Unsterblich wie die Nacht: Roman
Mina Hepsen
Goldmann Verlag 2008-12-08 Taschenbuch 352 Seiten
Inhalt:
London, Viktorianisches Zeitalter
Die russische Prinzessin Angelica Belarow hat eine Begabung, die sie eher als Fluch ansieht: Sie kann Gedanken lesen. Dadurch erfährt sie allerdings viel mehr über ihre Mitmenschen als sie eigentlich möchte. Dies erschwert auch ihre Aufgabe, einen reichen Ehemann zu finden, da die meisten Männer in ihrer Gegenwart nur an das eine denken. Doch dann trifft sie auf den russischen Prinzen Alexander, der über die gleiche Fähigkeit verfügt wie sie.
Alexander ist ein Vampir, und es ist ihm nicht klar, wieso ein bloßer Mensch wie Angelica einen so starken Geist besitzen und Gedanken lesen kann, eine Eigenschaft, die normalerweise Vampiren vorbehalten ist. Immer mehr fasziniert ihn die Schönheit und Intelligenz (und auch Sturköpfigkeit) der Prinzessin, so dass er sich von seinem eigentlichen Ziel ablenken lässt: Er ist nur deshalb nach London gekommen, um den abtrünnigen Vampir Sergej ausfindig zu machen, der Menschen tötet, in der Hoffnung einen blutigen Krieg zwischen Menschen und Vampiren entfachen zu können.
Meine Meinung:
Die Autorin hat hier einen ganz eigenen Vampirmythos geschaffen. Vampire sind eine eigene Rasse, werden nicht geschaffen, sondern geboren, sind nicht unsterblich, sondern werden lediglich deutlich älter als Menschen, sie vertragen Sonnenlicht, vertragen Knoblauch, Kreuze und Weihwasser. Allerdings brauchen sie Blut zum Überleben und besitzen auch schnellere und bessere Reflexe als Menschen. Sie leben nach strengen Gesetzen, die sowohl ihre eigene Sicherheit als auch die der Menschen gewährleisten. Den Blutdurst allerdings können sie nicht besiegen, und so ist ihre einzige Hoffnung die Auserwählte, ein Mensch, mit dem ein Vampir Kinder zeugen kann und der somit die Vampire vor dem Aussterben bewahren kann.
Diese Gedanken fand ich sehr interessant, darüber hätte ich gerne noch mehr erfahren. Leider blieb die Ausarbeitung des Mythos dann aber doch relativ an der Oberfläche.
Mein Hauptproblem hatte ich aber mit den Figuren. Kurz gesagt: Sie blieben mir alle fremd, keine hat mich wirklich berührt (am ehesten noch Angelicas Bruder Mikhail). Bei Dialogen hatte ich oft den Eindruck, mehrere Zeilen überlesen zu haben, da die Diskussion oft in eine völlig andere Richtung ging, die Reaktionen auf diverse Enthüllungen fand ich oft unglaubwürdig. Wenn da stand: „Sie weinte“, dann habe ich es registriert, konnte aber leider nicht mitfühlen (zumal ich meist den Grund für diverse Gefühlsschwankungen nicht nachvollziehen konnte).
Angelica wird als extrem intelligent und gebildet dargestellt. Das merkt man als Leser hauptsächlich daran (neben der ständigen Erwähnung dieser Tatsache), dass Angelica mit Zitaten nur so um sich wirft. Das könnte ja noch amüsant sein, nur leider waren die angebrachten Zitate oft nicht passend. Eher hatte ich den Eindruck, die Autorin versucht krampfhaft mit allen Mitteln witzige Dialoge zu schaffen. Das kann aber natürlich auch an der Übersetzung liegen. Mag sein, dass diese Dialoge im Original vielleicht kohärenter sind und / oder unübersetzbare Wortspiele enthalten.
Etwas irritierend fand ich auch, dass bei jeder neuen Bekanntschaft, die Angelica gemacht hat, diese ihr sogleich das Du und das Nennen beim Vornamen angeboten hat. Im viktorianischen London, in der die Etikette unter allen Umständen gewahrt werden müsste, fiel mir das sehr negativ auf.
Nachdem ich sowieso schon nicht so begeistert von dem Buch war, störten mich noch andere Kleinigkeiten, die ich ansonsten vielleicht überlesen hätte, wie z.B. die falsche Verwendung römischer Ziffern (VVII existiert einfach nicht).
Meine Bewertung: 5 von 10 Punkten