Clare Boylan - Emma Brown

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Clare Boylan - Emma Brown

Beitragvon Cait » 24.06.2006, 23:39

Bild

Emma Brown
Clare Boylan

Kurzbeschreibung

Eine tief bewegende und fesselnde Reise in das viktorianische England. Als der elegante viktorianische Gentleman Conway Fitzgibbon die kleine Matilda in Fuchsia Lodge unterbringt, ist die Freude von Miss Wilcox, der Leiterin des Mädchenpensionats, groß. Doch als herauskommt, dass überhaupt kein Mann namens Conway Fitzgibbon existiert, verstößt sie das Kind. Ein eingeschworener Junggeselle und eine junge Witwe nehmen sich des seltsam verschlossenen Mädchens an. Aber Matilda verschwindet und eine Suche beginnt, die schließlich eine tragische Geschichte von Liebe und Verrat zutage fördert...

Meine Meinung

Keine geringere als Charlotte Bronte lieferte das Romanfragment, auf das dieser Roman aufbaut. So stammen auch die ersten beiden Kapitel aus ihrer Feder. Großartig finde ich, wie gut es Clare Boylan gelingt, nach den ersten beiden Kapiteln von Bronte anzuschließen, ohne dass man wirklich einen Unterschied spürt.

Man kommt unwahrscheinlich gut in die Geschichte rein. Stilistisch gefiel mir das Buch sehr, sehr gut! So war das gesamte Buch wunderbar leicht und flüssig zu lesen und hielt mich bis zur letzten Seite in atemloser Spannung.
Besonders schön finde ich, dass der Leser immer wieder von der Erzählerin - Isa Chalfort - ganz persönlich angesprochen wird!
Es finden sich ganz wunderbare Formulierungen in diesem Roman, die von feinfühlig, über humorvoll bis einfach rundherum köstlich reichen.

Auch die Beschreibungen der wunderbaren, sehr facettenreichen und faszinierenden Charaktere sind 100%ig gelungen.
Man kann gar nicht anders als mit ihnen ihre Freude und ihr Leid zu teilen, da sie einem sehr schnell ans Herz wachsen. Ihre unterschiedlichen, aber allesamt auf ihre Art tragischen Schicksale sind so anrührend, dass ich mehr als einmal eine Träne vergossen habe.

Zum Glück dauert es nicht lange und man befindet sich tief in der Geschichte, wobei es eigentlich mehrere Einzelschicksale sind, die sehr gelungen miteinander verwoben sind.
Clare Boylan erzählt sehr bildlich, sensibel und gefühlvoll, ohne dabei auf leichten, unterschwelligen Humor zu verzichten. Großartig!

Es ist einfach ein Buch der Superlative!

Meine Bewertung

5 von 5 Sternen :)

:stern
Zuletzt geändert von Cait am 07.07.2006, 08:54, insgesamt 1-mal geändert.
Cait
 

Beitragvon Gipsy » 25.06.2006, 13:45

Hallo Cait,

danke dir für die Rezi! Das Buch interessiert mich schon lange und jetzt muss ich es unbedingt haben!

Charlotte Bronte, na, da kann ich wirklich nicht widerstehen! Weißt du, ob es sich um ein unvollendetes Fragment von ihr handelt, das von Clare Boylan aufgegriffen wurde?

Wer ist denn die Erzählerin Isa Chalfort? In deiner Inhaltsangabe kommt sie gar nicht vor.

Und ganz wichtig für mich: geht die Geschichte gut aus? Ich weiß, peinlich, aber ich gehöre zu der Sorte von Lesern, die erst mal die letzte Seite lesen müssen ... :oops:

Liebe Grüße,

Kerstin
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Beitragvon Cait » 25.06.2006, 18:47

Hallo Gipsy,

ja, Clare Boylan hat das Romanfragment "Emma" von Charlotte Bronte aufgegriffen, das nie veröffentlicht wurde. Hmm, kam das in der Rezi nicht so rüber, ich dachte es wäre in der Rezi eindeutig. ;)

Ich gesteh, die Kurzbeschreibung hab ich übernommen, da ich für Zusammenfassungen nicht so ein Talent habe. *g*
Und die Frage, wer Isa Chalfort ist, ist gar nicht so leicht zu beantworten, ohne zu viel zu verraten. Sagen wir mal, Isa Chalfort wohnt in dem Ort, in dem Matilda zur Schule geschickt wird und nimmt zum Teil die Position des Betrachters und Erzählers ein, aber hat in der Geschichte auch eine ganz wichtige und aktive Rolle. In der Kurzbeschreibung wird sie als "junge Witwe" erwähnt. :)

ACHTUNG SPOILER OB DIE GESCHICHTE GUT AUSGEHT

--->Ja, sie geht auf gewisse Weise gut aus, aber lies auf keinen Fall die letzte Seite, sonst nimmst Du Dir ganz überraschende und schöne Wendungen vorweg, die nicht voraussehbar sind!!!!<---
Zuletzt geändert von Cait am 07.07.2006, 08:55, insgesamt 1-mal geändert.
Cait
 

Beitragvon Gipsy » 25.06.2006, 19:29

Hallo Cait,

nein, es kam schon so rüber, ich wusste nur nicht, ob Charlotte Bronte vor ihrem Tod noch an einem Roman gearbeitet hat und Clare Boylan damit sogar ganze Zitate übernommen hat, oder ob Clare Boylan eine Kurzgeschichte bzw. irgendeine Idee, die Charlotte Bronte irgendwo erwähnt hat, aufgegriffen hat. Aber passend ist es jedenfalls - ich wollte gerade Charlotte Bronte mit CB abkürzen, als mir auffiel, dass Clare Boylan die gleichen Initialen hat. Schon mal eine gute Ausgangsbasis ;)

Aha, die junge Witwe ist die Erzählerin, ich hatte es mir fast gedacht!

Danke für deine Aufklärung!

Lg,

Kerstin
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Beitragvon mallory » 25.06.2006, 20:46

Und schon wieder ein Buch für meine Suchaufträge!
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Beitragvon mallory » 18.03.2008, 13:54

Ich habe dieses Buch nun endlich angefangen und bin nicht ganz so begeistert wie ich gehofft hatte. Ich finde den Schreibstil zum Teil sehr umständlich. Beispiel:

"All jene, die die Erfüllung der Liebe erfahren haben, werden sich des Lichts erinnern, das die dunkelsten Kammern der Seele erhellt, der tiefen Demut, stärker fast als die freudige Überraschung, und des Wunsches nach Bewährung und Güte, auf denen neue Generationen gründen. All jenen gegenüber aber, die solche Segnung noch nicht erfahren haben, will ich diese feierliche Glückseligkeit nicht kleinreden durch meine Beschreibung; ich wünsche ihnen nur die eigene Erfahrung - und das bald. Ja, ich empfand Freude und auch Erleichterung und Dankbarkeit. Aber bald fasste ich mich und ging wieder meiner Arbeit nach..."

Das mag ja sehr poetisch sein, aber auf Dauer ist es auch sehr anstrengend. Für mich zumindest.
Außerdem bin ich ein so einfach gestrickter Mensch, dass ich gerne an einer Geschichte dranbleiben möchte. Romane, die auf zwei Zeitebenen spielen fordern mir immer eine Menge Geduld ab, die ich bei einer spannenden Geschichte einfach nicht habe.
Und nun möchte ich gerne wissen, was es mit dem Mädchen Mathilda auf sich hat, dass unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in das Pensionat aufgenommen wurde. Wer ist sie? Woher kommt sie? Was ist passiert und was wird noch passieren? Ganz normale Fragen eben.
Und was bekomme ich ständig? Die Lebensgeschichte der Erzählerin, die mir in teils sachlichen, teils resignierten Worten erzählt, wie sie ihre große Liebe verlor, wie ihre Gefühle mit Füßen getreten und gezielt mißhandelt wurden nur weil sie keiner gehobenen Gesellschaftsschicht angehörte. Wie sie einen ungeliebten, selbstgefälligen Mann heiratete nur um auch von ihm angelogen und ausgenutzt zu werden.
Das alles deprimiert mich so sehr, dass ich schon fast die Lust auf die Geschichte der kleinen Mathilda verloren habe!

Ich fürchte, auch "Emma Brown" wird kein Buch sein, dass ich bis zum Schluss durchhalte :sad Schade!
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