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Das Geheimnis der alten Mamsell. 4 CDs: Grandes Dames
Eugenie Marlitt
Delta Music 2006-04 Audio CD
Dieser bb Code wurde mit dem Code Generator erstellt
Optisch macht dieses Hörbuch erstmal nicht viel her. Das Titelbild mit der verknütterten älteren Frau sieht ja nicht gerade romantisch aus, dennoch ist es eines der besten und schönsten Liebesgeschichten die ich als Hörbuch kenne.
Ich bin eher zufällig darauf gestoßen. Da ich regelmäßig längere Strecken mit der Bahn fahre, hab ich irgendwann Hörbücher entdeckt, um mir die Zeit so angenehm wie möglich zu machen. Also hab ich im letzten Jahr mal einen Schwung bei Ama bestellt. Unter anderem eben dieses, von dem ich irgendwie nix erwartet habe.
Was für ein Irrtum!
Erstmal zur Handlung:
Ama gibt die Handlung folgendermaßen wieder: "Nach dem tragischen Tod der Mutter wird das Schaustellerkind Felicitas in den Haushalt der Kaufmannsfamilie Hellwig aufgenommen. Was zunächst wie ein Zeugnis großer Barmherzigkeit wirkt, entpuppt sich bald als der Beginn einer harten und entsagungsvollen Jugend. Denn die Stiefmutter und der älteste Stiefbruder lassen keine Möglichkeit aus, Felicitas zu schikanieren. Alleine eine im selben Haus wohnende und in der Familie verachtete Tante, die alte Mamsell, hält zu ihr. Die Tante umgibt ein Geheimnis, das Felicitas nach dem Tod der Mamsell schützen will. Das wird ihr fast zum Verhängnis. Als man sie als Einbrecherin in die Wohnung der alten Mamsell ertappt, glaubt ihr niemand mehr, dass sie nichts stehlen wollte. Fast niemand..."
Das trifft es im Großen und Ganzen auch ziemlich genau. Irgendwie ist die Geschichte ein bisschen ein Mix aus Cinderella/Aschenputtel, Jane Eyre und Pygmalion.
Die Hauptperson, Felicitas, "Fee" genannt ist eine willensstarke, kluge junge Frau, die erst ihre Eltern verliert und dann von ihrer Ziehfamilie ziemlich schlecht behandelt wird. Anders als so manch andere Heldin trägt sie dieses Los aber nicht duldend und stillschweigend, sondern ist enttäuscht und ein bisschen grollig. Das ist ja erstmal schon ungewöhnlich. Hinzu kommt noch, dass sie ungeheuer clever und tüchtig ist und so darauf bedacht, von niemandem mehr abhängig zu sein, dass sie manchmal Leute vor den Kopf stößt. Obwohl das zum Teil nicht gerade sympathisch klingt, ist Fee großartig. Und das liegt daran, dass Eugenie Marlitt sehr klar macht, warum Fee so ist, wie sie ist, und warum es ihr so wichtig ist, niemanden in ihr Leben zu lassen.
Ich mochte sie von Anfang an.
Zu dem Held der Geschichte möchte ich eigentlich nicht allzu viel sagen, weil das einen Anteil der Großartigkeit ausmacht. Jedoch so viel: auch er ist nicht fehlerfrei und macht eine deutliche Wandlung durch. Auch ihn fand ich anfangs zumindest interessant und hinterher dann richtig klasse.
Ich bin keine Eugenie Marlitt Expertin, weiß jedoch, dass als eine Art "Trivialautorin" des 19. Jahrhunderts gilt, deren Bücher sich sehr gut verkauft haben. Das besondere ist vielleicht auch, dass sie Deutsche ist und ihre Geschichten, wie auch diese in Deutschland spielen.
Ihr Stil ist schon altmodisch, aber deshalb auch besonders reizvoll. Ehrlich gesagt, hat mich die Erzählweise nicht selten an Charlotte Bronte erinnert, auch wenn sich mancher sicher über diesen Vergleich wundert (oder mir nen Vogel zeigt). Ich fand dass man einen wunderbaren Einblick in die Zeit bekommt, gerade weil sie sozusagen für die Autorin in der "Jetztzeit" spielt. Einige ihrer Ansichten und Gedanken sind ausgesprochen modern und auch das macht das Hörbuch sehr angenehm.
Die Leserin oder Sprecherin, Maria Wolf, macht ihre Sache sehr gut. Sie hat einen ungewöhnliche Stimmfarbe, die aber wunderbar zu Felicitas und ihrer Situation passt. Maria Wolf liest die Geschichte mit Engagement und Leidenschaft und stolpert niemals über den altmodischen Duktus der Sprache. Sie passt spitze zu dem Buch.
Ich finde das Hörbuch absolut empfehlenswert. Es gehört zu meinen liebsten Hörbüchern und ich höre es mir immer wieder an, weil ich die Liebesgeschichte ganz wunderbar finde.
Edit: Im Projekt Gutenberg kann man so einige ihrer Romane online finden. Projekt Gutenberg