Der Geist der Madame Chen
Amy Tan
Goldmann TB 2008-01-01 Taschenbuch 576 Seiten
Der Titel ist leicht irreführend, es ist keine paranormale Story im eigentlichen Sinn. Im Original heißt das Buch "Saving Fish from Drowning", dieser skurrile Titel passt besser.
Bibi Chen, exzentrische chinesische Kunsthändlerin aus San Francisco, wird tot in ihrem Laden aufgefunden. Das ist Pech, denn eigentlich wollte sie eine Gruppe von zwölf Reiselustigen nach Burma begleiten. Doch ganz ohne sie wird dieses Abenteuer nicht stattfinden. Bibi verlässt ihre sterbliche Hülle und folgt der Gruppe fortan als Geist. Immer wieder stolpern die zwölf Freunde in prekäre Situationen, sei es aus Unkenntnis der lokalen Sitten oder aus Naivität und Abenteuerlust. Brisant wird es, als sie von einem rebellischen Volksstamm in ein abgelegenes Dschungeldorf verschleppt werden, wo man einen von ihnen für einen Heilsbringer hält ...
Auf unterhaltsame Weise erfährt von einem uns sehr fernen Land und seinen Bewohnern, den Sitten und Gebräuchen in direkter Konfrontation mit der typischen amerikanischen Navität. Bibi Chen agiert als allwissende Erzählerin und kommentiert die Erlebnisse ihrer zwöf Freunde in der Fremde mit trockenem Humor.
Bewundernswerterweise schafft die Autorin die Gratwanderung zwischen Abenteuergeschichte und politischer Brisanz: die Militärdiktatur und Unterdrückung der Menschen in Burma werden nicht ausgeblendet, aber auch nicht gewertet.
Ein Buch, bei dem der Weg das Ziel ist. Wirklich empfehlenswert, wenn man einmal etwas völlig anderes sucht.
Eve