Klappentext:
Agatha kann es nicht glauben: ihr Leben lang war sie ein Muster an Anstand und gutem Benehmen, und plötzlich soll all das nicht mehr zählen? Grund dafür ist ausgerechnet der charmante Scott, stadtbekannter Herzensbrecher und unbekümmerter Lebemann. Doch vergebens versucht Agatha, sich gegen die Verführungskünste des angeblich Unwiderstehlichen zu wehren. Ihr Herz hat bereits entschieden...
Meine Einschätzung:
Der Roman spielt 1880 in Proffitt - einem kleinen Kuhkaff im Herzen von Kansas. Dort lebt die - mit 35 Jahren - mittlerweile altjüngferliche Agathe Downing. Sie betreibt einen kleinen Hutladen und hält sich mehr schlecht als recht über Wasser. Mit ihren erzkonservativen Ansichten, hohen moralischen Ansprüchen und ihrem mausgrauen Äußeren erfüllt sie jedes Klischee einer "Übrig-Gebliebenen". Seit sie als Kind die Treppe hinabgestürzt ist, hinkt sie zusätzlich noch und somit sind ihre Heirats-Chancen im Lauf der Jahre immer mehr Richtung Null gesunken.
Großen Verdruss bereitet ihr der neue Nachbar - Scott Gandy - der im gleichen Haus wie sie wohnt und zusätzlich einen Saloon eröffnet hat. Agatha ist Präsidentin des örtlichen Verbandes der Frauen gegen Alkoholmissbrauch und unterstützt nach Kräften die Prohibitionsgesetze. Somit ist Scott ihr erklärter Todfeind. Außerdem bleiben immer mehr Kundinnen aus, weil sie sich nicht mehr in die Nähe ihres Hutladens wagen da immer wieder betrunkene Saloon-Gäste die Frauen belästigen. Scott hingegen ist ein äußerst attraktiver Mann und sich seiner anziehenden Ausstrahlung auch völlig bewußt. Mit Witz und Charme lockt er immer mehr Gäste in seinen Saloon - sehr zum Ärger Agathas.
Die Voraussetzungen sind also nicht günstig, als die beiden sich kennenlernen. Aber das Schicksal geht manchmal sonderliche Wege und so entwickelt sich zwischen diesen beiden völlig unterschiedliche Menschen zuerst eine seltsame Freundschaft und später tatsächlich Liebe.
Jeder weiß, daß ich LaVyrle Spencer als Autorin heiß und innig liebe. Sie versteht es auf einfach unnachahmliche Art und Weise ihren Protagonisten Leben einzuhauchen. Es ist einfach herzerweichend schön zu lesen, wie Agathas eiserner Panzer aus Moral und Anstand langsam aber sicher Risse bekommt und wie Scott lernt, daß es mehr im Leben gibt als Weiber und Alkohol.
Wer auf stürmische Leidenschaft und seitenlange Beschreibungen im Matrazen-Nahkampf hofft, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Das Buch ist fast eine komplett sexfreie Zone. Ich muß jedoch gestehen, daß ich dies ebenfalls besonders an der Autorin schätze. Schwülstige Sexszenen kann fast jeder zu Papier bringen - aber echte Emotionen in einem packenden Roman an die Leserin zu übermitteln - das ist schon etwas anderes. Und diese Kunst versteht LaVyrle Spencer auf das Vortrefflichste.
Eine Warnung möchte ich jedoch aussprechen: Legt Euch unbedingt eine große Packung Taschentücher parat - ihr werdet sie mit Sicherheit brauchen!!!
Wertung: 5 von 5 Punkten