Judith Healey- Die Gesandte der Löwin

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Judith Healey- Die Gesandte der Löwin

Beitragvon Lesefratz » 18.08.2008, 17:24

Judith Healey- Die Gesandte der Löwin
Verlag: Limes/ gebundene Ausgabe/ 415 Seiten
Erscheinungsdatum: 08/2006
Originaltitel: The Canterbury Papers
Genre: Historischer Roman/ Medieval/England

Die Gesandte der Löwin
Judith Healey
Limes 2006-08 Gebundene Ausgabe 416 Seiten


Meine Bewertung: :D :D :D :D 1/2 von 5 Punkten

Klappentext:

Nach Jahren des Schweigens erhält Prinzessin Alais Capet im Jahre 1200 ein Schreiben ihrer Stiefmutter Eleonore von Aquitanien. Alias soll nach Canterbury reisen und dort nach geheimnisvollen Briefen suchen, die die „Löwin von Aquitanien“ einst Thomas Beckett geschrieben hat.
In den falschen Händen könnten diese Schriftstücke nicht nur Eleonores Ruf ruinieren, sondern auch den englischen Thron gefährden. Im Gegenzug verspricht Eleonore ihrer Stieftochter, ein lang gehütetes dunkles Geheimnis zu lüften. Obwohl Alais glaubt, dass die machtbewusste Eleonore für das Scheitern ihrer Heirat mit Richard Löwenherz verantwortlich ist, tritt sie diese Reise an. Die Hoffnung endlich ihren tot geglaubten Sohn wiederzufinden, treibt sie voran.
Doch bevor die französische Prinzessin die belastenden Briefe aus der Abtei von Canterbury entwenden kann, lässt Eleonores Sohn, der englische König John, sie entführen. Aber Alais weigert sich entschieden, dem Schergen des Königs den Verbleib der Briefe zu verraten- und das nicht nur, weil sie nicht die geringste Ahnung hat, wo sie sich überhaupt befinden. Just zu diesem gefährlichen Zeitpunkt tritt ein Mann in Alais Leben, den sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat: der ebenso charmante wie rätselhafte Tempelritter William von Caen. Während William erklärt, Alais nur helfen zu wollen, ahnt die Widerspenstige, dass auch er Anteil an ihrer Zwangslage haben muss. Mutig macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit...

Meine Zusammenfassung:

Alais Capet, Tochter von König Louis VIII. von Frankreich, wird nach der Trennung zwischen ihrem Vater und ihrer Stiefmutter Eleonore von Aquitanien, an den englischen Hof geschickt, wo Eleonore in König Heinrich II./ Henry, ihren zweiten Gemahl gefunden hat.
Dort wächst Alais zusammen mit den Kindern des Königspaares auf und soll später einmal deren Sohn Richard (Löwenherz) zum Manne nehmen.
Da sich die Ehe des Königspaares im Laufe der Jahre jedoch immer mehr zu einem Fiasko entwickelt, kommt alles anders als gedacht.
Eleonore wird nach angeblichem Verrat vom König verbannt und in einen Turm gesperrt, wo sie kein weiteres politisches Unheil mit ihren Intrigenmehr heraufbeschwören kann und stattdessen holt Henry sich die mittlerweile sechzehnjährige Alais in sein Bett und schwängert sie.
Seinem Sohn Richard verweigert er zudem die Hand von Alais, der diese Entscheidung sehr schlecht aufnimmt.
Kurz nach ihrer Niederkunft wird Alais mitgeteilt, dass ihr Kind bei der Geburt gestorben ist und ab diesem Zeitpunkt geht der König Alais für immer aus dem Weg und zwingt Alais somit in die Einsamkeit.

Zwanzig Jahre vergehen, doch dann bekommt Alais eine Mitteilung von Eleonore mit einer seltsamen Bitte. Alais soll kompromittierende Briefe von Eleonore beschaffen ,die sich in Canterbury befinden. Zum Dank für ihre Hilfe will Eleonore Alais offenbaren, wo sich Alais Kind, das laut Eleonore überlebt hat, befindet.
Obwohl Alais Eleonore immer noch zürnt, sind ihr doch die Hände gebunden und sie begibt sich auf eine Reise voller Gefahren, denn auch König John ist hinter Alais her, denn er fürchtet einen weiteren Bewerber mit Thronanspruch, wenn er wirklich existieren sollte.

Meine Einschätzung:

Mit „Die Gesandte der Löwin“ entführt Judith Healey die Leser ins Mittelalter, in die Zeit kurz nach dem Tode Richard Löwenherz; als sein Bruder John mittlerweile auf dem englischen Thron sitzt. Doch sein Thron scheint ihm immer noch nicht sicher, soll es doch einen weiteren Anwärter, einen unehelichen Sohn von Johns Vater, dem ehemaligen König geben.
Mit Alais schuf die Autorin eine starke Frauenfigur mit einer ebenso starken Persönlichkeit und einer gehörigen Portion Starrsinn gesegnet. Letzteres bekommt vor allem William von Caen, ein ehemaliger Kamerad aus ihrer Kindheit zu spüren, als sich Alais und seine Wege scheinbar aus Zufall in Canterbury kreuzen.
Doch William ist längst nicht mehr der junge, schüchterne Knabe von einst. Alais hat große Probleme damit, ihn zu durchschauen und auch welche Rolle er wirklich in Alais gefährlichem Abenteuer spielt. Ist er nur ein hochrangiger Priester oder doch ein ehemaliger Templer? Kann sie ihm vertrauen, oder will er sie genau wie König John für seine Zwecke missbrauchen?
Alais ist eine sehr interessante Romanfigur, die zudem auch wirklich existiert hat. Judith Healey verwebt in ihrem Roman sehr geschickt Fiktion und wahre geschichtliche Ereignisse miteinander, so dass dabei als Resultat ein historischer Roman entstanden ist, dessen Hintergründe durchaus glaubwürdig auf den Leser wirken.
Weiterhin ist es sehr interessant, die politischen Ränkeschmiede vergangener Zeit aus Sicht der Heldin (Ich-Form) geschildert zu bekommen und an ihren Gedankengängen teilhaben zu können.
Jedoch ist dies in erster Linie kein Buch, das über politische Ereignisse informieren soll, es ist vielmehr ein Roman über eine zunächst junge, unsichere, misstrauische Frau, die durch bestimmte Faktoren die ihr Leben beeinflussen, schließlich heranreift, sich selbst jedoch erst im reiferen Alter selbst findet und letztendlich lernt einem Menschen zu vertrauen.

Der Romanstoff als solches, sowie die ungewöhnliche Heldin bieten sehr viel Potential, jedoch wurde es meiner Meinung nach nicht komplett ausgeschöpft. Obwohl die Grundstimmung des Buches den Leser durchaus in mittelalterliche Gefilde entführt, reagiert mir die Heldin oftmals zu selbstbewusst und starrköpfig gegenüber Personen, die über ihr stehen. Für unsere heutige Zeit vielleicht ein ganz normales Verhalten, jedoch nicht für eine Frau, die um 1200 lebte und mit vielen Beschränkungen, die schon allein die Kirche den Frauen in der damaligen Zeit auferlegten, seit ihrer Kindheit konfrontiert wurden. Natürlich mag es durchaus starke Frauenfiguren gegeben haben; jedoch werden sie sicherlich etwas geschickter und nicht so vordergründig agiert haben, wenn sie ihren Standpunkt der Männerwelt gegenüber klar machen wollten.


Fazit: ein interessanter, unterhaltsamer Debütroman mit kleinen Schwächen

:stern
Lesefratz
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