Der kalte Hauch des Flieders
Judith Hawkes
Wunderlich 1998 Gebundene Ausgabe 512 Seiten
Inhalt:
Sally und David Curtiss - von Beruf Parapsychologen - mieten sich für den Sommer in einem alten Haus in Neuengland ein. Dort soll es angeblich spuken. In der Tat geschehen bald unheimliche Dinge - unerklärliche Geräusche, abrupte Temperaturstürze, plötzliche Berührungen durch unsichtbare Hände. Recherchen bringen die dunkle Geschichte des Hauses ans Licht, und bald werden Sally und David selbst unmerklich immer stärker in den Bann der Vergangenheit gezogen ...
Meine Meinung:Das Buch paßt eigentlich nicht in's gängige Horror- und Grusel-Genre, wo man es oft in Läden und auch bei Rezensionen eingeordnet findet. Die Autorin spricht mehr das Feinstoffliche in ihrer Geschichte an. Da geht es nicht ums blanke Entsetzen, sondern es werden unterschwellige Gefühle und Ängste angesprochen. Der Roman ist kein Schocker oder Reißer, sondern es geht eher ruhig zu in dem Spukhaus, das Sally und David gemietet haben. Bei vielen Szenen ist sich der Leser gar nicht im Klaren, ob es sich wirklich um ein parapsychologisches Phänomen handelt, oder ob den Protagonisten nicht die eigene Phantasie und Gedankenwelt einen Streich spielt. Im Lauf der Geschichte erfährt man auch viel über die Beziehung zwischen Sally und David, die sehr vielschichtig und zum Teil recht problematisch ist.
Das Buch enthält immer wieder sehr schöne, poetische Beschreibungen von der Atmosphäre und den Stimmungen in dem alten Haus, und man erfährt in den drei großen Abschnitten jeweils viel über den jeweiligen Protagonisten, seine Gefühlswelt und die Geschichte aus seiner Sicht. Es läßt sich sehr angenehm und leicht lesen. Leider ist das Ende völlig offen und viel zu kurz abgehandelt. Ich hatte auf den letzten Seiten das Gefühl, als könnte sich die Autorin nicht entscheiden, ob sie das Ende eher nüchtern gestalten oder lieber PSI-wissenschaftlich aufklären sollte. Schade, irgendwie hat die Abrundung gefehlt.
Ich bewerte mit 4 von 5 Punkten.