Heißhunger von Joanne Fedler

Liebesromane mit Witz, Sarkasmus und starken Frauen

Moderatoren: mallory, Mondfrau, gini

Heißhunger von Joanne Fedler

Beitragvon SchneeMcKettrick » 28.02.2011, 10:25

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Heißhunger: Roman
Joanne Fedler
Knaur HC 2011-02-14 Gebundene Ausgabe 464 Seiten

Inhalt:
14 Fusilli – damit wärmt Joanne sonst ihre Kaumuskeln auf. In den mageren Zeiten ihrer Diät nennt sich das nun großspurig »Abendessen«. Und da soll eine Frau nicht schwach werden? Doch eine Stabheuschrecke im Minirock, auch Ernährungsberaterin genannt, ihr Ehemann und zwei Kinder, die sie auf Trab halten, werden zu Joannes Verbündeten
Quelle: Knaur

Meine Meinung:
Joanne musste ihr geliebtes Afrika verlassen und zusammen mit ihrer Familie in Australien Fuß fassen. Kontakte knüpfen ist nicht einfach und die Waage steigt auch immer mehr in die Höhe. Joanne beschließt, dass nun Schluss ist mit sämtlichen Leckereien und begibt sich in die Hände einer Diätdomina. Schon sehr bald bemerkt sie, dass die Kilos nicht ihr einziges Problem sind.

Was wie ein heiterer, oberflächlicher Frauenroman zum Thema Diät klingt, ist in Wahrheit weit mehr. Natürlich spielt auch das Abnehmen eine Rolle, aber vielmehr geht es um die Entwicklung der Protagonistin, die immer noch darunter leidet ihre Heimat verlassen zu haben. Der Roman ist tiefgründig und bleibt dabei dennoch unterhaltsam und leicht.

Joanne ist eine sympathische Protagonistin, die die Leser oft persönlich anspricht und es leicht macht ihre Gefühle nachzuvollziehen. Sie ist eine Frau mitten aus dem Leben und keine 0815- Protagonistin. Ihre bodenständige Art und ihre witzige Weise Dinge aus ihrem Diätumfeld zu benennen, machen es einfach, diesen Charakter zu mögen.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt gut. Sie bedient sich einer einfachen, aber nicht langweiligen, Sprache und legt immer ein bisschen Humor mit in ihre Schreibfeder. Ab und an wurde die Geschichte leider etwas langatmig, was den Lesefluss geringfügig störte. Zum Glück nahm der Roman schnell wieder Fahrt auf und konnte von mir weiter verfolgt werden ohne dass ich es genervt zur Seite legen musste.

Wer einen Roman sucht, bei dem es darum geht, wie die Protagonistin in Höchstgeschwindigkeit an Kilos verliert und schnelle, oberflächliche Unterhaltung erwartet, wird von „Heißhunger“ enttäuscht sein. Wer aber daran interessiert ist, sich auf eine Geschichte einzulassen, die weit mehr ist als der Klappentext verrät, wird seinen Lesegenuss finden.

Bewertung:
9 von 10 Punkten

:stern
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Schokolade ist Gottes Entschuldigung für Rosenkohl
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Re: Heißhunger von Joanne Fedler

Beitragvon patwelli » 23.08.2011, 21:09

Ich fand Joanne sehr jammerig, ständig hat sie eigentlich nur darüber gejammert, dass sie ihr geliebtes Südafrika verlassen mussten, weil es da einfach zu viel Gewalt gab. Sie sind dann nach Australien gezogen, wo sich ihr Mann erst einmal beruflich beweisen musste und sie alleine mit den Kindern den Haushalt führen sollte - ohne Putzfrau und Kindermädchen, was sie von Südafrika ja gewohnt war. Sie wusste noch nicht einmal, dass man zum Kloputzen auch Gummihandschuhe anziehen kann - hat sie ihren gesunden Menschenvertstand irgendwo abgelegt? Auch hat mich oft die Diskrepanz in ihren Aussagen gestört - zum einen, dass ihr eigenes Kindermädchen die eigene Tochter nicht erleben durfte, da sie von ihrer Mutter aufgezogen wurde, da sie ja ein fremdes Kind aufziehen musste, um Geld zu verdienen. Wenn man die Schlange dann weiterspinnt, so arbeitet eigentlich jede Mutter und verzichtet auf das eigene Kind, um Geld zu verdienen, dass jemand anderer das Kind erzieht oder man das Geld verdienen muss, fremde Kinder zu erziehen. Okay - ich fange an zu schwafeln, aber ich hoffe ihr versteht, was ich sagen will.

Außerdem hat Joanne in Südafrika in einem Zentrum als Frauenanwältin gearbeitet und fast tagtäglich mit Vergewaltigung zu tun, was in Südafrika normal zu sein scheint. Genauso wie die extreme Gewalt, wegen der sie ja dann auch umgezogen sind. Zusätzlich erzählt sie auch noch die Geschichte ihres Großvaters, der als Jude zu einer gewissen Zeit fliehen musste und sich dort ein neues Leben aufgebaut hatte. Die Diätgeschichte ist eigentlich relativ nebensächlich und das einzig Witzige an dem Buch. Mich hat auch eine Stelle sehr gestört, an dem Joanne Gott anfleht, doch bitte ihre Kinder besonders zu beschützen. Wieso denn nur ihre Kinder? Sind die etwas besseres als alle anderen schützenswerten Kinder? Religion ist auch ein großes Thema, ziemlich langatmig geht sie auf die einzelnen Religionen ein und stellt sie ausführlich vor.

Die Geschichte bietet von allem etwas und wirkt deshalb ziemlich unstrukturiert. Die Autorin erzählt einzelne losgelöste Episoden aus ihrem Leben, ein roter Faden ist nicht wirklich zu erkennen. Ihre Unzufriedenheit mit ihrem Gewicht geht eigentlich gleich her mit ihrer beruflichen und familiären Unzufriedenheit, ein wahres Bild des Jammers. Ein frisch fröhlicher Roman sieht anders aus, wer allerdings etwas Tiefgang sucht, der schimmert doch ansatzweise hier durch.

LG
Patty
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