Rachel im Wunderland: RomanMarian Keyes
Heyne Verlag 2000-07-01 Taschenbuch 592 Seiten
"Rachel im Wunderland" wurde von der irischen Autorin Marian Heyes geschrieben und handelt von der 27-jährigen Rachel, der mittleren der 5 Walsh-Schwestern. Über 4 der 5 Schwestern hat Marian Keyes schon Bücher geschrieben; man muss die Bücher aber nicht der Reihe nach lesen, sondern kann ruhig mittendrin anfangen.
1. Wassermelone (Watermelon, 1997) - über Claire, die älteste der Walsh-Schwestern, die von ihrem Mann verlassen wird
2. Rachel im Wunderland (Rachel's Holiday, 1999) - über Rachel, die mittlere der Walsh-Schwestern, die ein ernstes Suchtproblem hat, und ihren Entzug
3. Auszeit für Engel (Angels, 2003) - über Margaret, die zweitälteste Schwester, die entdeckt, dass ihr Mann eine Affäre hat, und die daraufhin ein neues Leben beginnt
4. Erdbeermond (Anybody out there, 2005) - über Anna, die zweitjüngste Schwester, deren Mann bei einem Autounfall ums Leben kommt, und wie sie damit klarkommt
Ich bin aus Zufall an das Buch "Rachel im Wunderland" geraten, und obwohl mich davor die Süchtigen-/Entzugsthematik nicht die Bohne interessiert hat, hat mich das Buch von der ersten Seite an gefesselt. Obwohl sich das Thema ziemlich tragisch anhört, schafft es Marian Keyes doch, die Geschichte meist leicht und lustig und manchmal sogar tiefgründig zu erzählen.
Sehr ausführlich (über 400 von 590 Seiten) wird auf Rachels Aufenthalt in der Entzugsklinik eingegangen; dabei erfahren wir in Rückblenden immer mehr und mehr aus Rachels Leben. Auf diese Weise schafft es Keyes zu zeigen, wie schwer es für Süchtige ist, sich die eigene Sucht einzugestehen und wie hartnäckig sie sich weigern, die Realität zu sehen.
Stück um Stück erfahren wir in Rückblenden, wie verkorkst Rachels Leben war: ausgehen und auf angesagte Partys gehen, Kokain nehmen, um gut drauf zu sein, und Downers nehmen, um wieder runterzukommen und schlafen zu können, Geld für Drogen von Freunden borgen (oder sogar stehlen) und nicht zurückzahlen, bei der Arbeit krankmachen, den Job verlieren, sich im Drogenrausch lächerlich machen und es selbst nicht merken, mit wildfremden Männern schlafen, nicht merken, wenn Freunde einem helfen wollen, sondern nur denken, dass sie nerven... Das einzig Gute, was Rachel passiert, ist ihr neuer Freund Luke, doch sie schämt sich seiner, weil er nicht "cool" genug ist.
Eines Tages erwischt Rachel zu viel und sie landet in der Notaufnahme. Ihre Schwester Maggie bringt sie zu ihren Eltern nach Dublin, dort soll Rachel eine Entziehungskur in der Entzugsklinik Cloisters machen. Sie willigt nur ein, weil sie denkt, dass es dort wie auf einer Gesundheitsfarm zugeht und sich dort jede Menge Prominente aufhalten. Aber die Wirklichkeit ist anders, statt Massagen und Fitnessgeräten muss Rachel um halb sechs aufstehen, um das Frühstück zu bereiten. Und es befindet sich kein einziger Promi in Cloisters, stattdessen hauptsächlich mittelalte dicke Männer in braunen Pullovern und mit Alkoholproblemen...
Aber auch nach ihren 2 Monaten in Cloisters ist das Problem für Rachel noch lange nicht gelöst; jetzt beginnt erst der fast noch schwierigere Teil für sie.
Auch wenn sich die Geschichte sehr dramatisch und überspitzt anhört, so ist das Buch doch sehr unterhaltsam und sehr lustig, ich habe oft gelacht. Und auch wenn es sich nicht so anhört: Rachel ist durchaus eine sehr sympathische Heldin, mit all ihrer Unsicherheit und ihrem geringem Selbstwertgefühl.
Das Buch ist übrigens in der Ich-Form geschrieben, was hier sehr gut passt. Durch die Ich-Form glaubt man fast Rachels anfängliches Verdrängen der Realität, bis sie (und man selbst) dann durch die Gruppentherapie nach und nach klarer sieht.
Ich gebe 4 1/2 von 5 Sternen. Ein halber Punkt Abzug für das unsägliche, abrupte und - wie ich finde - unrealistische Ende. In fast jedem anderen Buch würde mich das nicht stören, hier tut es das aber.