Jürgen Kaiser - Warum Schwaben alles können wenn sie wollen

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Jürgen Kaiser - Warum Schwaben alles können wenn sie wollen

Beitragvon mallory » 28.10.2012, 17:50

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Warum Schwaben alles können - wenn sie wollen
Jürgen Kaiser
Verlag der Evangelischen Gesellschaft 2005-10-31 Broschiert 112 Seiten

Warum Schwaben alles können wenn sie wollen erklärt Jürgen Kaiser, Journalist, Rundfunk- und Fernsehpfarrer und bekennender Schwabe, in diesem Buch. Die Texte im Buch sind eine Auswahl aus der Kolumne „So isch’s no au wieder“ in der Zeitschrift „konsequenzen“ des Diakonischen Werks Württemberg. Quelle: Verlag der Evangelischen Gesellschaft (Klappentext auf dem Buchrücken)

Inhalt und meine Meinung: „Warum Schwaben alles können - wenn sie wollen. Historische Streifzüge in Schwaben“ hat mich überrascht, denn ich hatte auf Grund der Aussage auf dem Buchrücken, es handele sich u.a. um „amüsante Episoden aus der Landesgeschichte Württembergs“ ein Buch erwartet das den rabenschwarzen, trockenen Humor der Schwaben aufzeigt und mich zum Lachen bringt. Doch gelacht habe ich nur ab und zu, meist war ich eher fassungslos bis fasziniert, ungläubig bis erstaunt.
In kurzen Kapiteln berichtet das Buch über die unglaubliche Armut in Schwaben, die über Jahrhunderte nicht nur Kriminalität und Tod zur Folge hatte, sondern auch den viel gelobten schwäbischen Erfindergeist förderte, über die Auswanderer, die die neue Welt eroberten und als reiche Männer nach Deutschland zurückkehrten, darüber, dass das Märchen vom tumben, feigen Schwaben tatsächlich nur ein Märchen ist, entstanden aus dem Neid anderer, die einen ganzen Volksstamm diskreditieren wollten, der über Jahrhunderte in jedem Krieg und jeder politischen Auseinandersetzung vorne mitmarschierte und für seinen Mut und seine Kampfkraft in ganz Europa gefürchtet war. Man erfährt, wie hart das Leben im Mittelalter war und dass es die „gute alte Zeit“ so wie sie uns durch Zeitreiseromane vorgegaukelt wird, nie gegeben hat. Wir alle wären in kürzester Zeit den Hungertod gestorben! Ganz zu schweigen davon, dass man als Frau ohnehin keine Rechte und nur wenig Chancen auf ein menschenwürdiges Leben, wie wir es heute kennen, hatte. Kinder waren noch weniger wert und „Irre“ oder Kranke ließ man zur Not – oder besser gesagt – in der Not eben verhungern.

Erst langsam, im Zuge der Aufklärung und der Industrialisierung, kamen die Ideen der Wohtätigkeit und des Glaubens daran, dass Gott alle Menschen gleich liebt, egal ob gesund oder krank, Mann oder Frau oder Kind, auf. Durch Wohltätigkeitsvereine reicher Bürger, oft angeregt durch schwäbische Königinnen und Herzoginnen, entstand so nach und nach die Diakonie und schließlich auch das erste nationale Rote Kreuz.

Ein sehr interessantes, aufschlussreiches Buch, das verblüffende Informationen vermittelt und mich immer wieder staunen ließ.

Meine Wertung: 5 von 5 :lesen

:stern
Etwas Muße braucht der Mensch, eine Blume und ein Buch.
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