Ozzy: Die Biografie - Ozzy Osbourne

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Ozzy: Die Biografie - Ozzy Osbourne

Beitragvon patwelli » 01.09.2014, 17:42


Ozzy: Die Biografie - Ozzy Osbourne und Chris Ayres
Originaltitel: I'am Ozzy

Klappentext:


Mein Vater sagte immer, ich würde eines Tages etwas Besonderes zuwege bringen.

"Ich hab es im Gefühl, John Michael Osbourne", sagte er nach ein paar Bierchen. "Entweder du wirst was Großes leisten, oder du wirst im Gefängnis landen."

Wie Recht er hatte, mein alter Herr.

Ich war noch keine achtzehn, als ich im Gefängnis landete.

Meine Meinung

Ich habe schon lange keine Biografie gelesen, die mich so bewegt hat. Sie ist stellenweise wirklich urkomisch, berührend und authentisch. Ozzy ist ein großer, naiver Junge - immer geblieben. Man glaubt ihm jedes Wort, es kommt von Herzen und erinnert an die neun Leben einer Katze. Die fallen auch immer wieder auf die Füße.

"Wieso leben Sie eigentlich noch?" Diesen Satz hat Ozzy bestimmt schon ein dutzend Mal gehört, nämlich fast jedes Mal, wenn er einen Arzt aufsucht. Das fragt sich der Leser allerdings auch, denn in seiner Biographie erzählt Ozzy schonungslos und sehr offen über seinen Drogen- und Alkoholkonsum. Als Arbeiterkind früh angefangen mit Alkohol und als dann die ersten Erfolge kamen, ging es in einen maßlosen Drogengenuss hinüber. Pillen, um zu schlafen, Pillen, um wieder wach zu werden, Pillen, um das Zittern zu unterdrücken, Pillen, gegen das Lampenfieber - und so weiter. Das geht über Jahrzehnte, so dass man sich wirklich nur noch ungläubig fragt, wie er das wirklich überleben konnte. Es geht aber auch nicht nur über Drogen, auch seine Beziehungen zu Frauen und was er alles so auf Tour erlebte, kommt offen in typischer Ozzy Manier zur Sprache - anschließend entschuldigt er sich ausdrücklich bei allen, denen er Schmerzen zugefügt hat, vor allem bei seiner ersten Frau, seinen Kindern und den Hühnern.

Ozzy erzählt alles, was in seinem Brei von Gehirn noch übrig ist, alles, an was er sich erinnern kann, wenn auch nicht unbedingt chronologisch. Seine damalige unglaubliche Naivität schimmert immer wieder durch, besonders, was die damaligen Geschäftgebaren angeht. Durch seine Legasthenie und die Armut - nicht nur monetär - nimmt er alles so hin, was findige Manager ihm erzählen, völlig überwältigt über den Erfolg, den er mit Black Sabbath hat. Er sieht sich immer nur als ungebildeter Arbeitersohn, der nur singt und noch nicht mal ein Instrument spielen kann. Erst mit der Zeit und vor allem mit seiner zweiten Frau Sharon bekommt er seine Karriere und seine Tantiemen in den Griff. Was er allerdings lange nicht schafft, ist seine Alkoholsucht in den Griff zu bekommen. Er hält sich für einen netten Menschen, auch im Suff und ist dann völlig entsetzt, wenn er mal Videoaufnahmen von sich selbst in völlig rauschhaften Zustand sieht. Entsetzt von dem rumbrüllenden Monster, vor dem sich seine Kinder heulend in Sicherheit bringen, verspricht er immer wieder Besserung - bis der nächste Tag anbricht und er seine Probleme nicht mehr im Griff hat.

Chris Ayres trifft genau den Ozzyton, die deutsche Übersetzung ist zum Glück gemäßigt und von der Fäkalsprache befreit, trotzdem hört man immer wieder Ozzy hindurch. Er wird nicht beleidigend ehemaligen Kollegen gegenüber, tritt nicht nach sondern schiebt immer sich und sein Verhalten in den Vordergrund. Bekannte Namen tauchen immer mal wieder auf, musikalische Weggefährten werden auch etwas genauer betrachtet, aber große Skandale sind nicht zu erwarten. Eventuelle Geheimnisse sind in Ozzys Breigehirn gut aufgehoben, er erzählt mit einer sehr humorvollen Note und es macht einfach Spaß, ihn auf seinem Lebensweg zu begleiten. Sein Sarkasmus lädt ständig zum Schmunzeln ein, er sagt, was er denkt und beschönigt und entschuldigt nichts. Er weiß, wer er ist und auch, wie er gesehen wird. Sein Fokus liegt eindeutig auf der Person Ozzy, wer Details über seine Musik erfahren wollte, der wird enttäuscht sein, dies läuft eher belanglos im Hintergrund ab. Mit Sharon hat er dann endlich seine große Liebe und seinen Ruhepol gefunden, schlussendlich sogar seine Süchte in den Griff bekommen. Wie eine Katze mit neun Leben kommt er immer wieder auf die Beine, es ist wahrlich erstaunlich, was sein Körper alles verkraften kann. Hineingeworfen in eine verrückte Welt, die sich ein Normalsterblicher kaum vorstellen kann.

Fazit

"I am Ozzy" - der Originaltitel der Biographie von Ozzy Osbourne trifft wie die Faust aufs Auge. Offen, ehrlich und vor allem schonungslos erzählt Chris Ayres das, was Ozzy ihm offenbart. Niemals verletzend, aber doch unglaublich humorvoll und mit vielen Bildern untermauert ist es die Lebensgeschichte eines Arbeiterkindes, der in eine damals völlig verrückte Zeit hineingeworfen wurde. Hat er wirklich einer Fledermaus den Kopf abgebissen? Taucht ein in Ozzys Welt und staunt.

:stern
Meine verwendeten Bilder habe ich entweder selbst erstellt oder sie kommen von dieser Seite

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