Heike Schulz - Hexengesicht (YA)

Liebesromane mit phantastischen und/oder mystischen Elementen

Moderatoren: mallory, Mondfrau

Heike Schulz - Hexengesicht (YA)

Beitragvon mallory » 22.02.2014, 17:43



Klappentext: So hat sich Josephine die Klassenfahrt nicht vorgestellt. Nicht nur, dass sie sich mit der Esoterikerin Tamara ein Zimmer teilen muss, auch das Kaff, in das sie die Reise geführt hat, ist total öde. Wer will es ihr da verübeln, dass sie sich während einer Besichtigungstour lieber verdrückt? Auch Tamara treibt etwas dazu, sich während des Rundganges abzusetzen. Seltsamerweise begegnen sich die beiden Mädchen vor einem Gemälde in einer kleinen Kirche. Fasziniert ­betrachten sie das geheimnisvolle Bild bis ihnen die Porträtierte plötzlich den Blick zuwendet. Josephine tut das Ereignis als Sinnestäuschung ab. Doch Tamara lässt sich nicht so leicht beruhigen. Schon gar nicht, als sie erfährt, dass die unheimliche Frau vor Hunderten von Jahren als Hexe angeklagt und gefoltert wurde...

Meine Meinung: Gemälde, die sich plötzlich bewegen fand ich schon immer besonders gruselig und so konnte ich diesem Buch einfach nicht wiederstehen als ich es im Sommer in der Bücherei entdeckt habe. Kürzlich nun durfte ich es endlich ausleihen und habe es gestern und heute ziemlich zügig durchgelesen. Das Buch ist ein Jugendbuch und die Autorin ist Deutsche. Beides merkt man ganz deutlich und obwohl ich sonst mit dem deutschen Schreibstil so meine Probleme habe hat es mich hier nach kurzer Zeit eigentlich nicht mehr gestört. Die Art, in der Heike Schulz die Schüler und ihre Aktionen im Schullandheim beschreibt hat mich an meine eigene Jugend und meine eigene Zeit im Schullandheim erinnert, das Taxieren des anderen Geschlechts und die Liebesquerelen sorgten dafür dass ich mich mit diesen deutschen Schülern besser identifizieren konnte als mit irgendwelchen amerikanischen.
Doch eigentlich geht es im Buch ja nur nebensächlich um Liebesgeschichten. Die hippe Josephine, der es wichtig ist immer toll auszusehen und umschwärmt zu werden und die eigentlich zu einer Art In-Clique gehört sieht sich gezwungen mit der in ihrem Augen ziemlich abgedrehten Esoterikerin Tamara ein Zimmer zu teilen. Aus unterschiedlichen Gründen treffen sich die beiden während eines Ausfluges in der Kirche und haben dort ein unheimliches Erlebnis. Jo will das als Hirngespinst abtun und hat ganz andere Probleme, sie zofft sich ständig mit ihrem nicht mitgefahrenen Freund und ihre angeblichen Freundinnen feiern ständig ohne sie, doch Tamara, die sich zum Wicca-Kult hingezogen fühlt, will herausfinden was es mit der jungen Frau auf dem Gemälde auf sich hat. Da Jo die erschreckende Szene in der Kirche mit ihrem Handy gefilmt hat muss auch sie schließlich glauben, das etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und so begeben sich die beiden ungleichen Mädchen schließlich auf eine detektivische Spurensuche, die sie immer wieder an ihre Grenzen bringt. Sie haben schon fast herausgefunden was mit Friederike, dem als Hexe angeklagten Mädchen passiert ist, als Kilian, Jos Freund, der ihr nachgereist ist und sich für ihre Ermittlungen einspannen ließ, verschwindet. Und den beiden wird klar dass auch jetzt noch jemand nicht will dass die Wahrheit ans Licht kommt!
Ist der Roman zuerst ein typischer Jugendroman mit dem genauso typischen Klischee-Typen - die modebewusste Diva, die kichernden Freundinnen, die seltsame Außenseiterin - so entwickelt er sich rasch zu einer Studie über Freundschaft und ihre Bedeutung, dann zu einem spannenden Krimi und gipfelt in einer erstaunlichen Geistergeschichte mit fulminantem Ende. Ich hatte zwar gleich erahnt wer der Bösewicht ist, aber der Grund für sein Verhalten kam auch für mich sehr überraschend. Mit dieser Entwicklung hatte ich nicht gerechnet!

Fazit: Das Jugendbuch punktet mit einer spannenden Geistergeschichte, einer informativen Studie über die Hexenverfolgung und garniert das Ganze mit dem Beginn einer vielversprechenden Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Mädchen. Und auch die Liebe bekommt ihr Happy End! Für Teenager ist dieses Buch sehr geeignet, denn ich kann mir vorstellen, dass sich junge Mädchen durchaus mit den beiden Sechzehnjährigen identifizieren können. Ich war nicht mehr wirklich die richtige Zielgruppe - auch wenn ich mich noch gut genug an meine Jugend und Schulzeit und die damit verbundenen Gefühlsverwirrungen erinnere - doch auch mich hat die Autorin gut unterhalten und ein spannendes Debüt vorgelegt. Ich freue mich schon auf mehr von ihr!

Meine Wertung: 4,5 von 5 :lesen

:stern
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Else Pannek (1932-2010)
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