Jan Weiler - In meinem kleinen Land

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Jan Weiler - In meinem kleinen Land

Beitragvon mallory » 14.12.2011, 22:15

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In meinem kleinen Land
Jan Weiler
rororo 2006-12-01 Taschenbuch 346 Seiten

Inhalt: Jan Weiler war mit seinem Buch "Maria ihm schmeckt's nicht" auf Lesereise. Und über seine Eindrücke auf dieser Lesereise hat er wiederum ein Buch geschrieben. Heraus kam dabei "In meinem kleinen Land". Jeder Stadt hat er ein kurzes Kapitel gewidmet, weil er in jeder Stadt auch nur einen Tag war. 'Die meisten Texte in diesem Buch erschienen zunächst als Weblog im Online-Angebot der ZEIT. Sie wurden anschließend für dieses Buch umgeschrieben und gekürzt.'

Meine Meinung: Noch heute morgen war ich total frustriert darüber, dass ich keinerlei Lust auf irgendeines meiner übrigen Buchspielbücher habe. Übrigens auch auf kein anderes. :???: Ich sah mich schon einer Leseflaute entgegen gehen. :sad Dabei hatte ich ein Buch angefangen, sogar ein Buchspielbuch. Aber so richtig mitreißen konnte es mich nicht. Und dann plötzlich, hat's geschnackelt!
Nun sitze ich in jeder freien Minute und amüsiere mich!!
Das Buch ist wunderbar entspannt, Weilers Schreibstil plätschert flüssig vor sich hin und selbst wenn er unlustige Dinge erzählt sind sie trotzdem nie langweilig, bestenfalls sogar informativ. Heraus kamen dabei Sachen wie:

Am Anfang zufällig Düsseldorf. Das ist schon etwas Besonderes. Es hätte auch Karlsruhe oder Jena sein können. Aber da bin ich nicht geboren, sondern eben in Düsseldorf, der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen. Auch so eine Sache, die sie in Köln nicht haben verwinden können, denn Köln ist größer. Dafür ist Düsseldorf schöner, schön geworden in den vergangenen zehn Jahren.

Schon 200 Kilometer nördlich von München gestaltet sich die Verständigung ähnlich mühselig wie in Dubai. Man besteigt in München den Zug und verlässt ihn in Bamberg, setzt sich ins Taxi, nennt als Fahrziel den "Bamberger Hof" und stellt überrascht fest, dass die Taxifahrerin in einer gurgelnden Lautsprache antwortet, in der D's und R's wichtige Funktionen übernehmen. Ich höre genau zu, aber das meiste entgeht mir. Ich verstehe immerhin, dass sie mit "Gudd" fahren müsse, weil sie sonst im "Audo" hin und her "schaugld". Das ist also Frangn, da reden die alle so. Oder jedenfalls so ähnlich. :mrgreen:

Und hier die für mich bisher beste Szene:

Osterholz-Scharmbeck. Meine Nacht als Büfett

Das Hotel wirkt mit seinem dunklen Holz und den stoffbezogenen Wänden sehr englisch. Ich wedle eine September-Mücke von meinem Arm und lege mich kurz aufs Bett. Noch eine Mücke. Na warte, Flügelschwein. Kurzes Nickerchen, auf zur Lesung. Keine besonderen Vorkommnisse.

Kleiner Snack im Hotel, dann aufs Zimmer, wo ich das Licht lösche und auch schon beinahe schlafe, als plötzlich: SSSST an meinen linken Ohr. SSST an meinem rechten Ohr. Ich schlage drauf, erwische das Monster, mache Licht, um nachzusehen, ob sein widerlicher Mückenleib schon voll meines Blutes ist.
Und dann wird mir klar, dass es in Osterholz-Scharmbeck heute zwei gutbesuchte Veranstaltungen gab, nämlich meine Lesung sowie den Weltmückenkongress. Stechmücken aus allen Erdteilen haben sich heute im Zimmer elf dieses entzückenden Hotels eingefunden, um über die neuesten Antimückenmittel zu kichern und die Weltherrschaft zu diskutieren. Und ich bin das warme Büfett.
Ich schlage wild um mich, stelle mich fuchtelnd aufs Bett, suche systematisch das Zimmer ab, Ecke für Ecke. Und das Zimmer hat viele Ecken, schließlich handelt es sich um ein historisches Fachwerkhaus. Nachdem der Mückengenozid vollbracht ist und das Zucken ein Ende hat, lege ich mich hin und ziehe mir die Decke über den Kopf. Der Kongress endete in einem Blutbad. Das Büfett erhob sich von der Tafel und erschlug jeden Festgast sowie weitere Kerbtiere, die ihm auf die Nüsse gingen. So macht man sich in der Fauna natürlich keine Freunde.


Dieser letzte Abschnitt erinnert mich vom Stil stark an Dieter Nuhr, ist aber nicht der normale Erzählton.

Auf jeden Fall ist das Buch sehr unterhaltsam, was ich vom Autor von "Maria, ihm schmeckt's nicht" auch unbedingt erwartet habe! :D

Meine Wertung werde ich nachliefern, wenn ich das Buch zu Ende gelesen habe.
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
Else Pannek (1932-2010)
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