Liz Carlyle - Ein unwiderstehlicher Halunke

LIROS, die in der Zeit des Rokoko und Biedermeier in England spielen

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Liz Carlyle - Ein unwiderstehlicher Halunke

Beitragvon Anke » 17.11.2008, 13:59

Bild
Ein unwiderstehlicher Halunke: Roman
Liz Carlyle
Lübbe 2008-10-14 Broschiert 396 Seiten



Klappentext

Sidonie Saint-Godard führt ein Doppelleben
Tagsüber bringt sie jungen Damen Benehmen bei, nachts wohlhabende Herren um ihr Vermögen. Als Schwarzer Engel nimmt sie Rache für all die Frauen, die von reichen Lords benutzt und fallen gelassen wurden. Stets tritt sie in Verkleidung auf. Keiner konnte sie bisher fassen, keiner kennt ihre wahre Identität. Doch als sie den berüchtigten Marquess of Devellyn seines wertvollsten Besitzes beraubt, wendet sich das Blatt. Ihr doppeltes Spiel wird zu einer Zerreißprobe, denn Devellyn erweckt in Sidonie eine ungeahnte Leidenschaft.
Quelle: Bastei Lübbe

Edit:
Meine Einschätzung

Da der Klappentext in groben Zügen schon alles sagt, verzichte ich auf eine eigene Inhaltsangabe.

Verlockende Kritiken für „The Devil to Pay“ habe mich vielleicht ein wenig zu erwartungsvoll an das Buch herantreten lassen und so kann es natürlich sein, dass meine Enttäuschung umso größer war, als ich anfing zu lesen. Wie sich aber wieder einmal zeigen sollte ist der persönliche Geschmack eben doch - individuell und so vielfältig wie es Persönlichkeiten gibt.

Dabei hat „Ein unwiderstehlicher Halunke“ eigentlich einen interessanten Plot und Figuren, die endlich einmal erwachsen scheinen.
Leider bestätigt sich dieser Schein nur zum Teil. Während die Protagonisten auf der einen Seite ihr Leben so eingerichtet haben, wie es ihnen gefällt und auch dazu stehen, stellen sie doch an anderen Stellen ein ziemlich naives Theater zur Schau.
Einmal weltgewandter Vamp und egoistischer Verführer und dann wieder sittsame Dame und netter Herr von nebenan. Das genau sorgt für Disharmonie im Buch, da es die Autorin, meiner Meinung nach nicht richtig versteht, diese gegensätzlichen Charakterzüge ihrer Figuren geschickt miteinander zu verbinden oder wenigstens eine intelligente und verständliche Erklärung dafür bietet.

Grobes und nicht zeitgemäßes Verhalten der Figuren und eine deftige Wortwahl taten zudem das Übrige mir das Lesen zu verleiden.
So erscheint mir das Verhalten einer Regencylady, die dazu noch Benimmunterricht für junge Damen der Gesellschaft erteilt, reichlich unkonventionell. Vielleicht hätte ich diesen Punkt übersehen können, wäre mir die Figur sympathischer gewesen?

Aber leider war das Gegenteil der Fall. So war mir der Held von Grund auf unsympathisch und das Positivste was ich über ihn sagen könnte wäre, dass ein Teil des deutschen Buchtitels „Halunke“ (im negativen Sinne des Wortes) hervorragend passt.
Auch die Heldin Sidonie ist mir seltsam fremd geblieben und konnte mir keine Zuneigung abringen.

Zu allem Übel kommt noch eine, wie es scheint, 08/15-Standard Übersetzung, die wäre sie etwas liebevoller und interessanter gewesen, mich durchaus dazu hätte bringen können, dass Buch komplett zu lesen. So habe ich bereits nach 150 Seiten das Buch nur noch überflogen um zu sehen ob es vielleicht nicht doch besser wird.

Ärgerlich ist, dass es stellenweise durchaus immer wieder besser mit der Übersetzung wird und ich am Stück einige Seiten flüssig lesen konnte, bis es wieder einen Patzer gab, der mich einmal mehr aufstöhnen ließ. Einige dieser zweifelhaften Höhepunkte waren Wörter wie „Nackedeis“ oder „grelle“ Radieschen (wobei ich grelle Radieschen gerade noch gelten lassen könnte).
Aber auch wenn es vielleicht im Original „nudie = Nackedei/Nacktfrosch“ hieß, so steht doch das Wort „Nackedei“ im deutschen Sprachgebrauch eher für die Verniedlichung Dreijähriger, die im hochsommerlichen Plantschbecken umher springen.

Fazit: Für die Plot Idee und die zum Teil „erwachsenen“ wirkenden Figuren gibt es Punkte, ansonsten nur eine sehr bedingte Leseempfehlung von mir.

Bewertung: 2,5 von 5 Punkte

Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei oben genanntes Buch zu lesen, eine Rezi erfolgt später (Edit: ist nachgetragen), und mir überhaupt nicht schlüssig, was ich davon halten soll. Liest ,oder hat es gelesen, noch jemand das Buch zurzeit? Und wie gefällt es euch?

:stern
Zuletzt geändert von Anke am 19.11.2008, 12:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Liz Carlyle - Ein unwiderstehlicher Harlunke

Beitragvon alekto » 17.11.2008, 14:06

Anke hat geschrieben:ich bin gerade dabei oben genanntes Buch zu lesen, eine Rezi erfolgt später, und mir überhaupt nicht schlüssig, was ich davon halten soll. Liest ,oder hat es gelesen, noch jemand das Buch zurzeit? Und wie gefällt es euch?

ging mir genauso – ich wusste auch nicht so recht, was ich davon halten sollte. ich hab mich letztendlich dazu entschlossen, meine probleme mit dem buch auf die übersetzung zu schieben und habs doch noch ganz gut bewertet. wenn ich ganz ehrlich sein soll: ohne carlyle-bonus wäre das buch wohl weit schlechter weggekommen.

hier mein kurzkommentar aus der leseliste:

Sympathische Protagonisten in einer ganz netten, unterhaltsamen Geschichte, der aber der letzte Kick fehlt, um richtig toll zu sein. Allerdings könnte die Übersetzung ihren Teil zu meiner etwas gedämpften Begeisterung beigetragen haben; die oft recht derbe und mit modern anmutenden Ausdrücken angereicherte Sprache erschien mir sehr unpassend und hat mich mehrfach ziemlich geärgert.

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Re: Liz Carlyle - Ein unwiderstehlicher Harlunke

Beitragvon Anke » 17.11.2008, 17:19

alekto hat geschrieben:Sympathische Protagonisten


Ich gebe zu hier habe ich schon Schwierigkeiten - ich werde einfach nicht warm mit den Figuren. :cry:

alekto hat geschrieben:Allerdings könnte die Übersetzung ihren Teil zu meiner etwas gedämpften Begeisterung beigetragen haben; die oft recht derbe und mit modern anmutenden Ausdrücken angereicherte Sprache erschien mir sehr unpassend und hat mich mehrfach ziemlich geärgert.


Dem stimme ich voll und ganz zu. Die Übersetzung ist nicht besonderes liebevoll gemacht.

Dazu kommt für meinen Geschmack noch das Benehmen der Figuren, z.B. dass die Dame die Schuhe auszieht und ihre Füße auf den Stuhl neben sich legt - bei einem zwar privaten Dinner - aber man muss doch auch die Zeit bedenken! Ich kann es mir einfach nicht vorstellen...

Mal ist sie (die Heldin) ein ziemlich überzeugender Vamp und dann wieder die scheue Dame von Nebenan. Auch das hat sich für meinen Geschmack arg gebissen.

Andererseits ist der Plot gar nicht so schlecht und die Figuren sind endlich einmal richtig erwachsen und stehen mit beiden Füßen fest im Leben (gilt vor allem für die Heldin) und doch.....

Alles in Allem werde ich wohl nicht so positiv mit dem Buch umgehen.

Liebe Grüße Anke
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Beitragvon mallory » 17.11.2008, 22:17

Jetzt bin ich richtig froh, dass ich das Buch nicht spontan bestellt habe, als ich wieder Geld und Bestellerlaubnis hatte!! Ich habe zwei Bücher von der Autorin gelesen und finde sie klasse, den letzten ihrer Romane habe ich allerdings noch im ZUB. Dann werde ich mit diesem wohl doch noch eine Weile warten, bevor ich ihn mir zulege.
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Beitragvon Loewenzahn » 18.11.2008, 00:04

mallory, mir ging es ähnlich. Die ganze Zeit juckt schon der Bestellfinger und nur die Tatsache, daß noch zwei ungelesene von ihr im ZUB liegen, hta mich bei Vernunft gehalten. Heute habe ich nach den Kommentaren hier entschieden, daß ich warte, bis ich ihn bei tt für 1 Ticket kriege ;)
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Beitragvon Loewenzahn » 18.11.2008, 20:50

Kaum habe ich entschieden, dafür kein Geld auszugeben, schon bekomme ich es im Lesejury-Paket :lach Würde sagen, ich soll es wohl unbedingt lesen :lach
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Beitragvon mallory » 18.11.2008, 21:41

Loewenzahn, sooo würde ich natürlich auch nicht nein sagen :lol:
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Beitragvon Betty » 19.11.2008, 10:22

Was ist eigenlich der Originaltitel, weiß das jemand? Ich habe einige Carlyles im Original gelesen.
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Beitragvon alekto » 19.11.2008, 10:23

der originaltitel ist "the devil to pay".
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Beitragvon Betty » 19.11.2008, 10:49

Im Origianl hatte mir "the devil to pay" sehr gut gefallen, obwohl es schon ziemlich an "All through the night" von Brockway erinnert.
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Beitragvon Anke » 19.11.2008, 12:33

Betty hat geschrieben:Im Origianl hatte mir "the devil to pay" sehr gut gefallen, obwohl es schon ziemlich an "All through the night" von Brockway erinnert.


Hi Betty,

ja, ich könnte mir vorstellen, dass es im Original durchaus gut ist. Ich habe das das Gefühl, dass nicht wenig die Übersetzung an meiner schlechten Bewertung schuld ist.

Lieben Gruß Anke
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Beitragvon alekto » 19.11.2008, 13:36

Anke hat geschrieben:ja, ich könnte mir vorstellen, dass es im Original durchaus gut ist. Ich habe das das Gefühl, dass nicht wenig die Übersetzung an meiner schlechten Bewertung schuld ist.

darin, dass die übersetzung wenig erfreulich ist, sind wir uns ja einig, aber anke, glaubst du wirklich, dass die übersetzung auch verantwortlich dafür ist, dass du mit den personen nicht warm geworden bist? ich bin mir unsicher, ob der einfluss der übersetzung wirklich so weitreichend ist ...
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Beitragvon Lesefratz » 19.11.2008, 15:55

Aha, ich habe mal nachgeschaut wer das Buch übersetzt hat... Wieder mal Frau Friedrich. *seufz*
Wann werden die Verlage endlich ein Einsehen mit uns haben? ;)

Liebe Grüße
Nicole
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Beitragvon Anke » 19.11.2008, 16:15

alekto hat geschrieben:darin, dass die übersetzung wenig erfreulich ist, sind wir uns ja einig, aber anke, glaubst du wirklich, dass die übersetzung auch verantwortlich dafür ist, dass du mit den personen nicht warm geworden bist? ich bin mir unsicher, ob der einfluss der übersetzung wirklich so weitreichend ist ...


Darüber habe ich auch nachgedacht, vor allem da ich ja auch immer wieder betone wie wichtig mir sympathische Figuren sind.

Nein, die denke so weit reichend ist der Einfluß der Übersetzung nicht - da hast du vollkommen recht.
Aber zumindest ist es ja auch so, dass die Figuren sich auch über das was sie reden und wie sie es reden identifizieren. Wenn also eine Figur mit, für meinen Geschmack, im deutschen albernen kindischen Wörtern um sich wirft, die vielleicht im Original ganz anderes klingen, einfach auf Grund des Sprachlichen Kontext, bezieht man es eben auch auf den Charakter der Figur.

Okay, ich glaube eben wird es total kompliziert *stöhn*. Weiß du in etwa was ich damit ausdrücken will? :oops:

Okay, ich versuch es noch einmal:
Ich würde sagen: Nein.
Ob mir eine Figur sympathisch ist oder nicht liegt nicht generell an der Übersetzungsarbeit, aber es macht sie mir auch keinesfalls sympathischer wenn ihr innerhalb der Übersetzung Wörter in den Mund gelegt werden, die vielleicht im Original durchaus passend sind, aber im deutschen Sprachgebrauch einfach daneben liegen und das falsche Bild des figürlichen Charakters noch verstärken.

Gut, ich glaube ich höre nun auf zu faseln. :lol:

Gruß Anke
Zuletzt geändert von Anke am 19.11.2008, 16:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon alekto » 19.11.2008, 16:25

anke: ich versteh dich schon! :)

nicole: jupp, genau, die frau friedrich. darüber hatten wirs im übersetzer-thread ja schon! ;)
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Beitragvon mantacabrio » 19.11.2008, 16:54

Lesefratz hat geschrieben:Aha, ich habe mal nachgeschaut wer das Buch übersetzt hat... Wieder mal Frau Friedrich. *seufz*
Wann werden die Verlage endlich ein Einsehen mit uns haben? ;)

Liebe Grüße
Nicole


:lol: :lol:
Ich habe hier so still vor mich hin mitgelesen und habe schon gedacht, ob das nicht wieder die Übersetzerin ist, von der wir gesprochen haben, hat sich bestätigt. ;)
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Beitragvon erki_nol » 14.02.2009, 12:48

Ich lese das Buch gerade (bin beim letzten Drittel) und finde das Buch insgesamt gesehen gar nicht so schlecht. Vor allem den Helden finde ich sehr sympathisch, endlich mal ein Held, der auch seine Fehler und Schwächen hat. ;) Auch die Heldin finde ich sympathisch, aber ihre Vergangenheit und ihr Umherstreunen auf nächtlichen Londoner Straßen finde ich etwas "too much". Das ist auch mein größter Kritikpunkt.
Die Übersetzung ist mir bis jetzt noch nicht sonderlich negativ aufgefallen. Das einzige Wort, das mir zu modern vorkam, war "Stilikone", hat mich aber nicht weiter gestört.

NACHTRAG: So, habe das Buch zu Ende gelesen, und muss sagen, dass mir die Geschichte insgesamt gut gefallen hat. Ein Regency-Roman, den ich von vorne bis hinten ohne Überblättern gelesen habe. Sicherlich nichts Besonderes und kein must read, aber von mir gibt's 4 von 5 Punkten. :D
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Beitragvon mallory » 01.11.2009, 20:28

Ich habe das Buch nun auch gelesen und kann mich den Kritikpunkten von Anke in keiner Weise anschließen. Es ist ja nicht so, dass Sidonie tagsüber tatsächlich die prüde Gesellschaftslady ist, die sie vorgibt zu sein. Sie ist die Witwe eines Schiffskapitäns und mit ihm jahrelang über die Meere gefahren, wo sie auch als Matrose einsprang, wenn Not am Mann war. Dass sie da nach einem Dinner mit ihrem Bruder und dessen - ja, was ist er denn nun? - Freund/Liebhaber salopp die Schuhe auszieht und die Füße hochlegt, wäre mir überhaupt nicht weiter bemerkenswert aufgefallen, wenn ich nicht vorher in der Rezi darauf aufmerksam gemacht worden wäre. Außerdem ist es ja nicht so, dass die Herren im hochherrschaftlichen ton die führende Rolle hätten, sondern zumindest Sidonies Bruder hat mehr als einen Kontakt zur Unterwelt.
Ich kann Sidonies Motive verstehen und ich fand auch ihren Zwiespalt, als sie Devellyn näher kommt, sehr glaubhaft geschildert.
Genauso wie ich auch nicht fand, dass Dev sehr halunkenhaft daher kommt. Er ist doch nicht mehr Lebemann als viele andere Helden in den Regency-Romanen. Und dass er kein Händchen für Frauen hat lässt ihn in meinen Augen eher tollpatschig erscheinen und nicht als Halunke.

Was mir nur auch wirklich negativ auffiel war die zum Teil miserable Übersetzung, vorallem bei erotischen Szenen! Da "stülpt er seine Lippen über ihre" und "knetet ihre Brust bis sie aufschreit". Erstaunlichweise nicht vor Schmerz, wie ich das nach dieser Beschreibung zuerst vermutete, sondern vor Ekstase.
Für mich klang diese Vorgehensweise nicht nach einem Lebemann sondern nach einem fünfzehnjährigen Bauerntölpel, der zum ersten Mal ein Zimmermädchen in seine verschwitzten Finger kriegt :roll: Und ich bin mir ganz sicher, das war nicht in Frau Carlyles Sinne, ihrem "Teufel aus der Duke Street" so ein Image als Verführer zu verpassen, daher muss ich annehmen, dass die Übersetzerin solche Passagen verbrochen hat.

Da ich die Geschichte auch nett fand, ohne dass sie mir wesentlich im Gedächtnis bleiben wird, vergebe ich

4 von 5 :lesen
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Beitragvon Ellynyn » 02.11.2009, 14:57

Also ich fand das Buch im Original besser. Aber so geht es mir eh bei den meisten Büchern.
Zu Sidonies Bruder sei angemerkt, dass ich ihn für homosexuell halte. Und dieser 'Freund' eigentlich sein Liebhaber ist. Die zwei Männer tauchten auch bei der Geschichte von Max und Catherine - Verbotenes Begehren - auf. Und in 'Stürmisches Spiel der Herzen' macht George zum Earl of Walrafen, dessen Vorname mir jetzt nicht einfallen will, eine sehr direkte Bemerkung, die auf seine Vorlieben schliessen lässt.

Ich persönlich würde der Geschichte auch 4 von 5 Punkten geben.
Als Gott den Menschen erschuf, war er bereits müde; das erklärt manches.(Mark Twain)
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Beitragvon mallory » 02.11.2009, 19:43

Ellynyn, ich vermute es auch. Zum einen sind die zwei immer gemeinsam anzutreffen, zum anderen kennen sie sich in den Gepflogenheiten der Schwulenszene schon verblüffend genau aus.
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