Sabine Ebert- Blut und Silber

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Sabine Ebert- Blut und Silber

Beitragvon Lesefratz » 10.12.2009, 14:15

Bild
Blut und Silber
Sabine Ebert
Droemer/Knaur 2009-11-02 Gebundene Ausgabe 731 Seiten

Klappentext: (quelle: droemer/knaur)
Deutschland 1296: König Adolf von Nassau setzt eine gewaltige Streitmacht gegen das sächsische Freiberg in Bewegung, um die reiche Silberstadt in die Knie zu zwingen. Unter den Bürgern entbrennt ein heftiger Streit: Dürfen sie sich ihrem König widersetzen? In den Reihen der Freiberger, die die belagerte Stadt heldenhaft verteidigen, kämpfen auch Änne, eine Nachfahrin der Hebamme Marthe,
und die Gauklerin Sibylla. Entsetzt müssen sie miterleben, wie Freiberg blutig erobert wird - durch Verrat!

Meine Zusammenfassung:

Eine Nachfahrin von Marthe, (die Protagonistin der Hebammenreihe) Änne, wohnt in der Stadt Freiberg, ehemals Christiansdorf genannt, deren Bewohner bis zu dem Zeitpunkt als sie vom König von Nassau bedroht werden, sehr gut und in relativem Wohlstand leben.
Doch König Adolf strebt neben der Entmachtung des Hauses Wettin, auch den Silbervorrat der Stadt an, den er sich unbedingt einverleiben möchte.
Die riesige Streitmacht, die er gegen Freiberg aufmarschieren lässt, sorgt für einigen Tumult unter den Freibergern. Die einen wollen gleich kapitulieren, weil sie den König fürchten, die anderen sind dafür Wiederstand zu leisten.

Verwickelt in die historischen Ereignisse wird auch die Gauklerin Sybilla, deren "Kumpane" von König Adolfs Truppen ermordet werden.
Sie selbst überlebt zwar, doch muss entgeht sie dem Schrecken nicht unversehrt- sie wird vergewaltigt!
Es gelingt ihr jedoch zu fliehen und die Freiberger Bürger vor den
heranmarschierenden Truppen zu warnen.

Ulrich von Maltritz, Hauptmann Markus und Änne unterstützen beherzt die
Wiederständler, doch ihr Mut zahlt sich nicht aus-
die Stadt wird trotz aller Bemühungen eingenommen und Markgraf Friedrich von Wettin muss fliehen.
Aber noch ist nicht alles verloren- es kommt schließlich doch noch zu einer alles entscheidenden Schlacht...


Meine Einschätzung:

"Blut und Silber" ist zunächst einmal keine direkte Fortsetzung der
Hebammenreihe. Zwar ist eine der agierenden Romanfiguren in diesem Buch eine Nachfahrin von Marthe, doch behandelt "Blut und Silber" eine für sich abgeschlossene Szenerie.

Sabine Ebert erzählt wieder einmal eine interessantes Episode deutscher
Geschichte und man kann sich sehr gut vorstellen, welch intensive Recherche sie betrieben haben muss, denn gerade der historische Hintergrund ist wie gewohnt
sehr detailgetreu geschildert, so dass man als Leser fast das Gefühl bekommt, man wäre mitten im Geschehen dabei.

Die Romanfigur Änne ist allerdings nur eine der Hauptpersonen dieses Romans.
Eine große Rolle in "Blut und Silber" spielen u.a. Ulrich von Maltitz, Sibylla
und der Hauptmann Markus.
Zwar ist das Buch in erster Linie ein historischer Roman, doch auch für
Liebesromanfans bahnen sich gleich zwei "Romanzen" jenseits der Kitschgrenze an, die für romantische Momente innerhalb der Story sorgen.
Freiberg als Kulisse für einen historischen Roman zu erwählen war sicherlich eine sehr gute Idee, denn die Geschichte dieser Stadt ist sehr interessant und wurde von der Autorin spannend in Szene gesetzt, wobei sie wahre historische Begebenheiten geschickt mit ihren fiktionalen Romanfiguren und deren Abenteuern verwoben hat.

Zwar war ich im Großen und Ganzen sehr begeistert von dem aktuellen Roman der Autorin, doch leider gab es für mich doch einen kleinen Wermutstropfen. Die weiblichen Akteurinnen wirkten ein wenig blass und zu stereotyp im Gegensatz zu ihren männlichen "Mitstreitern".
Sieht man einmal davon ab, bekommt man, wenn man sich für Sabine Eberts "Blut und Silber" entscheidet, einen kurzweiligen, unterhaltsamen historischen Roman der ein Stück mittelalterlicher deutscher Geschichte zum Leben erweckt und den
Leser fesseln wird.

Meine Bewertung:
:) :) :) :) von 5 Punkten

:stern
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Beitragvon patwelli » 10.12.2009, 15:06

Ich weiß ja nicht, ob wir das gleiche Buch lesen - aber kurzweilig und unterhaltsam kommen mir damit überhaupt nicht in den Sinn. Bisher gab es nur Krieg, Blut, Leid und unendliche Grausamkeit. Kaum ist man mit einer Person warm geworden, wird sie erstochen, enthauptet oder vergewaltigt. Gefühle habe ich bisher überhaupt noch nicht finden können - außer Hass, Brutalität und Häme. Ich hab noch nicht ganz die Hälfte, und hoffe inbrünstig, dass es irgendwann besser wird. Änne ist bisher nur eine Nebenperson, viel in Erscheinung ist sie noch nicht getreten. Für mich ist Ulrich von Maltitz bisher die Hauptperson und das Buch ein reiner Kriegsbericht. Wenn ich es nicht lesen müsste, da Reziexemplar, hätte ich es schon längst weggelegt.

Ich finde es bemerkenswert, dass die Autorin meint, Frauen möchten so etwas lesen, was zwar historisch gut recherchiert ist für mich aber völlig am Thema vorbei geht. Für mich hätte es viel mehr mit der mittelalterlichen Medizin zu tun haben können und nicht mit Krieg und Landübernahme.

LG
Patty
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Beitragvon Lesefratz » 10.12.2009, 15:21

@patty:

na ja, bei einem historischen Roman sehe ich manches ein wenig anders als bei einem Liebesroman. Und die Zeit war ja auch nicht gerade ein Zuckerschlecken, so fand ich die Beschreibungen von Frau Ebert eigentlich o.k. (ich hatte zuvor den neuen Gabaldon gelesen, wo es ja auch ein wenig "blutrünstiger" was die Beschreibungen angeht, zugeht)

Unterhaltsam ist ein Buch immer für mich, wenn ich in die Story gezogen werde bzw. wenn es einer Autorin gelingt, mich an das Buch fesseln zu können. Und kurzweilig fand ich es auch. Klar, mir wäre es ein wenig lieber gewesen, wenn es nur eine Hauptfigur bzw. ein Paar gegeben hätte, aber ansonsten konnte ich nicht meckern.

Mhmm, je nachdem wie Kriege oder Kämpfe in Büchern geschildert werden... Es gibt zum Beispiel auch Kämpfe die unheimlich langatmig beschrieben sind. (wie leider auch beim neuen Gabaldon) Und da sich Frau Ebert genau diese Zeit ausgesucht hat, gehören diese Kriege ja auch zur Story um Freiberg.
Natürlich wäre es toll gewesen, noch ein wenig über die Medizin der damaligen Zeit zu erfahren, doch da das Buch auch schon so ziemlich dick geraten ist, wäre es dann vielleicht auch zu umfangreich geworden.

Aber vielleicht ändert sich Dein Eindruck ja noch wenn Du weiterlesen solltest. :)

Liebe Grüße
Nicole
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Beitragvon patwelli » 28.12.2009, 11:36

Nein, mein Eindruck hat sich nicht geändert - ich musste mich regelrecht zwingen, das Buch weiterzulesen, da es mich fürchterlich deprimiert hat. Ich hatte immer Angst, wer als Nächstes auf den nächsten Seiten stirbt, aber Tod und Leid waren viel zu vorherrschend. Hier mal meine offizielle Rezi.

Abgehackte Gliedmaßen, Massenvergewaltigung, körperliche Züchtigung – furios, brutal und schonungslos beginnt das neue Werk von Sabine Ebert. Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin – so mag die stille Hoffnung der Einwohner des Städtchens Freiberg sein, die sich hinter ihren Burgmauern verschanzen und hoffen, den plündernden und folternden Truppen des Königs zu entgehen. Es ist eine grausame Zeit, Menschenleben zählen wenig und Grausamkeiten sind an der Tagesordnung. Erbarmungslos zieht die Autorin die Leser in ihren Bann und zu den Bewohnern von Freiberg, man kann förmlich das Blut riechen und die Schreie der Gequälten hören.

Leid, Blut und Tränen gibt es reichlich, man hat den Eindruck, das Buch handelt von nichts anderem. Ausführlich wird die Belagerung der Burg und die Konsequenzen, die durch den ununterbrochenen Beschuss folgen, geschildert. Durch den durchweg sehr detaillierten und packenden Schreibstils von Sabine Ebert ist man mitten im Geschehen, kaum hat man sich mit einer Person angefreundet, wird sie allerdings enthauptet, erdolcht oder vergewaltigt. Die Leiden sind vielfältig, der physischen Qual folgt alsbald auch die psychische Folter, die Überlebenden werden gezwungen, unnötigen Folterungen zuzusehen. Leid, Leid und nochmals Leid, Sabine Ebert schont den Leser nicht und schildert ausgiebig Krieg, Überfälle und Folterungen, auch vor Hungersnot und Psychoterror macht sie nicht halt. Passiert zwischendurch mal etwas Erfreuliches oder Positives, so wird es direkt mit vielfachem Leid abgegolten.

Hauptsächlich aus der Sicht von Ulrich von Maltitz, Kommandant der Burg und Ritter des entmachteten Markgrafen Friedrich von Wettin, Friedrich selbst und Markus, Hauptmann der Truppen wird die Geschichte erzählt. Die beiden Frauen, Sybilla und Änne, sind leider nur Nebencharaktere und werden kaum erwähnt. Änne, als Nachfahrin von Christian und Marthe eigentlich als Hauptperson angepriesen, ist ein verschrecktes und verschüchtertes Geschöpf, die zwar wenig sagt, aber Mut beweist und durchaus zupacken kann. Leider bleibt sie das ganze Buch über ziemlich blass, wenn sie mal Erwähnung findet, ist sie verstört und eingeschüchtert.

Sabine Ebert erzählt ein Stück deutscher Geschichte, aber warum sie das so blutig schildert, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Natürlich war das Leben damals nicht leicht, aber muss man jede Grausamkeit explizit darlegen? Langatmige Schilderungen von taktischer Kriegsführung, Gebietskämpfen und aktueller politischer Lage und politischen Intrigen blähen das Buch nur unnötig auf und man fragt sich insgeheim, wie es mit der Hebammentrilogie in Zusammenhang steht. Eigentlich gar nicht, abgesehen von Änne und dass die Stadt Freiberg der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist. Heftigst umkämpft taucht sie immer wieder auf, die Geschichte beginnt und endet hier. Spannung ist leider so gut wir gar nicht vorhanden, alle Charaktere bleiben blass und leblos und auch die Handlung kann nicht wirklich fesseln.

Zusätzlich muss man sich nach einiger Zeit wirklich zwingen, das Buch wieder in die Hand zu nehmen. Man hat Angst vor den kommenden Seiten, welche liebgewordene Person denn nun wieder sterben wird. Das Lesen bereitet keinen Genuß – im Gegenteil, es deprimiert nur, es gibt einfach zuviele Tote und ausführliche Schilderungen von Gräueltaten. Innerlich leidet man mit, aber man muss schon ziemlich stark sein und an deutscher Geschichte interessiert, um das über 700 Seiten ertragen zu können. Historisch auf jeden Fall gut recherchiert, als interessante und spannende Geschichte allerdings nicht gut genug umgesetzt.

Zumindest ein Paar schafft es bis zum Schluß zu überleben, ein geringer Preis für das ganze emotionale Leid, durch das man sich solange durchgequält hat. Abzusehen war es allerdings nicht, man traut der Autorin durchaus zu, ihrem emotional stark belastenden Schreibstil am Ende einen richtigen Höhepunkt zu geben. Zum Glück ist das Ende nicht ganz so blutig und brutal wie der Anfang, das wäre dann auch zuviel gewesen.

Das Cover ist sehr stimmig gehalten, es schimmert in Gold- und Bronzetönen. Silber wäre – passend zum Buchtitel – aber noch viel stimmiger gewesen. Wenn schon Silber drinsteht, sollte man es auch bei der Covergestaltung berücksichtigen. Der Titel ist übrigens sehr gut gewählt, denn das Buch handelt von -fast- nichts anderem.

Mehr als einen Punkt ist mir die Geschichte nicht wert, und das nur für das gut recherchierte.
Meine verwendeten Bilder habe ich entweder selbst erstellt oder sie kommen von dieser Seite

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Re: Sabine Ebert- Blut und Silber

Beitragvon Ria » 10.01.2012, 21:23

Oh man ... Ich hab mir das Buch gerade gekauft, weil ich momentan von der Hebammen Reihe so begeistert bin. Hab zwar auch schon in anderen Rezis gelesen, dass es sehr blutig zu gehen soll, aber jetzt ist mir die Lust aufs Lesen ein bissl vergangen. Werde das Buch wohl erstmal in meinen SUB stecken.
Aber was die Gewalt und Vergewaltigungen angeht, kam mir das auch schon in der Hebammen Reihe sehr viel vor. Ich hab mich oft gefragt obs zu dieser Zeit überhaupt Frauen gab, die nicht irgendwann mal vergewaltigt wurden :grübel
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schaut doch mal vorbei :)
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