nicht aufregend genug schien. Und Jonathan, der David zwar liebte, aber nicht mutig genug war mit dem Paradiesvogel ein Leben in seiner kleinen irischen Stadt zu wagen.
Und Erik und Marie, die eigentlich so sehr in ihrer eigenen verrückten Liebesgeschichte versponnen sind sind am Ende tatsächlich der Auslöser dafür, dass das Buch noch ein wunderschönes Happy End hat, wenn auch nicht für sie.
Am allerbesten haben mir aber die Kapitel gefallen, die vom Pubbesitzer Kieran erzählt wurden. Ein ruhiger, philosophischer Mensch, dem die Autorin so wunderschöne Schlussworte in den Mund legt, dass ich tatsächlich vor meinem Laptop saß und vor Begeisterung und Freude klatschte.
Wer hätte gedacht, dass ein Buch, von dem schon von vorneherein klar war, dass es für das Liebespaar kein Happy End haben wird, mich mit so einem wohligen Gefühl und einem Lächeln übers ganze Gesicht zurücklassen würde!? Einfach nur wunderschön!
Meine Wertung: ganz klar 5 von 5