Joey Kelly - Hysterie des Körpers

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

Moderatoren: mallory, Mondfrau

Joey Kelly - Hysterie des Körpers

Beitragvon patwelli » 01.04.2012, 20:59

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Hysterie des Körpers: Der Lauf meines Lebens
Joey Kelly und Ralf Hermersdorfer
rororo 2011-10-01 Taschenbuch 224 Seiten

Klappentext:

Zu Fuß von Wilhelmshaven bis zur 2962 Meter hohen Zugspitze – mit diesem Ziel schlägt sich Joey Kelly durch die „Wildnis“ Deutschlands: Er übernachtet draußen unter einer Plane, trinkt und isst nur, was die Natur ihm bietet, und marschiert pro Tag im Schnitt mehr als einen Marathon. Wetter und Einsamkeit sind seine stetigen Begleiter: Hunger und Durst treiben ihn an den Rand der Verzweiflung. Doch am Ende besiegt Joey Kelly die Hysterie seines Körpers und steht nach knapp drei Wochen und 900 Kilometern auf der Zugspitze. Der Lauf seines Lebens – ein einzigartiger Erlebnisbericht. Quelle: Rowohlt

Der Autor:

Joey Kelly, 1972 bei Toledo, Spanien, geboren, wurde zunächst als Bandmitglied der Kelly Family bekannt. Die Erfolge der irisch-amerikanischen Großfamilie, die als Straßenmusiker ihrer Karriere begannen, sind legendär. Über zehn Jahre managte Joey Kelly als Geschäftsführer das Familienunternehmen. Heute tritt er als begeisterter Sportler in Erscheinung und reist in die exotischsten Ecken der Welt, um sich den härtesten Ultra-Wettkämpfen zu stellen: vom Ultramann auf Hawaii über den Badwater Run im Death Valley bis hin zum Bike-Rennen „Race Across America“. Unzählige Rekorde hat er bereits dabei gebrochen, u.a. absolvierte er die acht größten Ironman innerhalb von zwölf Monaten.

Meine Meinung:

Mich hat das Buch mächtig beeindruckt - die vielen Photos waren toll und mit viel Humor geschrieben, als Fan der Kelly Familie sowieso ein Muss, aber auch für alle anderen interessant.

Einmal quer durch Deutschland, ohne Geld und Handy, Proviant nur mit dem, was die Natur hergibt. Eine Idee, die einerseits hochinteressant und andererseits nur von einem Verrückten mit einem Hang zur Selbstquälerei ausgeführt werden kann. Joey Kelly ist genau die richtige Person dafür, immer auf der Suche nach neuen Extremen, die er meistern kann. Wie geht man so eine Reise an? Wieviel Gepäck ist dafür nötig? Und was isst man auf dem Weg? Muss man sich soweit erniedrigen und im Abfall nach Essbarem wühlen? Oder wird die Natur genug hergeben, um davon satt zu werden und vor allen Dingen, was kann man finden im September? Denn darüber, wie Joey Kelly leidvoll später feststellen muss, hat er sich nicht genügend informiert, nicht mehr viel wächst noch zu der Zeit, in der er losläuft. Alles hat er genügend geplant, der September schien perfekt, nicht zu warm, noch nicht zu kalt, auch nicht nachts. Wie übernachtet man überhaupt nachts im Freien? Sind wir in Deutschland noch so ursprünglich, dass genügend Scheunen oder Unterstände zu finden sind? Die Antworten auf all diese Fragen findet man in dem höchst interessanten Buch, was sich nicht nur mit dem Lauf seines Lebens beschäftigt.

In Rückblicken erfährt man auch noch viele interessante Sachen aus seinem bisherigen Leben. Fast jeder kennt die Kelly Family, die zu Unrecht als verwahrloste Großfamilie ohne festen Wohnsitz tituliert wurde. Wie aber fühlt man sich als nur einer von vielen in einer Familie? Kurz und knapp erzählt Joey über sein bisheriges Leben, seine Jugend und seinen Werdegang. Viele prägnante Erlebnisse dienen zum Verständnis seines Charakters, besonders, warum er immer wieder neue Erfolge im Extremsport sucht. Manches ist recht amüsant, insbesondere der ständige Wettlauf, rechtzeitig auf der Bühne eines großen Konzertes zu stehen. Nicht nur einmal hat er es kurz vor knapp geschafft, seine sportlichen Erfolge können sich allerdings auch sehen lassen. Was treibt jemanden nur dazu, zu Fuß die Wüste zu durchqueren? Die Einblicke in sein Leben lassen tief blicken, sie lockern immer wieder auf, lenken aber andererseits von der eigentlichen Geschichte ab.

Es kann doch eigentlich nicht so schwierig sein, ein paar Tage mit einem Rucksack auf dem Rücken zu wandern. Was wird wohl das Schwierigste sein, genügend Essen zu bekommen oder einen Schlafplatz zu finden? Was Joey überraschenderweise schwer zu schaffen macht, ist die Einsamkeit, alleine mit seinen Gedanken zu sein, ohne Handy und ohne Kontakt zu seiner Familie. Die Erleichterung, als ein paar Tage ihn ein Freund begleitet, ist ihm richtig anzumerken. Ein eindrucksvolles Statement für menschliche Zuwendung, ein Beweis, wie wichtig Streicheleinheiten, Zuspruch und einfaches Miteinander sind. Zu kurz kommt leider eindeutig der Lauf an sich, man hätte gerne noch mehr Einzelheiten über die Nächte und das Essen erfahren, besonders auch über die Begegnungen unterwegs. So wird ein künstliches Bild aufgebaut, dass er ziemlich einsam unterwegs war, allerdings war ein Kamerateam dabei, die eine Dokumentation darüber gedreht haben. Auch wird er bestimmt nicht unerkannt durch die Lande gezogen sein, dafür ist sein Gesicht einfach zu bekannt und zu markant. Begegnungen werden nur kurz angerissen und am Rande erwähnt, besonders der Umgang mit dem Kamerateam wäre interessant gewesen, ob er dadurch wirklich so alleine war.

Fazit

Ein außergewöhnlicher Mann, eine außergewöhnliche Idee, eine außergewöhnliche Umsetzung und außergewöhnlich interessante Informationen vermischen sich zu einer außergewöhnlich, intimen Geschichte. Alleine die ganzen ungewohnten Einblicke in sein bisheriges Leben lohnen, sich in die Geschichte zu vertiefen. Aufgelockert mit vielen eindrucksvollen Bildern ist man schnell gefesselt, die Spannung steigt immer mehr, wie Joey Kelly mit den ganzen Unwägbarkeiten zurecht kommt, woran er scheitert und ob er es wirklich bis zur Zugspitze schaffen wird. Teilhaben lässt er den Leser an tiefen Einblicken in sein Innerstes und an privaten Erkenntnissen aus seinem bisherigen Promileben. Denn er ist ein Star, was er hiermit eindrucksvoll beweist.

LG
Patty

:stern
Zuletzt geändert von patwelli am 06.11.2012, 18:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Joey Kelly - Hysterie des Körpers

Beitragvon SchneeMcKettrick » 02.04.2012, 00:59

Solche Bücher, oder auch im TV.Format, interessieren mich auch immer sehr. Dieses Buch werde ich sicherlich mal lesen.
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Re: Joey Kelly - Hysterie des Körpers

Beitragvon aimée » 02.04.2012, 11:52

ach die Kelly Family... da werden Erinnerungen wach... :zwinkern
Liebe Grüße von aimée mit Josie Bild

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Re: Joey Kelly - Hysterie des Körpers

Beitragvon monalisa » 02.04.2012, 17:18

hört sich auf jeden Fall sehr interessant an
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Re: Joey Kelly - Hysterie des Körpers

Beitragvon mallory » 02.04.2012, 19:15

Ja, das klingt allerdings interessant! Ich mag so Promibücher normalerweise nicht, aber nach dem werde ich mich vermutlich umschauen und mal reinlesen. Danke für die Rezi!
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Re: Joey Kelly - Hysterie des Körpers

Beitragvon mallory » 02.04.2012, 19:43

Etwas eigenartig finde ich es aber schon, von Hunger, Durst und Einsamkeit zu schreiben, als wäre man ein Ausgestoßener in der Wüste - und gleichzeitig ein Kamerateam an den Hacken zu haben. Oder haben die sich nur zwischendurch getroffen und ihn gefilmt und waren nicht die ganze Zeit mit ihm unterwegs?
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Re: Joey Kelly - Hysterie des Körpers

Beitragvon patwelli » 02.04.2012, 21:08

mallory hat geschrieben:Etwas eigenartig finde ich es aber schon, von Hunger, Durst und Einsamkeit zu schreiben, als wäre man ein Ausgestoßener in der Wüste - und gleichzeitig ein Kamerateam an den Hacken zu haben. Oder haben die sich nur zwischendurch getroffen und ihn gefilmt und waren nicht die ganze Zeit mit ihm unterwegs?


Ja, das war für mich auch genau der Knackpunkt - manchmal schreibt er ja auch, dass er von Fans erkannt wurde. Aber ich denke einfach, er ist Profi genug, dass er das Kamerateam ausblenden kann und sein Ding durchzieht. Das Buch war wirklich gut geschrieben, nicht so ein Promigesülz wie sonst *g*.

LG
Patty
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