Ein plötzlicher Todesfall - J.K. Rowling

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

Moderatoren: mallory, Mondfrau

Ein plötzlicher Todesfall - J.K. Rowling

Beitragvon patwelli » 15.01.2013, 16:32

Bild
Ein plötzlicher Todesfall
Joanne K. Rowling
Carlsen 2012-09-27 Gebundene Ausgabe 576 Seiten

OT: The casual Vacancy

Klappentext:

Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade leibt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im Gemeinderat nun frei wird, schafft den Nährboden für den größten Krieg, den die Stadt je erlebt hat.

Wer wird als Sieger aus der Wahl hervorgehen – einer Wahl, die voller Leidenschaft, Doppelzüngigkeit und unerwarteter Offenbarungen steckt?

Meine Meinung:

Was hab ich mich durch dieses Buch gequält - und dann auch noch diese assige Sprache stellenweise, die Charaktere durchweg unsympathisch. Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch ein Erwachsenenbuch von ihr lesen möchte.

Das erste Buch von J.K. Rowling, für Erwachsene und in einem neuen Genre. Wird Sie nun mit ihrem Schreibtalent auch in diesem anspruchsvollen Genre bestehen können? Oder hätte Sie doch lieber im Jugendbereich bleiben sollen, wobei die Latte mit Harry Potter recht hoch gesteckt ist? Zumindest ist das Buch völlig anders als Harry Potter – und das ist auch gut so.

Barry Fairbrother stirbt – plötzlich und unerwartet, durch ein Blutgerinnsel im Gehirn. In seiner Gemeinde Pagford war er eine lokale Berühmtheit, durch seinen Tod ist nun plötzlich ein Sitz im Gemeinderat freigeworden. Drei völlig unterschiedliche Menschen, aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, bewerben sich um den Sitz, aus völlig unterschiedlichen Motiven. Der eine, weil sein Vater es so möchte, der bereits im Gemeinderat sitzt. Der Nächste, weil Barry Fairbrother sein bester Freund war und er meint, sein Vermächtnis anzutreten. Und der letzte, weil er von den versteckten Einkünften profitieren möchte, die seiner Meinung nach jedes Gemeinderatsmitglied bekommt. Dazu steht noch eine wichtige Entscheidung an, man möchte die Siedlung Fields an eine andere Stadt abschieben, zu Pagford passen keine Drogensüchtigen und Sozialschwache, sie bringen nur Ärger und Kosten. Vor allem die Drogenklinik ist einigen ein Dorn im Auge, sie zieht nicht die Klientel nach Pagford, die man sich wünscht. Ein paar wenige Stimmen gibt es auch für den Erhalt der Klinik, aber alle haben massiv mit eigenen privaten Problemen zu kämpfen, so dass oftmals die Sicht auf andere Belange stark eingeschränkt ist.

Barrys Tod ist der Stein des Anstoßes, der im See versinkt, während er Wellen erzeugt, deren Auswirkungen zum Zeitpunkt des Versenkens niemand abschätzen kann. Beim Ausbreiten stoßen die Wellen wiederum auf neue Hindernisse, die sie in andere Richtungen lenken, sie zersplittern oder neu wieder zusammensetzen. Anfangs ist überhaupt nicht klar, wohin die Geschichte gehen wird, denn Barrys Tod ist kein Kriminalfall. Es ist einfach ein Ereignis, welches Wellen in Bewegung bringt, die nach und nach ihre Wirkung auf seine Mitmenschen zeigen, die Menschen, mit denen er gelebt hat, mit denen er in irgendeiner Art verbunden war und die nun ihr wahres Gesicht ihm gegenüber zeigen. Die Autorin macht es dem Leser diesmal aber auch furchtbar schwer, Empathie den arg Gebeutelten gegenüber zu zeigen. Es gibt in diesem Buch nicht einen einzigen Charakter, den man vorbehaltlos mag, der einem sympathisch ist und dessen Lebensweg gerne man ein Stück begleitet. Alle haben irgendwie Dreck am Stecken, benehmen sich merkwürdig oder zeigen kriminelle Züge. Fast alle Charaktere sind zum Zeitpunkt der Geschichte in einem Leben gefangen, was sie sich so niemals vorstellen, geschweige denn ausgesucht hätten. So trifft sie nun eine der Wellen, und der Lauf des Wassers nimmt seinen Weg. Es liegt nun an ihnen, die Richtung zu bestimmen und das Leben wieder lebenswert zu machen.

Es fällt sehr schwer, dieses Buch zu bewerten, die Lektüre hängt noch lange nach. Auch wenn man wusste, dass es ein Erwachsenenbuch ist, hat man sich doch wenigstens auf den magischen Schreibstil gefreut, der die Harry Potter Bände so fesselnd machte. Davon ist leider hier nichts zu merken und die unsympathischen Charaktere lassen einen das Buch immer wieder aus der Hand legen. Zwischendurch erholt man sich von all dem Elend und den Problemen, privaten wie gesellschaftlichen. Stimmen munkeln, J.K. Rowling hätte mit ihrer eigenen Heimatgemeinde abgerechnet, die Charaktere sollen autobiographische Züge haben. Auf jeden Fall aber spricht sie aktuelle Gesellschaftskritik aus, Drogenklinik, vernachlässigte Kinder, gemobbte Schüler, Midlife Krise – irgendwo findet sich ein jeder wieder. Der deutsche Titel ist ein bisschen unglücklich gewählt, er impliziert einen Krimi – man findet aber ein Gesellschaftsdrama. Erst zum Ende hin, wenn alle Fäden zusammenlaufen, findet man die Genialität der Autorin wieder, hier blitzt auch ab und zu mal wieder Humor durch. Doch das reicht leider nicht, man verlässt die Geschichte mit gemischten Gefühlen. Unterhaltung sieht anders aus, aber als Gesellschaftskritik erfüllt es bestens seinen Zweck.

Fazit

Ein plötzlicher Todesfall von J.K. Rowling hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, das Buch macht uns bewusst, wie vielen Menschen es schlecht geht, aus Unverständnis, Gedankenlosigkeit oder einfach miserablen Lebensumständen. Gesellschaftskritik auf höchstem Niveau, nur leider fehlt die bisher bekannte magische Schreibweise. Zumindest der Plot ist sehr interessant, was ein kleiner Stein des Anstoßes so alles anrichten kann und welche Wellen er erzeugt, ist nicht vorhersehbar und bringt lang Verborgenes ans Tageslicht.

Von mir gibt es lediglich 2 von 5 Punkten - mag die Gesellschaftsstudie ja noch so authentisch oder berührend sein, ich hätte gerne wenigstens einen Charakter, mit dem ich mitleiden kann


:stern
Meine verwendeten Bilder habe ich entweder selbst erstellt oder sie kommen von dieser Seite

Bild
____________________________________

Mein Regal bei TT - Mein Regal bei TG
Benutzeravatar
patwelli
Palastwache/Moderatorin
 
Beiträge: 8572
Registriert: 04.06.2007, 20:20
Wohnort: Velbert

Re: Ein plötzlicher Todesfall - J.K. Rowling

Beitragvon Lenya » 15.01.2013, 17:31

Ich habe ja schon überlegt, das Buch im Zuge eines Experiments zu lesen. Ich lese nämlich immer nur, wie alle es bedauern, dass das Buch so anders ist als Harry Potter und an sich wäre es interessant, wie ich es bewerten würde, wo ich nie einen Harry Potter gelesen habe. Aber schon den Klapptext finde ich sooo unspannend :grübel
Benutzeravatar
Lenya
wird zur Mätresse
 
Beiträge: 13617
Registriert: 05.04.2006, 19:57

Re: Ein plötzlicher Todesfall - J.K. Rowling

Beitragvon Fuzja » 20.01.2013, 18:58

Meine zukünftige Schwägerin hat es gelesen und sie war alles andere als begeistert. Leider konnte sie mir nicht so recht sagen woran es lag, dass es ihr nicht so gefallen hat. Soweit ich weiß hat sie Harry Potter gar nicht gelesen. :grübel
Liebe Grüße
Fuzja

Bild
Benutzeravatar
Fuzja
fühlt sich schon wohl
 
Beiträge: 190
Registriert: 25.03.2009, 16:47


Zurück zu sonstige Genre

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste

cron