Die Minute der Wahrheit. Roman über die Liebe und die Kunst
Björn Sortland
Hanser 2007 Gebundene Ausgabe 424 Seiten
Inhalt:
Nachdem Frida von ihrer Augenkrankheit erfahren hat, bei der ein gewisses Risiko der Erblindung besteht (im allerschlimmsten Fall), beschließt sie, noch etwas von der Welt zu sehen und reist kurzentschlossen nach Florenz, eine Stadt, von der ihr ihre Eltern schon viel erzählt hatten. Dort angekommen, weiß sie zunächst nicht, was sie tun soll, bis sie auf Jakob trifft, ebenfalls aus Norwegen, alleinreisend – und ein Kunstfreak. Er reist durch Europa, um sich bekannte Kunstgemälde anzusehen, über die er einen Artikel für Jugendliche schreiben will. Da nun Frida keine Ahnung von Kunst hat, bittet sie Jakob, ihr die Gemälde zu erklären, quasi als Testhörerin für seinen Artikel. Rasch verliebt sich die 17jährige Frida in den 19jährigen Jakob, doch der scheint schon eine Freundin zu haben und bleibt immer etwas abweisend. Zusammen reisen sie auf der Suche nach interessanten Kunstwerken durch Europa, während Fridas Augen immer mehr Probleme bereiten.
Meine Meinung:
Frida erzählt ihre Geschichte und sie erzählt wirklich alles. Ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihre Ängste und Probleme. Zudem ist sie trotz der Erfindung der „Minute der Wahrheit“, in der man 1 Minute lang die Wahrheit sagen muss, egal wie unangenehm oder peinlich, eine begeisterte Lügnerin. Zum Teil, um sich interessant zu machen, zum Teil, um Jakob nichts von ihren Gefühlen zu verraten. Das ganze Buch spielt in nur etwa zwei Wochen und besteht zum größten Teil aus Dialogen zwischen Frida und Jakob und aus Fridas Monologen. Dadurch wirkt es zum Teil sehr intensiv, andererseits wiederholen sich aber viele Gefühle und Gedanken. Dieser Aufbau erinnert mich auch an den Film „Before Sunrise“, in dem zwei Reisende zufällig aufeinandertreffen und sich die ganze Nacht über in Wien unterhalten.
Der Untertitel der Geschichte lautet „Ein Roman über die Liebe und die Kunst“ und das ist sie auch. Die beiden Jugendlichen philosophieren über die Liebe, sowohl über Freundschaft als auch Elternliebe und das Verliebtsein, und Jakob hält zahlreiche Vorträge über die Kunst. Da das Buch als Einführung für Jugendliche gedacht ist, ist die Kunst daher recht einfach erklärt, nichtsdestoweniger aber immer noch interessant. Störend allerdings fand ich dabei Begriffe, von denen ich den Eindruck hatte, dass der Autor die Jugendsprache nachahmen will, was einfach nicht so ganz in diese Thematik passt. Da Jakob seinen Artikel über 33 Kreuzigungsbilder in der ganzen Kunstgeschichte schreiben will, spielt natürlich auch die Religion eine gewisse Rolle. Da Frida auch davon keine Ahnung hat, werden auch grundlegende Weisheiten und Geschichten aus dem Neuen Testament dargestellt. Es wird nicht versucht zu bekehren – die philosophieren zwar auch über die Bedeutung der Religion, aber die biblischen Geschichten werden hauptsächlich in Bezug auf die Kunst nacherzählt.
Stellenweise fand ich das Buch deshalb etwas langatmig, da mir viele Geschichten – sowohl aus der Kunst als auch aus der Bibel – vertraut waren. Dennoch bemüht sich der Autor, diese Erläuterungen nicht zu ausschweifend werden zu lassen und so hat mir das Buch insgesamt noch sehr gut gefallen.
Die Geschichte ist sehr ruhig, aber gerade deshalb emotional bewegend.
Meine Wertung:
9 von 10 Punkten