Zickenjagd - Susanne Mischke

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

Moderatoren: mallory, Mondfrau

Zickenjagd - Susanne Mischke

Beitragvon patwelli » 01.01.2011, 16:52

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Zickenjagd: Arena Thriller
Susanne Mischke
Arena 2010-01 Broschiert 268 Seiten

Klappentext:

Josy ist schön, klug und beliebt. Gemeinsam mit ihren drei Freundinnen gibt sie in ihrer Schule den Ton an. Wen die Clique nicht leiden kann, der hat nichts zu lachen. Ines dagegen hasst ihr Leben. Den heruntergekommenen Bauernhof, auf dem sie mit ihrer versoffenen Mutter und deren ständig wechselnden Freunden lebt. Ihr unscheinbares, plumpes Äußeres. Den täglichen Spießrutenlauf in der Schule. Aber als ein tragischer Unfall geschieht, ändern sich die Rollen. Und Ines wird klar, dass sie ohne Josy nicht mehr leben kann. Quelle: Arena

Meine Meinung:

Zicken – sie sind reich, behütet, gutaussehend und wohlhabend. Sie geben den Ton an, sie bestimmen, was angesagt ist, was getragen wird. Wehe, jemand passt nicht in ihr Schema, denn dann werden sie zu gnadenlosen Furien, die jeden Außenseiter bis aufs Blut sezieren und ihm grausame Wahrheiten ins Gesicht schleudern. Eines sind sie außerdem noch – Teenager. Grausame, rücksichtslose Teenager, die in einer angeblich vollkommenen Welt leben und sich zu keiner Zeit bewusst sind, was sie mit ihrer spitzen Zunge wirklich anrichten. Josy, Lea, Marlene und Victoria sind die beliebtesten und schönsten Mädchen an ihrer Schule. Ihr Wort ist Macht, sie sind alle Cheerleader und ihr Leben glänzt wie eine Weihnachtskugel. Verwöhnte Diven aus gutsituierten Familien, noch nicht erwachsen genug, um ihre Handlungsweisen abschätzen zu können. Wer bei ihrer Stylekontrolle durchfällt, wird gnadenlos niedergemetzelt, einige Mitschüler ihre Schulzeit lang. Eine davon ist Ines, die ihr eigenes Leben hasst und die vier Freundinnen um ihr sorgloses Leben und ihren Reichtum glühend beneidet. Sie wäre so gerne eine von ihnen, aber dazu fehlt ihr einfach alles, Geld, Schönheit und Eleganz. Als Josys kleiner Bruder Max unter ihrer Obhut schwer verunglückt, ergreift Ines ihre Chance, denn sie hat etwas gesehen, was Josy unter allen Umständen verheimlichen will. Langsam nistet sie sich in Josys Umgebung häuslich ein, sie lernt mit ihr und erwartet von Josy, sie mit in ihre Welt zu nehmen. Sie will unbedingt genauso beliebt sein und zu den Cheerleadern gehören. Mit sanftem Nachdruck macht sie Josy eindeutig klar, dass sie sich nicht mehr so einfach abschütteln lässt. Es kostet aber eine Menge Planung und Überlegung, eine Freundschaft zu kaufen, so dass sich Ines schon bald in ihren eigenen Gruben fängt. Denn echte Freundschaft ist niemals käuflich.

Mit einem einfachen, aber bestechend klaren Schreibstil hat Susanne Mischke ein Szenario geschaffen, was man an jeder Schule wiederfinden kann. Überall gibt es Zicken, Streber und Außenseiter. Treffen diese Gruppen aufeinander, gibt es oft Explosionen, aber nicht unbedingt kriminelle Energie. Psychisch sieht die ganze Sache schon ganz anders aus, Kinder sind grausam und sagen schonungslos ihre Wahrheit dem anderen ins Gesicht. Der Gruppenzwang ist immens, entweder, man macht mit oder wird selber zum Außenseiter. Dadurch werden schon mal empfindsame Seelen zerstört, Hilflosigkeit macht sich breit. Wieviel Druck durch die seelische Folter entstehen kann, wird eindrucksvoll durch diverse Amokläufer bewiesen, deren angestaute Wut sich in Gewalt niederschlägt. Manche wehren sich aber auch nur im Kleinen, ihnen gelingt es, den Spieß umzudrehen und den Folterer selber zu foltern.

Die Autorin ist eine Meisterin der leisen Töne, oft schürt sie mit angedeuteten Hinweisen die Neugier. Auf jeder Seite enthüllt sie mehr von einem Psychodrama reinster Güte, ihre Charaktere sind wandelbar und sehr realistisch. Sie benehmen sich wie man das von Jugendlichen erwartet, mit all ihren Fehlern, Gedanken und Nöten. Man ist von Anfang an gefangen in der Geschichte, die Handlungen der Mädchen sind nachvollziehbar und entsprechen ihrem Charakter. Perfide entwickelt sich allerdings die Geschichte, immer mehr kommt ans Tageslicht und die Seiten bergen so manche Überraschung. Unvorhersehbare Andeutungen, vieles bleibt einfach im Raum stehen und ist der Phantasie der Leser überlassen, was einen unheimlichen Reiz ausübt. Zusätzlich noch die übliche Jugendproblematik, die Autorin schaut ganz genau hinter die Fassaden. Sie lässt ihre Protagonisten eine Wandlung durchlaufen, die viel mit Selbsterkenntnis zu tun hat. Schlechtes muss erst geschehen, die Kunst des Lebens ist, daraus Gutes wachsen zu lassen. Das Ende bleibt wage und birgt noch eine faustdicke Überraschung, ist trotzdem nachvollziehbar und passt vorzüglich zum Geschehen. Das Buch ist eine Klappbroschur, trotzdem nicht überteuert, die Aufmachung ist wunderschön und die Qualität hervorragend.

Fazit:

Freundschaften sind für Teenager immens wichtig, der richtige Umgang erleichtert das Leben ungemein. Cliquenbildung und Gruppendynamik, die Konsequenzen hat Susanne Mischke in ihrer Geschichte eindrucksvoll und spannend dargelegt. Selbst Zicken haben es nicht immer leicht im Leben, trotzdem ist dieses für viele noch erstrebenswert. Aber gekaufte oder erpresste Freundschaften gehen niemals mit Respekt einher, wer von anderen respektiert wird, in welcher Form auch immer, kommt mit sich selbst ins Reine. Ständige unvorhergesehene Wendungen machen das Buch zu einem echten Pageturner, der nicht nur junge Mädchen begeistert.

4,5 begeisterte Punkte von mir

:stern
Meine verwendeten Bilder habe ich entweder selbst erstellt oder sie kommen von dieser Seite

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