Martina Rauen- Die Seidenbaronin

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

Moderatoren: mallory, Mondfrau

Martina Rauen- Die Seidenbaronin

Beitragvon Lesefratz » 20.08.2012, 12:52

Martina Rauen- Die Seidenbaronin
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3-499-25889-3
Erscheinungsdatum: Juli 2012
Genre: Historische Romane

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Die Seidenbaronin
Martina Rauen
rororo 2012-07-02 Taschenbuch 512 Seiten

Klappentext

Pauline von Gralitz stammt aus adeligem, aber veramten Hause. Ihre große Liebe, Christian von Bahro, darf sie daher nicht heiraten, seine Familie ist gegen die Verbindung. Ihr bleibt keine andere Wahl, als eine Zweckheirat einzugehen. Pierre von Ostry ist der Sohn eines erfolgreichen Crefelder Seidenfabrikanten, das Unternehmertum liegt ihm jedoch nicht im Blut. Und so muss Paulina nach dem Tod des Schwiegervaters die Leitung der Seidenmanufaktur übernehmen. Während um sie herum Napoleons Armeen Europa erobern, kämpft Paulina um die Zukunft des Hauses. Doch in den Kriegswirren begegnet sie dem Mann wieder, den sie nie hat vergessen können…

Quelle: Rowohlt

Meine Zusammenfassung:

Paulina lebt mit ihrer schwermütigen Mutter, bei deren Familie; allerdings unter recht ärmlichen Verhältnissen, seit mehrere Skandale den Ruf der Dornfelds erschütterten, der sie schließlich aller höfischen Privilegien beraubte. Auch Paulinas Mutter trug einst zum höfischen Gerede bei, als sei bei Nacht und Nebel zusammen mit ihrer Tochter den Gatten und Vater von Paulina verließ. Doch über das „Warum“ schweigen sich die Dornfelds eisern aus. Eines Tages kündigt sich hoher Besuch an. Paulinas Großtante, die Gräfin Bahro benötigt für einen gesellschaftlichen Anlass eine Ehrendame und möchte Paulina mitnehmen. Das junge Mädchen ist heilfroh über die Abwechslung und sagt mit Freuden zu.

Doch Paulinas Angewohnheit sich von keinem unterbuttern zu lassen und immer das zu sagen, was sie denkt, führt auf der Gesellschaft fast zu einem Eklat. Umso erstaunter ist die Gräfin Bahro, als sie erfährt, dass Paulina auserkoren wurde, eine der Hofdamen der Enkelin von Prinzessin Marie von Darmstadt, Prinzessin Therese, zu werden. Zunächst ist Paulinas Aufstieg bei Hofe fast kometenhaft zu nennen, doch dann lernt sie eines Tages Christian von Bahro kennen und verliebt sich in ihn. Aber sein Vater ist gegen eine Verbindung zwischen ihnen, da seine Erinnerung an das skandalöse Verhalten von Paulinas Mutter noch recht frisch ist und er für seinen Sohn eine bessere Partie plant.
Um Christian persönlich zu treffen setzt Paulina alles auf eine Karte, reist trotz der Tatsache, dass Prinzessin Therese sie bei Hofe behalten möchte, ab, und bringt sich schließlich durch ihr überstürztes Verhalten in große Bedrängnis. Ihre einzige noch verbliebene Option ist es, zum Anwesen ihres Vaters zu reisen. Ihr Vater nimmt sie jedoch nicht gerade mit offenen Armen auf, zudem ist das komplette Anwesen heruntergewirtschaftet und so bleibt ihr am Ende nichts anderes übrig, als den Heiratsantrag eines Bürgerlichen anzunehmen.

Pierre von Ostry ist der Sohn eines Crefelder Seidenfabrikanten, zwar von attraktivem Äußeren, doch auch mit einer Verschwendungssucht gesegnet, die Paulina verachtet. Während Pierre und sie eine Vernunftehe führen, wobei Pierre sehr oft außer Haus weilt, versucht Paulina in den folgenden, schwierigen Zeiten alles Menschenmögliche, um das Geschäft ihres Schwiegervaters zu retten. Und das ist gar nicht so einfach, als die Franzosen die Stadt besetzen. Doch Paulina wäre nicht Paulina, wenn sie nicht mit List, Tücke und starken Willen ihren Weg machen würde. Nur einer fehlt ihr zum Glück- Christian. Wird sie ihn jemals wieder sehen?

Meine Einschätzung:

Die Seidenbaronin“, ein historischer Roman der Autorin Martina Rauen, entpuppte sich für mich als ein absoluter Glücksgriff, denn ehrlich gesagt hatte ich mir zwar eine unterhaltsame Geschichte erhofft, doch dass diese am Ende so atmosphärisch dicht und vor allem durch eine so geschliffene, zeitgemäße Wortwahl glänzte, hätte ich nicht bei einem Debütroman erwartet. Die Geschichte um eine junge Frau, die zwar von mehreren Schicksalsschlägen heimgesucht wird, aber niemals aufgibt und ihren Weg macht, umfasst eine Zeitspanne von 27 Jahren, in denen die wichtigsten Ereignisse im Leben von Paulina und ihr Werdegang festgehalten werden.

Obwohl die Autorin einiges an geschichtlichem Hintergrund in die Story einflicht, wird es dennoch niemals langweilig, denn sie vermag historische Ereignisse sehr illustrativ und interessant für den Leser zu beschreiben. Spannend zu erfahren, war für mich auch die Information, dass die Stadt (C)Krefeld bereits vor Napoleons Aufstieg schon einmal von Franzosen besetzt war. Nämlich während der, auf die Französische Revolution folgenden Koalitionskriege im Jahre 1792, durch Revolutionstruppen unter General La Marliére. Die Franzosen verlangten 300.000 holländischen Gulden als Kriegskontribution, die die Stadt nicht auf einmal aufbringen konnte, was dazu führte, dass Mitglieder der einflussreichsten Familien so lange als Geiseln genommen wurden, bis diese Summe aufgebracht werden konnte. Man spürt beim Lesen des Romans, dass die Autorin sehr viel Hintergrundrecherche betrieben haben muss, dennoch halten sich Unterhaltungsfaktor und abwechslungsreiche Geschichtsstunde stets die Waage.

Die Romanheldin ist eine Heldin wie ich sie mag- sie ist stark, mutig und klug und lässt sich nicht von den Herren der Schöpfung den Schneid abkaufen; dennoch agierte sie mir ein ums andere Mal etwas zu aufmüpfig, wie es eine Dame ihrer Zeit wohl niemals gewagt hätte. Zudem ist sie nicht unbedingt eine liebeswürdige Heldin. Sie sieht schon immer klar ihren Vorteil und man kann sie nicht unbedingt als gefühlsduselig bezeichnen. Aber diese Art und Weise verleihen der weiblichen Hauptfigur dieses Romans dafür mehr Ecken und Kanten und vor allem Glaubwürdigkeit.

Lediglich einen Kritikpunkt habe ich anzubringen: Sicher, in einem historischen Roman steht die Liebesgeschichte, falls denn eine vorhanden ist, nicht unbedingt im Mittelpunkt des Geschehens. Da es in „Die Seidenbaronin“ dennoch am Rande auch um Paulinas und Christians Liebesglück ging, vermisste ich während der gemeinsamen Dialoge die beide hatten und die Zeit die sie miteinander verbrachten, ein wenig mehr Knistern und Tiefe. Während die Autorin der charakterlichen Darstellung ihrer Romanheldin sehr viel Aufmerksamkeit widmete, blieb die männliche Figur Christian, ein wenig blass und war für meinen Geschmack nicht charismatisch genug, als dass man Paulinas Faszination für ihn hätte nachvollziehen können. Allerdings fällt dieser angesprochene Punkt kaum ins Gewicht, denn ansonsten gehört „Die Seidenbaronin“ bislang zu den besten historischen Romanen die im deutschen Raum spielen, die ich je las.

Kurz gefasst: Atmosphärisch dichter, spannender und informativer historischer Roman über eine starke Frau, die sich in der Männerwelt zu behaupten weiß!

Meine Bewertung: 4.5 von 5 Punkten

:stern
Lesefratz
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