Christa Canetta - Schottische Engel

Liebesromane unserer Zeit ala Sparks, Ahern, Patterson und Co

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Christa Canetta - Schottische Engel

Beitragvon patwelli » 07.10.2007, 13:09

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Schottische Engel
Christa Canetta und Christa Kanitz
Moments 2007-02 Gebundene Ausgabe 320 Seiten

Inhalt:
Mary Ashton, Kinsthistorikerin in einem Edinburgher Museum, und David McClay, Lord of the Border Hills, berühmter Produzent historischer Filme, treffen bei einem Unfall am St. Mary's Loch in Schottland zum ersten Mal aufeinander. Gemeinsam suchen sie nach einer seit Jahrhunderten verschollenen Engelskulptur. Der Engel Gabriel ist eine von drei Skulpturen, die einst Maria Stuart bei dem Florentiner Holzschnitzer Titurenius für eine ihrer Schlosskirchen bestellt. Zwei Engel besitzt das Museum of Art History in Edinburgh bereits, der drite, viele Jahre lang verscholene soll die Sammlung endlich vervollständigen. Bei ihrer gemeinsamen Suche nach der Skulptur kommen sich Mary und David näher, doch die Vergangenheit legt ihnen viele Steine in den Weg... Quelle: Moments

Über die Autorin: Christa Canetta ist ein Pseudonym der erfolgreichen Autorin Christa Kanitz. Sie studierte Psychologie und lebte längere Zeit im Ausland, bevor sie als Journalistin für den Südwestfunk Baden-Baden und als Redakteurin renommierter Frauenzeitschriften zu arbeiten begann. Die Autorin ist Mutter von drei Kindern und lebt in Hamburg.

Meine Meinung:
Ich musste mich mehrmals vergewissern, dass es sich hier um ein neugeschriebenes Buch handelt und nicht um eine Auflage von einem Liro der 50er Jahre - da passt es vom Stil nämlich wunderbar hin. Albacken, altmodisch und absolut klischeebehaftet - ich habe schon lange nicht mehr so etwas grässliches, plattes und emotionsloses gelesen. Mich schüttelt es immer noch, wenn ich nur daran denke. Die Heldin kann natürlich auf Wasser wandeln und jeder küsst den Boden, auf dem sie geht - warum eigentlich? Der Held - chauvinistisch und befehlsgewohnt, natürlich superreich und gutaussehend. Weiterhin gibt es dann noch den in Liebe zu der Heldin entbrannten älteren, reichen Gönner, seine eifersüchtige Hexenschwester und die höchst aufdringliche, gierige und superdämliche Exgeliebte mit Tochter vom Helden. O-Ton - das ist der Papi meiner Tochter.

Die Sprache - absolut grausam, ich hasse Liros, wo die Heldin immer mit mein Mädchen oder Liebes angeredet wird, da fällt mir immer der gute Dr. Dressler aus der Lindenstrasse ein, der redet auch so geschwollen. Die Figuren - ausser den Protas - werden nach ihrer Vorstellung immer ins Lächerliche gezogen, es gibt keine Figuren mit etwas Tiefgang, selbst die Protas bleiben flach und aufgrund der Sprache beobachtet man einfach nur und wird absolut nicht in die Geschichte hineingezogen. Fast jedes Klischee wird bedient - ich mag sie gar nicht mehr alle aufzählen, fast jede Seite gibt etwas her.

Und was mich am meisten gestört hat - da komme ich gar nicht drüber hinweg, dass einen zeitgenössische Autorin solche Gedanken einer Heldin überhaupt zulässt. Er, David, hat eine 5!!! jährige Tochter, die bei seiner nervigen und raffgierigen Exgeliebten lebt. Er will sie natürlich zu sich holen - da er sich ja - natürlich- besser um sie kümmern kann. Sie, Mary ist dagegen!!!!!! Sie hat Angst, die Tochter könnte sich zwischen sie drängen und sie hätte doch lieber eigene Kinder mit ihm. Hallo???? Wenn ich mich in einen fast 50jährigen verliebe, dann hat der eine Vergangenheit - das weiss an doch. Und wenn denjenigen liebe, dann unterstütze ich ihn doch auch in allen Lebenslagen und schaffe ihm mit meiner Verbohrtheit noch neue Probleme. Und wisst ihr, wie er das Problem löst? *Ich hätte mich ja von ihr getrennt -aber sie ist ja sooo einmalig, gg*. Er verspricht ihr, dass sich seine Tochter - die ihn übrigens kaum kennt, nie zwischen sie stellen wird, sie hätte ja eh eine Gouvernante und käme ja mit 10 Jahren auf ein Internat, das ist in seinen Kreisen so üblich. Armes Kind!!!!!! Wahrscheinlich würde ich dann auch lieber auf ein Internat gehen als in einem Haus zu wohnen, wo meine Stiefmutter die eigenen Kinder bei weitem vorziehen wird - Aschenputtel lässt grüssen.

Ihr seht, der Roman hat mich so richtig berührt, irgendwie kann ich gar nicht aufhören, meine Haare stehen immer noch senkrecht vor soviel Schmuh und Schmäh - und die Aussage über das Kind hat mich doch sehr getroffen.
:stern
Zuletzt geändert von patwelli am 05.11.2012, 21:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Loewenzahn » 07.10.2007, 13:15

Danke für die Rezi, patwelli :lol:
Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit der Autorin wollte ich dieses Buch sowieso ignorieren. Du hast mich bestätigt ;) .
(Avatar = eigenes Foto)
:buchberg
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Beitragvon Gipsy » 08.10.2007, 10:45

Ich kenne nur "Tanz der Flamingos" von ihr - sicherlich eines der schlechtesten Liros, die ich je gelesen habe. Dabei wollte ich das Buch wirklich mögen und das Cover ist absolut traumhaft - aber die Geschichte *schüttel*
Ich glaube, die Autorin kann man getrost komplett von der Wunschliste streichen, wenn sie sich trotz mehrerer Bücher noch immer nicht gesteigert hat :???:
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Beitragvon mallory » 08.10.2007, 21:54

Ich fand schon die schottischen Disteln recht erbärmlich, aber das hört sich ja noch grausiger an! Das war's dann wohl wirklich mit der Autorin!
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
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Beitragvon mixalina » 08.10.2007, 22:13

Vielen Dank für diese köstliche Rezi! :lach
Damit hast Du mich überzeugt, dass das Buch wohl auch
nichts für mich ist.
Ich lese gerade:
Diktatur der Stille von Ellen Dee Davidson
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Beitragvon rayna » 09.10.2007, 18:28

:lol: , da mir die Schottischen Disteln nur so mäßig gefielen, brauche ich dies hier also gar nicht erst zu lesen! Da unser Geschmack ja häufig ähnlich ist, streiche ich es mal von meiner "Vielleicht" Liste! ;)
Danke schön!
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Beitragvon Saoirse » 09.10.2007, 20:19

Was ich nicht verstehe, ist, wie jemand der derart schlechte Romane schreibt, weiterhin einen Verlag hat, der diese auch noch vermarktet und damit auch noch Geld verdient. Ich fand schottische Disteln schon schauderlich vom Stil her, aber das es noch mehr Romane dieser Autorin geibt, verwundert mich nun doch sehr.

Vielleicht sollte ich es auch mal mit dem professionellen Liebesromane schreiben versuchen...und hoffen, dass ich nicht solche harten, schonungslosen Kritiken von euch bekommen*lach* Obwohl - es scheinen ja auch die unliebsamen ihre Nachfrage zu haben.

*grübel*

Und dann noch so schöne Cover...ich lass mich oft von hübschen Covern verzaubern und meist steckt da auch eine schöne Geschichte drin. Aber das ist wahrlich eine Mogelpackung.

Patty, Danke für diese abschreckende Rezi!

LG Ute :)
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Beitragvon Gipsy » 10.10.2007, 08:40

Hallo Ute,

das mit den schönen Covers geht mir genauso - gerade das von "Tanz der Flamingos" fand ich einfach nur traumhaft schön. Leider war der Inhalt mehr als enttäuschend.

Wenn du einen Liro schreibst, lesen wir selbstverständlich Korrektur - und unsere Kritiken sind nicht hart und schonungslos, sondern ehrlich und konstruktiv ;)

Lg

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Beitragvon ballaststoff » 08.01.2009, 21:04

Durch mallory hier draufgestoßen, muß ich mich noch stärker in den Hintern beißen :roll: Habe soooooooo viel von diesem Buch erwartet und er stellte sich in jeder Hinsicht als Klogriff heraus :evil: Hätte ich ihn mal vorher hier suchen sollen :roll:

Meine Einschätzung

Das Buch wurde mir als Liebesroman der Gefühlswelten verkauft und dementsprechend enttäuscht war ich von dem Ergebnis. Der Anfang ist auch recht vielversprechend, jedoch nach Marys Abreise verliert sich das ganze in einem Fiasko. Eigentlich ist dieser Roman eher an eine Schatzsuche gelehnt und die Liebesgeschichte wurde so mit reingequetscht. David ist von seiner Ex, die ihm ein Kind untergejubelt hat, schändlich betrogen worden (durch Habgier) und somit möchte ich meinen, dass er eher zurückhaltend mit seinen Gefühlen umgeht, was auch Anfangs beschrieben wird. Aber was macht der Gute? Er öffnet sich sofort einer Wildfremden und es wird schon nach zwei Unterhaltungen so getan, als ob die beiden eine Beziehung führen, was aber nicht der Tatsache entspricht. Total verwirrend war auch der 'Liebesakt'. Es wird beschrieben, wie sie eine zärtliche Nacht anfangen – dann Kapitelende. Nächstes Kapitel fängt mit ihrem erwachen an und ich zitiere: >>Sie wäre bereit gewesen für ihn, sie war aber auch dankbar, dass es nicht zum intimsten Liebesakt gekommen war.<< ???? Und das auf Seite 291 von 350 Seiten!!! Tut mir Leid, aber für mich weder verständlich noch nachvollziehbar. Selbst auf der letzten Seite gibt es kein richtiges Happy End *schmoll* Die Prota war mir auch total unsympathisch. Wenn ich einen Mann 'mittleren Alters' liebe, kann ich nicht erwarten, dass er keine Vergangenheit hat und sein Kind ablehnen! Auch total genervt war ich von der zweiten 'Liebesgeschichte' um einen Arzt und der Frau dessen Klinikbosses. Hat mich von der eigentlichen Story abgelenkt und so kam ich nicht wirklich in einen Lesefluss. Wenn ich ein Buch über zwei Pärchen rausgebe, dann muss das doch auch mal im Klappentext erwähnt werden *muffel* Also für meinen Geschmack eine totale Niete, aber nur auf der Basis eines LiRo!!! Ansonsten annehmbar, wenn ich keinen LiRo erwartet hätte...!!!
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