Magnan & Fontanille & Die Prophezeiung von Avignon

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

Moderatoren: mallory, Mondfrau

Magnan & Fontanille & Die Prophezeiung von Avignon

Beitragvon Lesefratz » 16.11.2008, 17:53

Emmanuelle Rey-Magnan & Pascal Fontanille -
Die Prophezeiung von Avignon

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Die Prophezeiung von Avignon: Mysterythriller
Emmanuelle Rey-Magnan und Pascal Fontanille
Droemer/Knaur 2008-12 Broschiert 460 Seiten



Verlag: Droemer/Knaur/ TB/ 460 Seiten
Erscheinungsdatum: 12/08
Originaltitel: La prophetie `D Avignon
Genre: Mystery-Thriller

Meine Bewertung: :D :D :D :D :D von 5 Punkten

Klappentext:

Seit Generationen hütet die Familie Esperanza das Geheimnis um die Prophezeiung von Avignon, die einst in den alten Gemäuern des Papstpalastes versteckt wurde. Nach dem Tod ihres Großvaters, sieht sich Estelle Esperanza gezwungen, seine Aufgabe zu übernehmen, denn mächtige und gefährliche Gegner wollen die sagenumwobene Schrift zu ihren Zwecken nutzen. In einem Wettlauf um Leben und Tod kommt Estelle einem erschütternden Familiengeheimnis auf die Spur und muss erleben, wie aus geliebten Menschen Todfeinde werden...

Meine Zusammenfassung:

Einst gab es einen Papst; Johannes XXII., der in Avignon residierte und dort auch den beeindruckenden Papstpalast bauen ließ. Eben dieser Papst, so lauten Gerüchte, soll der Nachwelt eine Prophezeiung hinterlassen haben. Darin sollen wichtige Ereignisse bis ins Jahr 4000 angesprochen werden...

Estelle Esperanza hegt schon seit Kindesbeinen an eine große Schwäche für den Papstpalast in Avignon, denn ihr Großvater Louis Esperanza gehört dort seit vielen Jahren zu den Wächtern und hat ihr seitdem viele interessante Geschichten über den Palast offenbart. Zudem ist er wie besessen davon, die geheimnisvolle Prophezeiung von Avignon zu finden.
Diese „Besessenheit“ entfremdet ihn im Laufe der Jahrzehnte immer mehr seiner Familie und führt zu einem gestörten Verhältnis zwischen seinem Sohn, Estelles Vater und ihm.
Viele Jahre später ist Estelle selbst stellvertretende Kuratorin des Palastes und untersteht lediglich Monsieur Brac, ihrem Chef, den sie abgrundtief hasst, denn er schikaniert sie grundlos, wo er nur kann.

Eines Tages geschieht ein Mord, ein Wächter des Museums wird ermordet aufgefunden. Dieses Geschehnis ruft den mittlerweile schwer herzkranken Louis Esperanza auf den Plan. Er beschwört seine Enkelin Estelle, seinen Theorien um die Prophezeiung endlich Glauben zu schenken. Doch dieses Unterfangen scheint zunächst unmöglich zu sein, seine Gedanken und Überlegungen klingen einfach zu phantastisch in Estelles Ohren, als wahr zu sein.
So sollen Mitglieder der Esperanzas seit vielen Jahrhunderten die Wächter der Prophezeiung sein und sie vor einer bösen Macht, die die Prophezeiung ebenfalls in die Hände bekommen will, schützen. Und zu allem Überfluss soll es nur Estelle möglich sein, diese Aufgabe zu erfüllen, denn nur jemand mit einem reinen Herzen sei dafür geeignet.

Estelle ist erschrocken über die Beharrlichkeit, mit der ihr Großvater diese unglaubliche Geschichte vorträgt und fürchtet um seinen Gesundheits- und Geisteszustand.

Als im Palast Renovierungsarbeiten durchgeführt werden, finden Arbeiter hinter einer Freske einen Hohlraum. Estelle, neugierig geworden, geht der Sache nach und als sie mit Hammer und Meißel den Raum vergrößern will, stürzt die Mauer ein und bringt eine kunstvolle steinerne Rosette zu Tage. Obwohl diese Entdeckung legendär ist, nutzt Brac Estelles Eigenmächtigkeit dazu, sie mit sofortiger Wirkung zu beurlauben.
Als Louis von der Entdeckung der Rosette erfährt, sieht er sich in seinen Theorien bestätigt, dass Estelle die Auserwählte ist.

Als ein weiterer Mord geschieht, bei dem Estelle Zeugin ist, ahnt ihr Großvater, dass er schnell handeln muss und beschwört sie, in der Nacht, zusammen mit ihm den Palast aufzusuchen. Dort startet er zusammen mit seiner Enkelin eine fieberhafte Suche, wird dabei jedoch von David Perisse, einem Archäologen gestört, der einst der Professor und Geliebte von Estelle war. Obwohl es Louis widerstrebt, David einzuweihen, sind ihm die Hände gebunden, zudem besitzt er ein wichtiges Artefakt, das für die Suche nach der Prophezeiung von absoluter Wichtigkeit ist.
Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, eine alte Kiste auszugraben in der sich Edelsteine und eine päpstliche Tiara Johannes XXII. befinden. Doch von einer Prophezeiung fehlt weiterhin jede Spur. Zudem werden sie von Brac entdeckt und Louis erleidet eine weitere Herzattacke, die ihn so sehr schwächt, dass er ohne viel Hoffnung auf Genesung auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht wird.
Während Estelle kurz das Zimmer verlässt, wird ein Mordanschlag auf Louis verübt und obwohl sie schnell zurückkehrt, findet sie ihren Großvater im Sterben vor.
Er kann nur noch vage Hinweise und Warnungen aussprechen, bevor er seine Augen für immer schließt. Doch er warnt sie unter anderem vor einem Geheimbund. Die „Brüder des Judas“.

Nach dem Mord an ihrem Großvater schenkt sie seinen Aussagen endlich Glauben und beginnt mit ihrer Suche nach der Prophezeiung, die sich jedoch als lebensgefährliches Unterfangen entpuppt, denn es scheint, als ob sogar Familienmitglieder und Freunde mit den „Brüdern des Judas“ sympathisieren. Nur Olivier Royal, der Bauleiter, der die Renovierungsarbeiten am Papstpalast überwacht, scheint als Einziger immer zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, wenn Estelle sich in Schwierigkeiten befindet, doch spielt er mit offenen Karten?

Meine Einschätzung:

Nach dem Riesenerfolg von „Sakrileg“ wird der Buchmarkt nun von einem regelrechten „Mystery-Thriller- Boom“ heimgesucht.
Geheime Verschwörungen, Prophezeiungen- all das bietet in diesen Zeiten genug Stoff für wohligen Schauder, Nervenkitzel und lässt den Leser vielleicht auch mit einem zwiespältigen Gefühl zurück, denn gerade wie auch bei „Sakrileg“ verführen die Thesen des Autors dazu, zu hinterfragen, ob denn wirklich alles nur reine Fiktion ist, oder ob eventuell doch ein Fünkchen Wahrheit dahinter stecken könnte.
Wie auch immer- Die französischsprachigen Autoren E. Rey-Magnan und P. Fontanille haben mit „Die Prophezeiung von Avignon“ zwar ebenfalls einen Verschwörungsthriller geschaffen, jedoch hat er mit „Sakrileg“ nicht viel gemein.
Natürlich gibt es auch in diesem Roman eine junge, unschuldige Frau, die ein wichtiges Werkzeug zwischen Gut und Böse ist. Auch der alternde Professor oder in diesem Fall der Großvater, der einer gefährlichen Verschwörung auf der Spur ist, die die Welt ins Unglück stürzen kann, fehlt nicht; wie auch der undurchsichtige Helfershelfer der Heldin in den sie sich verliebt und die Bösewichte in Gestalt von Nazis finden einmal mehr Erwähnung in diesem Buch.
Trotz aller Klischeehaftigkeit sorgen die rasanten Wendungen in diesem Buch für spannende Unterhaltung. Die Atmosphäre, vielleicht auch auf das französische Setting zurückzuführen, dürfte zwischendurch nostalgische „Maigret“ Krimi- Gefühle beim Leser aufkommen lassen. Zwar ist die Kommissarin die mit der Aufklärung der Mordfälle beauftragt wird, mit ihrer Bissigkeit und Ruppigkeit ein sehr eigenwilliger Romancharakter, jedoch belebt gerade ihre Andersartigkeit dieses Buch und lockert düstere Stimmungen durch ihre sarkastischen Bemerkungen immer wieder auf.
Die Suche nach der Prophezeiung ist zwar der „Aufhänger“ des Buches, jedoch nimmt ein Großteil der Story die Beziehung zwischen Estelles Familienmitgliedern ein. Der Leser bekommt sehr schnell vermittelt, dass die ahnungslose Heldin sich in einem regelrechten „Haifischbecken“ befindet und wenig Grund dazu hat, überhaupt jemandem aus ihrem nahen Umfeld vertrauen zu können. Das feine Intrigennetz, dass sich langsam um die Protagonistin spinnt, ist sehr geschickt von den Autoren ins Szene gesetzt worden. Zudem sorgen die schnellen Szenenwechsel und die bildhaften Darstellungen für ein unterhaltsames „Kopf-Kino“ ohne Längen. Ein Romanstoff, der sich auch hervorragend zur Verfilmung eignen dürfte.
Interessant jedoch, fand ich auch, wie es den Autoren gelingt, die Abgrenzung zwischen „Gut“ und Böse“ leicht verschwimmen zu lassen.
Leser die eher bis ins kleinste Detail durchdachte, tiefgründige Thriller schätzen, werden vielleicht etwas enttäuscht sein, die Leser, die spannende, leichte Unterhaltung mit etwas Nervenkitzel lieben, wird dieser Roman jedoch begeistern.

Fazit: ein actionreicher, rasanter, spannender Pageturner!

:stern
Lesefratz
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